Ganz komisches Spiel. Zuerst die Bayern tatsächlich mit dem äussersten Mut der Verzweiflung, und dann werden sie schon wieder innerhalb von Minuten durch zwei Angriffe erledigt, von denen man sich stinrrunzelnd fragt, ob man es tatsächlich so billig hinnehmen muss gegen die Weltklasse-Angreifer Suarez, Neymar und Messi, oder ob das nicht eher VFB-Stuttgart-Defensivverhalten (sorry, Okapi) darstellte.
Danach dann, nach dem 1:2 ohne verbliebene Aussicht aufs Weiterkommen, geschah einfach sehr sehr lange gar nichts mehr. Und als Barca dann eigentlich aus reiner Langeweile aufhörte, richtig aufzupassen, ebenso wie wahrscheinlich die Mehrzahl der Zuschauer, kamen Müller, Schweini und der wirklich hervorragende Lewandowski auf einmal nochmal wie Kai aus der Kiste. Seltsameres hat man auf diesem Niveau noch selten gesehen.
Diese reichlich primitive Trickserei der Bayern diente natürlich keinesfalls noch dazu, dieses Spiel zu gewinnen. Aber sie schafften noch den Triumph im Bezug auf die Selbstinszenierung und damit Weiterverwertung innerhalb der schnell klickenden Medienlandschaft.
Ein selten bescheuerter Sieg, der auch noch selten bescheuert durch das Herbeizitieren des Stürmers Müller, Live aus dem Fernsehstudio, untermalt wurde. Guardiola wollte seine Helden alle zusammen haben, um ihnen zu danken, erfuhr man. Aha. Ganz richtig, Olli Kahn, dies ist ein "Kasperletheater", und dieser kindliche Ausdruck ist selbstredend noch sehr stark zurückgenommen für solch einen Schwachfug vor dem Herrn. Erinnerte viel mehr an die falsche Emotionalität, welche etwa die "singende Sagrotanflasche" (Jan Böhmermann) Helene Fischer verbreitet, als an ehrlichen Rock.
Aber erbarmungslos zog diese Selbstbeweihräucherungskapelle nunmehr durch die Landschaft, und man hörte oder las es mit wirklichem Fracksausen, dass sich unser anscheinend weltbester Torhüter wohl nicht entblödet haben soll, das Fazit dieser beiden Spiele auf insgesamt das eine Tor herunterzubrechen, welches Neymar in der Nachspielzeit des Hinspiels noch erzielt habe. Im Geiste mitrechnen soll der geneigte User hierbei natürlich Ribery und Robben, und sich fragen, was bei Barca ohne Neymar und Messi gebacken gewesen wäre.
Dieses nachhaltige Cheatertum steht auch wie eingemeisselt in das starr girnsende Gesicht des WM-Helden Mario Götze, der bei Guardiola längst zu einem Ergänzungspieler degradiert wurde, der bei denen erst auf einige Einsatzminuten hoffen darf, wenn ein Mitchell Weiser, Bernat oder Thiago grandios formschwach, oder endich müde gespielt ist. Und der darüber hinaus vom Kaiser persönlich via Bildzeitung gerade endgültig zur Kanaille gemacht, und dem Spott der Nation auf breitest möglicher öffentlicher Basis preisgegeben wird.
Leider kein Mitleid, hast dir diese zynischen Weltbildmanipulatoren selber ausgesucht, und konntest ja gar nicht schnell genug dort hinkommen, armer Junge! Ist alles ein bisschen so, wie man sich die frühere Propagandaabteilung Sport DDR vorstellt. Und langsam kommt man darüber zu der Erkenntnis, warum die ausgerechnet den in allen Sytemen funktionierenden Matthias Sammer zu sich holten.
Viel interessanter eigentlich als die Bayern, welche ohne Robben und Ribery wahrscheinlich die langsamste Spitzenmannschaft der ganzen Welt haben, einschliesslich aller Italiener, ist ehrlich gesagt Barca. Wenn man dies richtig sehen konnte, so haben sie ihre oft zwanghaft wirkende, und nicht selten nervtötende Art der totalen Kontrolle unter Luis Enrique zum Teil wieder aufgegeben. Hinten standen sie sogar oft so blank, dass es an die Brasilien-Brasilianer erinnerte. Extrem riskante Tempoaufnahmen durch einen herausspielenden Verteidiger, selbst wenn er gedoppelt wird, spektakulär ansatzlose lange Bälle, knallhartes Gegenpressing und ein hohes Mass an Lauffreude und vertikaler Beweglichkeit kommen vor allem ihrer offensiven Dreierspitze, deren Antritt, Tempo und Technik auch angesichts einer offenbar beliebigen Anzahl von Gegenspielern, zugute. Wobei sie, einigermassen kalkuliert, Risiken anscheinend selbst in einem Auswärtsspiel in Kauf nahmen, in dem es von ihrem Standpunkt aus völlig genügt haben würde, den Fuss auf dem Ball stehen zu haben, sie sich aber mehr daran orientieren, ihren Zuschauern wenigstens zeitweise ihre Extraklasse aufzubieten.