Dass die bei der DFL auch nicht alle Latten am Jägerzaum haben, sieht man daran, dass die Kurzmitteilungen, ob Lizenz oder nicht, heute vor dem Feiertag rausgehen, dem dann das Wochenende folgt, sodass die Begründung, die ja eigentlich fix und fertig sein sollte, wenn ein Verein ins Nichts gestossen wird, frühestens fünf Tage später eintrudelt.
Das kann sich auf jeden Fall niemand ausgedacht haben, der auch Fussballanhänger ist. Für mich bleibt da eine schwache Hoffnung, dass es dort vielleicht nicht so professionell zugeht, wie die Lokalpresse es suggeriert. Wenn Hellmich Bedingungen gestellt haben sollte, die man nicht akzeptabel fand, ist immerhin denkbar, dass eine Erklärung, dass er auf solche Bedingungen verzichtet, noch zieht. Sportlich gesehen kann sich keiner dieses Chaos, was ein Lizenzentzug bedeutet, wünschen.
Dass Hellmich jetzt am Ende ist, wenn wir es sind, davon kann gar keine Rede sein. Bezahlen wird das Desaster am Schluss der kleine Steuerzahler. Bis dahin wird Hellmich, wenn er das nicht schon ist, längst in der Schweiz veranlagt. Kentsch und andere werden woanders gutdotierte neue Positionen antreten. Arbeitslos werden die Normalos, von der Verkäuferin im Fanshop bis zum Raseninstandsetzer und Linienzieher. Ziemlich popelig, diese der Pleite folgende Art der Gerechtigkeit. Ich kann da nicht gerade drauf abreiten.
Ich kann auch die Hoffnung auf einen Neuanfang in Liga drei oder vier noch schwach teilen, aber darunter ist es halt nichts mehr, was noch viel mit dem MSV zu tun haben wird, sogar dann, wenn der Name weiterhin benutzt werden darf. Von dort irgendwo zurückzukommen geht nur mit ganz viel Geld von Sponsoren, ganz viel Glück und ganz viel Geduld. Bekanntlich ist die Diskrepanz zwischen Überschuldung und Gewinnerwartung etwa in Liga drei noch mal eklatanter als in Liga zwei. Eine Entspannung und Befreiung, ein sich-wieder-nur-dem-Sport zuwenden können, geht für mich aus all diesen Optionen keineswegs hervor. Wie schwer der Aufstieg ist, und wie unterschiedlich die Niveaus, hat man aktuell in der Relegation gesehen. Ein fundierter und nachhaltig abgesicherter Aufstieg in Liga eins, das hätte uns unabhängiger gemacht. Alles was davon wegführt, führt in mehr Abhängigkeit, nicht in weniger. Für mich kein Neubeginn auf Null, sondern irgendwo in der tasmanischen Tiefsee als Amöbe.
Und das Überleben des e.V. schien vor einiger Zeit für den Fall der Insolvenz der KGaA keineswegs gesichert. Das hat hier schon einer geschrieben und kann in der Herleitung unter dem in #229 geposteten Link nochmal nachvollzogen werden. Daran dürfte sich aktuell nicht soviel geändert haben. In der Summe habe ich im Moment als einzige halbwegs realistische Hoffnung, dass wir über das Schiedsgericht doch noch lizensiert werden. Alles andere sind für mich derzeit nur Luftschlösser.
In den letzten Jahren habe ich schon öfter geglaubt, es sei die schlimmste denkbare Situation eingetreten, aber nichts hat die ausweglose Grausamkeit gehabt, die jetzt diese Warterei über eine ganze Woche, vielleicht auch zwei oder noch länger, bedeutet. Hoffe, egal was kommt, sie machen wenigstens voran damit.