Naja, jedenfalls mal Danke an den Rostocker Schiri Dankert für eine herrlich ereignisarme zweite Hälfte. Das läuft sicherlich unter dem Label Fingerspitzengefühl für den Ärmsten noch mehrfach Paroli, aber er hat es nunmal nicht besser verdient. Mein Abend vor der Glotze endete somit um die sechzigste Spielminute, dadurch dürfte man sich allein schon wieder eine ganze Menge Gebrabbel erspart haben. Ich hab dann etwas gelesen, sollte man ja sowieso viel öfter einmal tun. Man schläft nämlich wirklich besser, wenn man mal abends nicht lange fernsieht!
Im übrigen bin ich an sich keineswegs ein Verbeek-Fan, aber die unprätentiöse Art seiner Stellungnahme zu Robben fand ich herrlich. Die sich daran natürlich notwendig anschliessenden Schulmeistereien von Sammer et al werden locker abperlen, was eigentlich viel schlimmer ist, ist ja, dass die Bazis neuerdings wirklich darauf angewiesen sind, ihre Spiele über solche Nickeligkeiten wie diese komische Robben-Aktion zu holen. Hörte man Verbeek genau zu, hat er keineswegs etwas anderes gesagt, als dass Robben extrem sensibel darauf reagiert, dass er einen gelinden Kontakt verspürt. Das sagte sogar sein Mannschaftskollege und Weltmeistertorhüter Manuel Neuer auch. Warum soll Verbeek es dann nicht erst recht sagen können?
Ob er das in seiner Nebeneigenschaft als Holländer zum Schämen findet, ist ganz allein seine Sache. Wir sind ja hoffentlich nicht mittlerweile in Punkto Einflussnahmeversuchen via Medien soweit, dass ein Sammer einen Holländer vorgibt, was der über einen anderen Holländer zu denken hat. Wenn es so ist, müsste Sammer aber mal dringend im Dschungelcamp angemeldet werden, wo sich überschätzende ältere Es-Profis mit ernstlichem Haaraufall bekanntlich nochmal so richtig ihre Bühne bekommen können, wenn ihnen Daheim keiner mehr zuhören mag.
Ich schäme mich aber auch, ehrlich gesagt. Ich bin nämlich einer derjenigen, die den Fussballer Robben mit seinen besonderen Eigenschaften eigentlich immer aufrichtig bewunderten. Und der ihn gelegentlich sogar mal verteidigt hat, als es schon einmal um seine ziemlich ordinäre Fallsucht, die so gar nicht zu diesem so eleganten Spieler passt, gegangen ist. Und dies, trotzdem er natürlich aus dem hiesigen Blickwinkel immer, wenn er Fussball spielt, ob Verein, ob Nationalmannschaft, die völlig falschen Farben trägt, die bei uns regelrecht auf den Augen weh tun. Dass ich mir dabei Hohn und Spott, und sogar Beschimpfungen wegen Arjen gegeben habe, kann man sich sicherlich denken. Aber diese Dinger da, seine wirklich hanebüchenen Segelflugeinlagen, die hochgerissenen Arme, das verstrahlte Gesicht dabei noch,das geht halt alles nicht mehr, das wurde schon länger viel zu peinlich. Hätte man aber auch schon früher wissen können, wirklich, zugegeben!
Am Krassesten fand ich im übrigen sein Statement nach diesem Spiel, in welchem er auch noch verkündigte, Bochum habe aufgezeigt, wie Fussball eigentlich ist. Womit er sicherlich so etwas ähnliches meinte, wie die Seele des Fussballs. Nunja, wenn irgend etwas dem Fussball die Seele austreibt, dann ist es wohl massgeblich mit die Tatsache, dass fast nur noch bei jeder allerkleinsten Berührung umgefallen wird, dass Spieler sogar ohne Rücksicht auf nur rudimentären Anstand schwere Verletzungen simulieren (siehe Bielefeld am Montag). Und dass man als Verteidiger kaum noch wagen kann, so einen wie Robben ernstlich zu stellen und zu attackieren. Jedenfalls nicht im Land der ganz überwiegend kleinlichen bis kleinkarierten Regelauslegung im Fussball, nämlich bei uns hier in Deutschland.
Und wenn Sammer auf die Vorbildfunktion von Verbeek verweist, dann ist eine Grenze zur Lächerlichkeit deutlich überschritten. Ich möchte gern mal wissen, was den durchschnittlichen Amateurjugendtrainer jetzt mehr quält, die knödelige Ansage von Verbeek, oder die Art, wie ein Robben allen aufzeigt, wie man gänzlich unreflektiert auf die Kacke haut, sobald einen der dicke Zeh des Gegenspielers mit ungefähr dem gleichen Druck berührt, den ein auf der Blüte landender Schmetterling auch verursacht. Genial daran ist aber eigentlich wirklich, was dieser Stürmer für sensible Fersenbeine hat, dem entgeht in diesem Bereich aber auch wirklich nicht das Allergeringste!
Natürlich hätten die Bayern wahrscheinlich sowieso gewonnen, zuguterletzt, das hat aber hiermit gar nichts zu tun. Wenigstens ne halbe Stunde guten Fussball gab es dann ja doch noch, hiermit hatten die Roten aus München allerdings fast nix zu schaffen. Und derjenige, der am Krassesten aufzeigte, wie Fussball eigentlich nicht sein sollte, niemals sein sollte, war Arjen Robben. Freundlich assistiert vom devoten Dresdner Dankert. Hierauf hat Verbeek sehr zu recht hingewiesen, und ich finde, er hat auch die völlig angemessenen Worte dafür gefunden.