Ne bitte nix von der Abstiegstruppe aus Sandhaufen
Ehrlich gesagt kann ich die Voreingenommenheit gegenüber Spielern, die mit ihren Vereinen abgestiegen sind, kurz vor dem Abstieg stehen oder bereits ein gewisses Alter erreicht haben, nicht mehr hören. Ein Spieler wie Jeremias Lorch wäre für den MSV ein absoluter Königstransfer.
Wir sind nicht der FC Bayern. In der kommenden Transferperiode haben wir nicht mehr die finanziellen Rahmenbedingungen eines Topteams der Regionalliga West. Es geht ums nackte Überleben – und darum, eine kluge, strategisch durchdachte Kaderplanung umzusetzen.
Klar ist: Chris Schmoldt trägt Mitverantwortung für den Abstieg. Aber glaubt ihr wirklich, er wiederholt eine Grlic-Transferperiode mit Typen wie Bakalorz oder Knoll? Oder lässt sich plötzlich auf Heskamp-Zugänge à la Esswein oder Köpke ein? Ich glaube, er hat aus seinen Fehlern gelernt. Er wird genau abwägen, wer in den Schattenkader gehört – und wer eben nicht.
Wir sollten keine grundsätzliche Angst vor Ü30-Spielern oder Profis aus Absteiger-Teams haben. Michael Preetz wird dabei ein entscheidendes Wörtchen mitreden – und hat bereits bei Amtsantritt die vorherigen Transfers kritisch eingeordnet.
Fakt ist: Auch in diesem Sommer werden wieder interessante Ü30-Spieler auf dem Markt sein. Und auch der ein oder andere Spieler eines Absteigers kann für uns relevant werden. Jeremias Lorch wäre in meinen Augen ein absoluter Gewinn. Ein Spieler, der ein echtes Upgrade darstellt – und gleichzeitig genau weiß, worauf er sich einlässt: Einen finanziell klammen, aber emotional aufgeladenen Traditionsklub. Einen schlafenden Riesen. Keine Dorfromantik mit überzogenen Ambitionen und dickem Geldbeutel.
Der MSV wäre aus meiner Sicht fahrlässig, solche Spieler grundsätzlich auszuschließen. Wenn man davon ausgeht, dass Pledl und Uzelac den Verein verlassen, hätten wir kommende Saison gerade einmal zwei Ü30-Spieler im Kader: Dittgen (30) und Hahn (32). Alle anderen sind im besten Fußballalter – oder auf dem Weg dorthin. Was spricht also dagegen? Die Vergangenheit?
Und noch ein Wort zu all jenen, die immer noch diese Haltung haben: Everybodys-Darling Moritz Stoppelkamp, war bei seiner Vertragsunterzeichnung 30 Jahre alt – und war gerade zweimal in Folge abgestiegen. Nach der heute so beliebten Logik („Satt, über den Zenit, Abstiegserfahrung“) hätten wir ihn gar nicht verpflichtet. Und dann? Fast 200 Spiele, 120 Scorerpunkte, Platz 35 der Rekordspieler, Platz 9 der Rekordtorschützen, alle 242 Minuten ein Tor – wahrscheinlich auch der beste Vorlagengeber der jüngeren Vereinsgeschichte.