Wie hart die Schlagstöcke sich anfühlten, weiss man wohl nur, wenn man vor Ort war. Hier ist die Fernsehübertragung nicht ausreichend. Aber hundert prozentige Zustimmung zu Beitrag #48. Mit den Stellungnahmen der Offiziellen wird die Dynamik der gezeigten Bilder erst in die Richtung geleitet, die sich schon vorher als redaktioneller Grundkonsenz abgezeichnet haben muss. Sprich: mal nur gut, dass es Deutschland als Hort der Moral im europäischen Fussball gibt, mit seiner stets verbraucherorientierten Einsatzpolizei, deren Schlagstöcke in Wirklichkeit die Laserschwerter der guten Seite der Macht repräsentieren, deren Taktgeber wer?...klaro, FC Bayern München, ist...
...und Griechenland, die kennt man ja sowieso schon...natürlich wurde in der Vorabberichterstattung nicht verabsäumt, einen circa 150 Kilo schweren griechischen Reeder und Big Spender von Olympiakos Piräus in denkbar ungünstig sein Gewichtsproblem herausstreichenden Aufnahmen, seine im Hafen vor dem Vereinsheim dümpelnde Riesenyacht, und ein arrogantes Statement der Vereinsführung, dass man sich als FCB Griechenlands empfindet, mit Bildern von diversen Fanausschreitungen zusammenzuschneiden...
Fussballerisch war die hellenische Horde dann erstaunlich harmlos, zum Teil dilettantisch unterwegs, sodass sich ein bizarrer Spielverlauf ergab, bei dem keiner der Beteiligten das tun wollte, weswegen der wie immer zu simpel denkende Fernsehzuschauer sich den Abend vor der Glotze eigentlich freigehalten hatte, nämlich so hochwertig wie möglich Fussball spielen. So musste Bela Rethys wie üblich faktisch grundsolider Kommentar, der mittlerweile auch mehr und mehr ohne künstliches Euphorisierungsgehechel auskommt, zusammen mit der hörbar dichten Athmosphäre das meiste rausreissen.
Ein unerwartetes Highlight dann das Müller-Tor von der Seitenlinie und dann gegen Schluss noch die schlitzohrige Bude vom kleinen Götze, der wieder mal zehn Minuten mitmachen durfte, dem Guardiola aber zeigte, warum Löw halt der bessere Trainer ist, zumindest, wenn es darum geht, deutsche Spieler ins richtige Licht zu setzen.
Ganz unverständlich für mich, wie dieses neue Dreier-Mittelfeld, eine Art bizarrer Barca-Reloaded-Versuch seitens Guardiola, funktionieren soll. Vidal scheint sich auf hohem Niveau zu langweilen, darf wahrscheinlich per höchster Verfügung gar keinen mehr umhacken, lässt sich sogar wieder als solche erkennbare Haare nachwachsen, und überlässt die entschiedene, immer hochriskante Intervention dann halt dem bärtigen Altmeister Alonso, der wacker seine ollen Knochen reinwirft, aber bis auf die gezielten, manchmal genialen Langhölzer völlig ohne Bindung im Aufbauspiel herumagiert.
Es zeichnet sich ab, dass Vidal ohne dieses Anspringen, sich übers Ballerobern selbst heiss machen, und auch durch die ziemlich feste Ordnung, zur Zeit seinen erheblichen Esprit ganz verloren hat.
Für den ist der vom Ressbrett in den Kopf eingehende und dann aufs Spielfeld übertragene Guardiola-Kontroll-Fussball momentan die reinste Seuche. Er hat weder die rein mannschaftsdienliche Selbstdisziplin eines Xavi noch den genialen Überblick eines Iniesta, der immer alles kann, was er will, während Vidal ein reiner Instinktfussballer ist, sehr ähnlich gestrickt wie Ribery.
Ein Mann wie Alaba himgegen verschwindet irgendwie völlig, jedenfalls beim Betrachten des Ganzen in der Glotze. Für mich müsste der eindeutig dort spielen, wo dieser komische Thiago Alcantara genauso künstlich deplatziert erscheint, wie sein Name es bereits erahnen lässt. Für mich der absolute Schwachpunkt in der Mannschaft, sinnfrei ballverliebt, daher viel zu langsam, und anscheinend kann er das Spiel auch nicht besser lesen als bei uns vielleicht, sagen wir mal, Dennis Grote. Er saugt mehr als die Hälfte der Effektivität, welche die ziemlich grandiosen Flügelleute Müller und Costa jedenfalls gegen schwache Gegner bewirken können, restlos auf wie ein schwarzes Loch mitten im Spielaufbau.
Kurzes Fazit noch: das einzige, was bei Bayern zog, nachdem Douglas Costa auch schon ein bisschen durchschaubarer wirkte, und einem doch nicht mehr immer wie ein neuer Robben vorkam, waren unsere Nationalspieler: Boateng, der irgendwie immer besser wird, Neuer, Müller, der momentan wahrscheinlich drittbeste Angreifer der Welt. Und Flipsi Lahm bringt es im übrigen unverändert auf einem Niveau, dass man sich wünschen möchte, er sei nie zurückgetreten. Und man vermisst Kroos und Schweinsteiger mit ihren Fähigkeiten, alles zu vernetzen, ihrer im besten Sinn kerndeutschen Art, den Fussi zu interpretieren.
Zu den Griechen, die offenbar seit der Bayern-Führung nur noch vermeiden wollten, heillos mit der Tordifferenz hinten rein zu rutschen, fällt mir nur Esteban Cambiasso ein, der grosse Argentinier, der mit Inter 09/10 die CL mit einem Weltstarensemble ziemlich eindeutig gegen, wenn ich es noch richtig weiss, im Finale ziemlich überforderte Münchner gewann.