Ich habe es so wahrgenommen, dass Ribery ziemlich gezogen wird und dann ebenso energisch versucht, sich freizumachen. Dass er dann das Gesicht des anderen nicht ganz unabsichtlich "mitnimmt", mag so sein, ist aber leider mittlerweile fast schon eher allgemein üblich. Mandžukić und Lewandowski selbst fallen mir jetzt spontan ein, die jeweils ein Delikt auf eben diesem Primitivniveau begangen haben, wahrscheinlich waren auch noch einige andere mit entsprechendem unterwegs. Leider ist Ribery fast immer dumm genug, solche Sachen derart auffällig zu machen, dass sie eben auch direkt für Diskussionen sorgen.
Im vorliegenden Fall finde ich die Angelegenheit aber nicht eindeutig genug, um ihm wirkliche Absicht zu unterstellen. Ausserdem darf sicher davon ausgegangen werden, dass die Gegenspieler des Bayern-Flügelflitzers es bei dem drauf anlegen, weil sie wissen, dass er sich leicht hinreissen lässt.
Denn letztendlich ist er ein Spieler, zu welchem die Provokation gehört. Die unkonventionelle Art, seine Gegenspieler aussteigen zu lassen, bringt es mit sich, dass er diese immer auch vorführt. Das provoziert Frustfouls und auch Verzweiflungsaktionen, und Ribery ist eben auch einer von diesen Bad Guys, die keiner Auseinandersetzung aus dem Weg gehen. Das ist immer ein Ärgernis, wenn man den nicht in seiner eigenen Mannschaft hat. Wir haben aber z.B. mit Brandy einen Jungen, der solche Gefühle in Gegnern vielleicht auch mal auslöst. Von daher habe ich ein gewisses Verständnis für die Leute, die Ribery mögen. Hiervon nehme ich natürlich brutale Bösartigkeiten, die ein Ribery auch immer mal drauf hat, ausdrücklich aus.
Für mich ist das entscheidende Kriterium bei solchen Sachen am Schluss, inwieweit ein Spieler eine schwere Verletzung seines Gegenübers in Kauf nimmt, oder vielleicht sogar bewusst herbeizuführen versucht. Hier war besonders Lewandowski, aber auch Dante, von anderem Kaliber. Erst dadurch, dass alle dabei bleiben konnten, wurde aber ein Finale von historischer spielerischer Qualität ermöglicht. In diesem Sinne hat der Schiri ein paar hundert Millionen Menschen glücklicher gemacht, als sie es z.B. mit Knut Kircher wahrscheinlich geworden wären.
Hoffentlich wegweisend, dass Schiris sich zukünftig mehr als Teil eines sportlichen Events wahrnehmen, und weniger als Schrankenwärter vom Dienst. Alles in allem gibt der Spielverlauf ja denjenigen, die für lockerere Zügel des Spielleiters plädieren, mal wieder recht: keine Schwerverletzten, keine Rudelbildungen in der Schlussphase, alle konnten das Ergebnis akzeptieren. Und nicht mal Klopp ist richtig abgeflippt.