welche Euphorie?
da ist nichts mehr von übrig, ist alles wie in den letzten 2-3 Jahren
Das ist genau der falsche Ansatz. Der Verein ist in einem halben Jahr wie Phönix aus der Asche aufgestanden und hat gezeigt, wie viel Leben in ihm steckt. Wir sind alle leidgeprüft und leidensfähig. Heute ist noch nichts verloren, wir stehen gut da, sind mitten im Aufstiegskampf. Die Mannschaft hat einen Trainer getragen, der nur eine limitierte Handschrift mit sich bringt. Wir erleben gerade, dass sich so eine Hinrunde nicht wiederholen lässt. Eine Hinrunde, in der wir performt haben, in der vieles zusammengekommen ist, der Verein wachgeküsst wurde und in Anfangseuphorie schwebte, in der nicht alle Schiedsrichterleistungen gegen uns liefen und wir einige Lucky Punches und Last-Minute-Siege feiern konnten. Der Anfangszauber ist verflogen, unser unterdurchschnittliches Spiel, das wir immer wieder in der Saison zeigen, setzt sich fortan durch. Diese Euphorie ist überhaupt erst entstanden, weil unsere Fans dazu bereit waren und in unserem Verein endlich FAST alles Hand und Fuß hatte. Jetzt sind wir aber in einer sportlichen Krise, in der sehr deutlich wird, wer für diese verantwortlich ist.
Hirsch hat nie zu diesem entwicklungsfähigen Kader gepasst. Er hat seine Art von Fußball, die nicht zum Kader passt und nicht dem Vorhaben, nicht nur aufzusteigen, sondern sich kurzfristig in Liga 3 zu etablieren, um dann den ganz großen Wurf zu starten. Alles steht und fällt mit diesem Aufstieg. Schaffen wir den nicht, landen wir möglicherweise auf einer Ebene mit Essen oder Oberhausen, die diese Liga über Jahre nicht verlassen konnten.
Diese Fans sind schnell anzuzünden, das haben sie eben genau ein halbes Jahr lang bewiesen. Die Grundlage war aber höchst seriöse, strategische, zielorientierte Arbeit. Jetzt existiert ein Defizit auf der essenziellsten Position im Verein – die Trainerposition, beziehungsweise beziehe ich hier auch Amateurtrainer Marvin Höhner ein. Beide zeigen eindrucksvoll, dass sie diesem Projekt einfach nicht gewachsen sind. Ich kann keine Phrasen mehr hören, kein Mentalitätsgelaber, keine Ruhrgebiets- oder MSV-Floskeln. Das ist nackter Überlebenskampf, um einen Betriebsunfall vergessen zu machen.
Ich kann mich mit Hirsch nicht mehr identifizieren. Er macht mich tierisch wütend, weil er das Potenzial dieses Kaders verschenkt. Ich habe so eine hohe Meinung von unserem Geschäftsführer, dass ich hoffe, dass er die Eier für eine zügige Trennung hat. Sonst ist unsere Aufstiegsvision einem Sterben auf Raten verfallen, und wir werden uns bald schon aus dem Aufstiegskampf verabschieden. Unsere Krise macht die direkte Konkurrenz stärker, die einen möglichen Aufstieg gar nicht mehr als realistisch erachtet hatte.
Hätte Hirsch mir heute nur den Ansatz einer Besserung gezeigt – nein, es existiert abermals kein Matchplan, kein Spielsystem. Hoch und weit oder langsames Spiel im Aufbau über die Außen, Flanken aus dem Nichts in der Hoffnung, dass ein Töpken den Ball irgendwie über die Linie drückt. Das ist durchschnittlicher, trister Regionalliga-Fußball mit einer Mannschaft, die ein Drittliga-Etat hat. Alles dem Prinzip Hoffnung und Glück.
Ich kann das nicht akzeptieren.