Zum Schluß meine Analyse 2008/09
Meine Schlussfolgerungen:
1.) Die wesentliche Erkenntnis vorweg: Der MSV hat unter Neururer einen Punkteschnitt erzielt, welcher hochgerechnet auf die gesamte Saison wohl zum direkten Aufstieg gereicht hätte.
Die Punktverluste gegen Ingolstadt, Koblenz und Frankfurt waren zwar ärgerlich, aber m.E. nicht entscheidend. Denn auch die Aufsteiger wie Mainz hatten ihre desolaten Aussetzer (Heimspiel gegen Ahlen, 1860, Ingolstadt, auswärts in St. Pauli etc.). Fazit: Gepatzt haben alle Aufstiegsaspiranten einmal, zweimal, dreimal... Diese Patzer wären genauso wenig aufstiegsentscheidend gewesen wie unsere Patzer gegen Braunschweig, Burghausen, Rostock und Köln in der Aufstiegssaison 2006/07. Am Ende hätte es m.E. in dieser Saison trotz Koblenz und Co. zum Aufstieg gereicht.
2.) Meines Erachtens wiegt das erste Saisondrittel unter Bommer/Scholz für den Saisonausgang schwerer als die gelegentlichen Patzer unter Neururer. Denn unter Bommer/Scholz wurde der Anschluss an die Aufstiegsplätze vorentscheidend verloren und konnte unter Neururer letztlich nicht wiederhergestellt werden. Als Neururer sein Amt übernahm, hatten wir 9 Punkte Rücktstand auf Platz 3 und 10 Punkte auf Platz 2! Dieser Rückstand war trotz fulminanter Serie verkürz- aber nicht ganz aufholbar. Peter Neururer einen Vorwurf zu machen, dass er nicht NOCH MEHR als die ohnehin schon starken 33 Punkte in der Rückrunde (vielleicht 40 oder gar 50!!??) geholt hat, ist unfair. Er hat seine Arbeit gemacht.
3.) Hieraus folgt für mich: Der Aufstieg wurde unter Bommer verspielt.
4.) Mit Rudi Bommer in die Saison zu gehen, war meines Erachtens die saisonentscheidende Fehlentscheidung, für welche sich Hellmich und vor allen Dingen Bommer-Befürworter Hübner verantwortlich zeichnen. Der Bundesligaabstieg war unnötig. Die Stimmung war vergiftet. Hier hätte man mit einem neuen Mann in die Saison gehen müssen, wie es ein Großteil der Fans gefordert hat.
5.) Jeder (friedliche) Protest gegen diese fatale Trainerpolitik war nicht nur gerechtfertigt, sondern bitter notwendig. Insbesondere war die Rote-Karten-Aktion gerechtfertigt. Sie hätte noch früher kommen können. Müssen?
Hellmich hat auf der JHV eingestanden, dass es möglicherweise eine seiner menschlichen Schwächen sei, an Personen zu lange festzuhalten.
Das soll kein Nachkaten sein. Wer mir Nachtreten vorwirft, hat nichts verstanden. (Ich kenne meine Pappenheimer...) Am Ende einer Saison MUSS eine Analyse, insbesondere eine Fehleranalyse erfolgen. Und diese mache ich hier aus meiner Sicht. Es geht nicht um Nachtreten. Nur muss man auch mal sagen dürfen, dass einer S***** gebaut hat, wenn er S****** gebaut hat.
6.) Nun zu Neururer im Detail: Gut, er hat den möglichen Aufstieg nicht erreicht. In einigen Spielen hat seine Mannschaft völlig versagt. Frankfurt, Koblenz -um nur zwei Spiele zu nennen. Auch der Auftritt in Augsburg war außerordentlich schwach. Gegen Frankfurt reichte es auch im Heimspiel nur zu einem 0-0. Hier muss man dem Trainer aber zu Gute halten, dass er innerhalb von wenigen Wochen strukturelle Schwächen nicht beseitigen kann. Auch gegen Lautern und in Osnabrück (Hinrunde) konnte man noch nicht auf dem Stand sein, welchen man nach der Wintervorbereitung erreicht hatte. Die Altlasten waren zu groß. Hiermit meine ich auch den konditionellen Stand. Geradezu eklatant ist das deutlich negative Torverhältnis des MSV in der Schlussphase (70te bis 90te Minute) vor Neururer (-4). Der MSV hatte unter Bommer in den Schlussphasen oftmals nichts mehr zuzusetzen, erzielte kaum Tore, kassierte auf der anderen Seite einige schmerzliche Gegentreffer. Die Bilanz bezüglich der Schlussphase wäre sogar noch katastrophaler ausgefallen, wenn es nicht diesen „Aussetzer“ mit vielen späten Toren gegen Ingolstadt (6-1) gegeben hätte.
Unter Neururer hatte der MSV in den Schlussphasen wesentlich mehr anzubieten. Mehr Kraft, mehr Wille, mehr Ordnung, mehr Selbstvertrauen! So u.a. beim späten Sieg in Aachen. Ohne das Spiel in Lautern wäre auch hier die Bilanz noch besser ausgefallen (+3).
Apropos Aachen: Ein Prestigeerfolg des MSV. Seit 20 Jahren mal wieder auf dem Tivoli gewonnen. Ein Sieg im letzten Flutlichtspiel auf dem Tivoli. Dies zeigt, dass es nicht nur die Spiele gegen Frankfurt und Koblenz gab. Es gab diese Prestigesiege, die mit der Saison versöhnen.
Die Brisanzspiele wurden gewonnen bzw. zumindest nicht verloren. Der klare Sieg in Oberhausen vor 8.000 Mitgereisten schreit genauso nach einer Neuauflage wie die Betzenbergerstürmung. Angstgegner Rostock und 1860 konnten geschlagen werden. Gegen 1860, Fürth und Freiburg sahen wir stark aufspielende Zebras. Eingebübte Spielzüge, Flanken. Dinge, die wir unter Bommer kaum sahen. Für die Belebung aus dem Mittelfeld zeigte sich u.a. Tiffert mit seinen Flanken und Pässen verantwortlich. Tiffert, ein Spieler, der unter Bommer rausgeekelt werden sollte.
Auch in Sachen Starke setzte Neururer letztlich auf den richtigen Mann. Zum Unverständnis vieler Fans führte er gleich zu Beginn seiner Amtszeit die Konterrevolution und beorderte Tom Starke zurück ins Tor.
Duisburg entwickelte sich unter Neururer zur konterstärksten Mannschaft der 2. Liga (Quelle: Premiere). Diese Entwicklung hätten wir gerne auch bei den Standardsituationen verzeichnet. Sporadisch wurde es hier besser. Ganz sporadisch. Schlechter konnte es auch nicht mehr werden.
Das Spiel nach vorne konnte sich stellenweise sehen lassen. Doch war es nicht die Offensive, sondern vornehmlich die Defensive, die unter Neururer stark verbessert auftrat. Der Gegentoreschnitt wurde von 1,38/Spiel auf sagenhafte 0,86/Spiel gesenkt. Hier liegt die signifikanteste Verbesserung. Demgegenüber wurde die eigene Torquote „nur“ von 1,54/Spiel auf 1,71/Spiel gesteigert.
Die Handschrift Peter Neururers aus Bochumer Erfolgszeit ist in Ansätzen erkennbar. Den VfL Bochum zeichnete damals ebenfalls eine bärenstarke Verteidigung aus. Viele Spiele wurden damals mit 1-0 gewonnen. Oftmals durch Standardsituationen. Hier besteht weiterhin erheblicher Verbesserungsbedarf. Die Defensive inkl. def. Mittelfeld und Torwart ist aber schon jetzt eine Bank.
Die wichtigste Schlussfolgerung wurde hier schon mehrfach gezogen:
Neururers Bilanz macht uns Mut im Hinblick auf die neue Saison.
Denn dann starten wir gleich am ersten Spieltag mit einem Trainer, der wohl etwas von seinem Job versteht. Wir starten ohne eine offene Torwartfrage und ohne Dissonanzen zwischen Trainer, Fans und Spieler. Die Ausgangslage ist eine andere als zu Beginn der abgeschlossenen Saison.
Doch mahnt Ruuudi zurecht. Erleben wir eine kontinuierliche Weiterentwicklung unter Neururer oder verschleißt er sich bald (wieder)? Meine Hand möchte ich weder für das eine noch für das andere ins Feuer legen. Kann es zwischen Hellmich und Neururer noch lange gut gehen? Wie ist es um Neururers Loyalität bestellt, wenn Bochum und Co. winken? Ebenfalls offene Fragen.
Ich mache jetzt meinen persönlichen Strich unter die Spielzeit 2008/09 und sage: Mit Mut voran in die neue Saison. Wir scheinen auf dem richtigen Weg. Alte Rivalen wollen (wieder) geschlagen werden.
In der Trainerfrage können sich Dinge sehr schnell verändern, aber derzeit macht die Entwicklung wirklich Mut. Diese positive Stimmung sollte der MSV nicht riskieren, indem am Ende ALLE fraglichen Spieler nicht gehalten werden können.