Old School
1. Liga
Ein ganz klein wenig hat dieser Tag jeden MSV-Fan traumatisiert.
Ich erinnere mich noch gut an den 16.05.1998 und (welch Wunder) auch noch an die Nacht vor dem Pokalfinale.
Ich war damals Student, vogelfrei und nicht durch irgendwelche Fußballspiele traumatisiert.
Ich ging mit einem Freund nochmal in Moers und Duisburg auf die Piste.
Vor unserer kultigen Stammdisco "Club Plastique" begehrten wir Einlass.
Der Türsteher wollte uns diesen auch nicht verwehren, gab uns aber zu bedenken, dass wir vielleicht (auch) kleidungstechnisch nicht ganz in die dort stattfindene Gothic-Party passen würden.
Also suchten wir ein paar andere Locations auf und bekamen auf dem König - Heinrich - Platz große Augen, als wir die Vorbereitungen zum Public Viewieng für etwa 20.000 - 30.000 kartenlose Duisburger sahen. Da bedauerte man für eine Sekunde, in Besitz von Karten zu sein, die man durch stundenlanges Anstehen an der Westender ergattert hatte. Aber auch nur eine Sekunde.
Der Rest der Nacht liegt im Verborgenen. Nur eines fällt mir noch ein: Diese damals als unglaubliche Unverschämtheit empfundene Begegnung der dritten Art. In dem Mc Donalds auf der Königstraße machten sich in der Nacht vor dem Pokalfinale zwei rote Gestalten über und über behangen mit FCB Bayern München - Accessoires breit. Das blieb selbstverständlich nicht unkommentriert.
Man war halt jung und "unbedarft". Die Bayern schlingten wortlos ihren Burger runter...
Nach 2 oder 3 Stunden Schlaf klingelte der Wecker und es ging mit Vater, Freunden und Co auf zum Duisburger Hauptbahnhof, wo einer von gefühlten 10 Sonderzügen auf uns wartete. Der Hauptbahnhof war überschwemmt mit Blauen. Es war überhaupt kein Laufen mehr. Nicht einmal annährend zu vergleichen mit der Masse, die sich unlängst beim Pokalspiel in Köln am Bahnhof breit machte. Man dachte nur: Wo kommen die nur alle her? Ein blaues Wunder!
Meinen Kollegen hatte ich nur mit Mühe aus seinem Bett geklingelt. Er war fix und alle und wollte schon das Pokalfinale sausen lassen. Das ließ ich als guter Freund nicht zu. Als Lohn der guten Tat mussten wir ihn am Ende mit zwei Mann durch Berlin tragen, wenn er nicht gerade auf dem Asphalt schlief.
Auf der Fahrt nach Berlin war Fässchen um Fässchen geleert worden. In Magdeburg (?) gab es einen Zwischenstopp, der die gesamte Zugbesatzung von etwa 700 Leuten Lieder auf die ehemalige DDR singen ließ, während die ostdeutsche Staatsmacht langsam sauer wurde. Im Zug stolperten Fahnenverkäufer über die feiernden Massen und schon bald war jeder Fan mit einem Lappen ausgestattet.
In der Hauptstadt an irgendeinem Bahnhof angekommen, bot sich ein schwer begreifliches Bild. Von jeder Treppe dieses Bahnhofs in Berlin strömten Blaue herunter. Aus allen Richtungen und Ecken kamen sie.
Woher kamen die? Wie passend hieß es auf einer Werbetafel inmitten dieses Orkans: DAS BLAUE WUNDER.
Was sich danach auf Ku´damm abspielte, wurde schon so oft erzählt, dass selbst diejenigen, die während dieses Spiels auf dem König-Heinrich-Platz weilten, mittlerweile glauben müssen, dabei gewesen zu sein. Überall gröhlende MSV-Fans. Auf dem Platz an der Kaiser-Wilhelm-Gedächtnis-Kirche alles blau. Eine blaue Völkerwanderung mit roten Farbtupfern. Dazu die Herthaner in ihren blauen Trikots, die ebenfalls die Zebras favorisierten.
Die paar Roten überließen den Zebras die Straßen und Plätze der Hauptstadt und verzogen sich in Ecken von irgendwelchen Lokalen und beteten die Stunde des Anpfiffs herbei. Es hatte etwas von einem Länderspiel der englischen Nationalmannschaft, die mit 50.000 Fans eine ganze Stadt besetzt. Hier mögen es vielleicht 30.000 Zebras gewesen sein.
Aus jeder Ecke hallte es "Lautern IST Meister und wir holen den Pokal".
Dies als Anspielung auf die verlorene Meisterschaft der Bayern, an welcher der MSV nicht ganz unschuldig gewesen war. Denn am 33ten Spieltag (also nur 2 Wochen zuvor) hatten die Bayern einen Sieg an der Wedau gebraucht. Die Zebras brauchten nichts mehr, kämpften die Bayern aber praktisch nieder. Am Ende hieß es 0-0 mit 2 Pfostenschüssen für den MSV, Lautern gewann und war Meister. Bayern weinte an der Wedau. Wir hatten damals eine Mannschaft, die so stark war, dass sich jeder in Deutschland vor ihr verneigte.
Und dann schleppten wir Alex auch noch ins Stadion. Doch was dann begann, wäre zu schwierig, um es zu beschreiben. Mir ist es einfach noch nicht möglich, hierzu viele Worte zu verlieren und ich glaube, nur ein Pokalsieg kann diese Wunde heilen. Das Spiel, diese unfassbare Stimmung von 30.000 Fanatikern. Wir waren besser als Bayern und dann das. Ich fühle mich noch heute wie beraubt und betrogen. Und doch war dieser Tag nicht nur schrecklich, sondern auch toll.
Ich erinnere mich noch gut an den 16.05.1998 und (welch Wunder) auch noch an die Nacht vor dem Pokalfinale.

Ich ging mit einem Freund nochmal in Moers und Duisburg auf die Piste.
Vor unserer kultigen Stammdisco "Club Plastique" begehrten wir Einlass.
Der Türsteher wollte uns diesen auch nicht verwehren, gab uns aber zu bedenken, dass wir vielleicht (auch) kleidungstechnisch nicht ganz in die dort stattfindene Gothic-Party passen würden.
Also suchten wir ein paar andere Locations auf und bekamen auf dem König - Heinrich - Platz große Augen, als wir die Vorbereitungen zum Public Viewieng für etwa 20.000 - 30.000 kartenlose Duisburger sahen. Da bedauerte man für eine Sekunde, in Besitz von Karten zu sein, die man durch stundenlanges Anstehen an der Westender ergattert hatte. Aber auch nur eine Sekunde.

Der Rest der Nacht liegt im Verborgenen. Nur eines fällt mir noch ein: Diese damals als unglaubliche Unverschämtheit empfundene Begegnung der dritten Art. In dem Mc Donalds auf der Königstraße machten sich in der Nacht vor dem Pokalfinale zwei rote Gestalten über und über behangen mit FCB Bayern München - Accessoires breit. Das blieb selbstverständlich nicht unkommentriert.

Nach 2 oder 3 Stunden Schlaf klingelte der Wecker und es ging mit Vater, Freunden und Co auf zum Duisburger Hauptbahnhof, wo einer von gefühlten 10 Sonderzügen auf uns wartete. Der Hauptbahnhof war überschwemmt mit Blauen. Es war überhaupt kein Laufen mehr. Nicht einmal annährend zu vergleichen mit der Masse, die sich unlängst beim Pokalspiel in Köln am Bahnhof breit machte. Man dachte nur: Wo kommen die nur alle her? Ein blaues Wunder!
Meinen Kollegen hatte ich nur mit Mühe aus seinem Bett geklingelt. Er war fix und alle und wollte schon das Pokalfinale sausen lassen. Das ließ ich als guter Freund nicht zu. Als Lohn der guten Tat mussten wir ihn am Ende mit zwei Mann durch Berlin tragen, wenn er nicht gerade auf dem Asphalt schlief.
Auf der Fahrt nach Berlin war Fässchen um Fässchen geleert worden. In Magdeburg (?) gab es einen Zwischenstopp, der die gesamte Zugbesatzung von etwa 700 Leuten Lieder auf die ehemalige DDR singen ließ, während die ostdeutsche Staatsmacht langsam sauer wurde. Im Zug stolperten Fahnenverkäufer über die feiernden Massen und schon bald war jeder Fan mit einem Lappen ausgestattet.
In der Hauptstadt an irgendeinem Bahnhof angekommen, bot sich ein schwer begreifliches Bild. Von jeder Treppe dieses Bahnhofs in Berlin strömten Blaue herunter. Aus allen Richtungen und Ecken kamen sie.
Woher kamen die? Wie passend hieß es auf einer Werbetafel inmitten dieses Orkans: DAS BLAUE WUNDER.
Was sich danach auf Ku´damm abspielte, wurde schon so oft erzählt, dass selbst diejenigen, die während dieses Spiels auf dem König-Heinrich-Platz weilten, mittlerweile glauben müssen, dabei gewesen zu sein. Überall gröhlende MSV-Fans. Auf dem Platz an der Kaiser-Wilhelm-Gedächtnis-Kirche alles blau. Eine blaue Völkerwanderung mit roten Farbtupfern. Dazu die Herthaner in ihren blauen Trikots, die ebenfalls die Zebras favorisierten.
Die paar Roten überließen den Zebras die Straßen und Plätze der Hauptstadt und verzogen sich in Ecken von irgendwelchen Lokalen und beteten die Stunde des Anpfiffs herbei. Es hatte etwas von einem Länderspiel der englischen Nationalmannschaft, die mit 50.000 Fans eine ganze Stadt besetzt. Hier mögen es vielleicht 30.000 Zebras gewesen sein.
Aus jeder Ecke hallte es "Lautern IST Meister und wir holen den Pokal".
Dies als Anspielung auf die verlorene Meisterschaft der Bayern, an welcher der MSV nicht ganz unschuldig gewesen war. Denn am 33ten Spieltag (also nur 2 Wochen zuvor) hatten die Bayern einen Sieg an der Wedau gebraucht. Die Zebras brauchten nichts mehr, kämpften die Bayern aber praktisch nieder. Am Ende hieß es 0-0 mit 2 Pfostenschüssen für den MSV, Lautern gewann und war Meister. Bayern weinte an der Wedau. Wir hatten damals eine Mannschaft, die so stark war, dass sich jeder in Deutschland vor ihr verneigte.
Und dann schleppten wir Alex auch noch ins Stadion. Doch was dann begann, wäre zu schwierig, um es zu beschreiben. Mir ist es einfach noch nicht möglich, hierzu viele Worte zu verlieren und ich glaube, nur ein Pokalsieg kann diese Wunde heilen. Das Spiel, diese unfassbare Stimmung von 30.000 Fanatikern. Wir waren besser als Bayern und dann das. Ich fühle mich noch heute wie beraubt und betrogen. Und doch war dieser Tag nicht nur schrecklich, sondern auch toll.
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