Ich denke, in Anbetracht der Entwicklung auch im Frauenfussball hin zur Dominanz bestimmter weniger Teams sollte die Sinnfrage zurück an DFB und Landespolitik gehen, ehe man alles, um einfach auch aus dem Schneider zu sein, den Planungsauguren Marke Rummenigge überlässt. Frauenfussball als Breitensport braucht natürlich auch die breite Abbildung einer Leistungsklasse mit Vollprofibereich ganz oben - und klar ist, und muss akzeptiert werden, dass in den nächsten Jahren, vielleicht Jahrzehnten, im Durchschnitt einer Liga nicht ein Bruchteil der Gelder dort verdient werden können, wie bei den Männern. Umso wichtiger ist es, die andersartige Ästhetik der Sportart, wenn Frauen sie ausüben, eher zu betonen, als immer weiter Leistungsvergleiche in punkto der Spielhärte oder ähnlicher Skills anzustrengen, die eh nichts Konkretes darüber über das hinaus einbringen, was man schon weiss: Frauen sind körperbedingt langsamer, schiessen weniger hart, kriegen als Torwarte leichter Buden unter die Latte oder in die Ecken, etc.pp. - Dafür entfaltet der Sport allerdings, jedenfalls für mich eindeutig, seine eigenständige Ästhetik in punkto Ballverliebtheit, sich Freilaufen statt Fouls ziehen, Intensität des beständigen Auf und Ab mit wenigen Unterbrechungen, Kombinationsspiel.
Neulich hab ich, deshalb komm ich darauf, einen eigentlich gut gemeinten Bericht im Fernsehen angeschaut, wo eine talentierte Jungspielerin mit der Kamera begleitet wurde. Die Reporterin sagte dazu Sachen wie: "Wäre Y jetzt ein Mann, würde ihr definitiv ein Profivertrag, und damit das grosse Geld, winken" - was natürlich ziemlicher Humbug ist. Nicht jedem Halbwüchsigen, der ambitioniert Fussball spielt, winkt trotz entsprechender Platzreife automatisch ein Profivertrag, auch dort ist der Tunnel bis nach ganz vorn natürlich ein extrem enger Flaschenhals. Solche Berichte halte ich für Mädchen, die einfach schrecklich gern Fussball spielen wollen, aber viel zu wenig Optionen dazu haben, einfach für eher demotivierend, als für anspornend!
Und die Breite des Zuschauerinteresses muss eben durch Landesregierungen, Städte, den Verband als Investition in eine diversere Zukunft, als Kulturpflege, als Möglichkeit zum verbesserten Dialog der Geschlechter wahrgenommen, und speziell WEIBLICHER JUGENDFUSSBALL diesseits der Leistungszentren, für Oda Normalverbraucherin, somit viel intensiver gefördert werden. Ich sehe momentan die Gefahr, dass es im Frauenfussball dazu kommt, dass die rein aggressiv geprägte Leistungscharakteristik im Hinblick auf hohe Zuschauerzahlen rasch überwertige Bedeutung erlangt, wenn man es alles den Bayern und Wolfsburg überlässt. Die Summen, die Nachwuchsförderung Städte und Gemeinden kosten würden, und die vielleicht schon Entscheidendes mit in Gang setzen könnten, um die Breite des Angebots und damit die Breite der Art, Frauenfussball zu spielen, deutlich zu verbessern, dürften im Vergleich zu dem, was für alles Mögliche mal eben rausgehauen wird, eher in den Bereich "Portokasse" gehören!