Highway to Love - 19.Juli

Dass Sauerland persönliche Probleme mit der psychologischen Bewältigung des Unglücks hat, kann ich nachvollziehen (...).

Nur: Dass auch dieser Mann traumatisiert ist und selbst intensiver psychologischer Hilfe bedarf stellt sich leider als Erkenntnis dar, die jeder halbwegs Denkfähige spätestens drei Tage nach dem Unglück gewinnen konnte.

Wie peinlich und schädlich Sauerland für unsere Stadt geworden ist, steht auf dem einen Blatt. Auf dem anderen steht, was er sich selbst und seiner Familie damit angetan hat und immer noch antut. Überdies erschreckend, dass er offenbar keine Freunde an seiner Seite hat(te), die ihn von seinem falschen Ausharren im Amt abbringen konnten.
 
Stadt hätte Loveparade wohl nicht genehmigen dürfen

Die Genehmigung der Loveparade, bei der 21 Menschen starben, war formal rechtswidrig. Das geht Medieninformationen zufolge aus dem Zwischenbericht der Staatsanwaltschaft hervor. Der Bericht werde von der NRW-Landesregierung bislang geheim gehalten.

Die Genehmigung der Loveparade, bei der am 24. Juli 2010 in Duisburg 21 Menschen getötet und mehr als 500 verletzt wurden, war formal rechtswidrig.

Das gehe aus dem Zwischenbericht der Staatsanwaltschaft Duisburg hervor, berichten „Rheinische Post“ und WDR unter Berufung auf das mehr als 400 Seiten umfassende Papier, das beiden Redaktionen nach eigenen Angaben vorliegt. Der Bericht werde von der NRW-Landesregierung bislang geheim gehalten. Wörtlich heißt es laut "Rheinischer Post" darin: "Es bestehen mithin in jedem Falle zureichende tatsächliche Anhaltspunkte, dass die seitens des Bauordnungsamtes erteilte Genehmigung auch materiell rechtswidrig war."

Nach den Erkenntnissen des Berichts lasse sich die bisherige Darstellung der Stadt Duisburg von einem fehlerfreien Handeln der Stadtverwaltung nicht aufrechterhalten, so die Zeitung. Die Ermittler würden unter anderem Mitarbeitern zweier städtischer Ämter vorwerfen, ihren Verpflichtungen zur Prüfung des Sicherheitskonzepts und der Einhaltung von Auflagen nicht nachgekommen zu sein.



http://www.derwesten.de/kultur/musi...-wohl-nicht-genehmigen-duerfen-id4857313.html
 
Der Bericht werde von der NRW-Landesregierung bislang geheim gehalten. Wörtlich heißt es laut "Rheinischer Post" darin: "Es bestehen mithin in jedem Falle zureichende tatsächliche Anhaltspunkte, dass die seitens des Bauordnungsamtes erteilte Genehmigung auch materiell rechtswidrig war."

Auch wenn ich hier niemanden entlasten möchte, aber das hat nicht die Staatsanwaltschaft zu entscheiden, sondern nur die Gerichte. Sie kann und darf das zwar anzweifeln, aber sie hat in keinem Fall darüber zu entscheiden, ob eine Genehmigung rechtmässig oder eben unrechtmässig erteilt wurde.
 
Wenn die Staatsanwaltschaft das nicht zweifellos so sehen würde, würden sie doch gar nicht vor Gericht gehen als Kläger :confused:


Stand der Dinge ist es aber wohl so, dass die Staatsanwaltschaft bisher 'nur' ermittelt. Ob überhaupt Klage erhoben, wird steht noch nicht fest. Es ist also noch nicht vor Gericht.

Deswegen wohl der Einwand von Weiss & Blau.
 
Stand der Dinge ist es aber wohl so, dass die Staatsanwaltschaft bisher 'nur' ermittelt. Ob überhaupt Klage erhoben, wird steht noch nicht fest. Es ist also noch nicht vor Gericht.

Genau. Klage wurd bisher noch nicht erhoben. Es gbt bisher auch nur Beschuldigte. Ob und wann das passiert ist überhaupt noch nicht raus.
 
Sauerland hat also JETZT medienwirksam seine "moralische Verantwortung" bekannt. Zu sehen auf allen Kanälen der Fernsehlandschaft. :rolleyes:

Dass es bei dieser extrem verspäteten persönlichen Erklärung nun (nicht nur) auf jedes einzelne Wort ankommen würde, war vorher klar. Die Gier anderer, jedes seiner Worte nun auf die Goldwaage zu legen, hat er schließlich selbst aufgebaut und immer wieder befeuert. Und nicht nur das: Wer sich in seiner Lage vor die Kamera setzt, wird in seiner Gestik sorgsamst beobachtet.

Insofern nicht erstaunlich, dass sich Sauerland hier eine neuerliche Peinlichkeit geleistet hat. Abgelesenes Statement selbst in den wenigen Sätzen, die er frei hätte sprechen müssen, um wenigstens das letzte Fetzchen an Glaubwürdigkeit für sich zu reklamieren. Ein Minenspiel zwischen Verzweiflung und Trotz, ganz typisch für einen zur persona non grata mutierten Mandatsträger.

Indes: Sauerland KONNTE nur erneut unangemessen auftreten. Weil jede noch so gefeilte Art des Auftritts in diesem Kontext nur wieder weiträumig schaden KANN. Den meisten Hinterbliebenen der Opfer, unserer Stadt, ihm, seiner Familie. Allein sein Rücktritt war, ist und bleibt die zentrale Voraussetzung einer halbwegs erträglichen "Aufarbeitung".


Ein Wort noch zum lokalpolitischen Gegner bzw. "Partner": Mit Graus denke ich daran, dass die Duisburger SPD bei der nächsten Kommunalwahl ganz ohne eigenes Zutun von diesem Themenkomplex profitieren wird. Auch DAS schadet der Stadt. Genauso werden die Duisburger Grünen die Quittung dafür erhalten, dass sie zunächst parteiintern herumgeeiert und dann den OB letztlich im Amt gehalten haben. Entscheidungskriterien, die der Entwicklung Duisburgs alles andere als gut tun. Denn dafür würden - losgelöst von Personen - vielmehr politische Inhalte, würden Konzepte gebraucht.
 
Ein Wort noch zum lokalpolitischen Gegner bzw. "Partner": Mit Graus denke ich daran, dass die Duisburger SPD bei der nächsten Kommunalwahl ganz ohne eigenes Zutun von diesem Themenkomplex profitieren wird.
Da bin ich mir garnicht so sicher. Nur weil man ein Übel loswerden möchte, sollte man nicht das nächste Übel wählen.
Es wird sehr spannend. Meine Stimme hat irgendwie keiner von denen verdient, es wird eine harte Zeit für mich, mich zu entscheiden. Vielleicht bin ich aber dann auch schon weg.
 
Langsam nervts aber mit dieser ganzen Betroffenheitsmasche im TV. Erinnerung und Gedenken ist ja schön und gut, aber wie das jetzt wieder ausgeschlachtet wird, ist ja widerlich.
 
Langsam nervts ... ist ja widerlich.

Viel widerlicher finde ich das Gehabe unserer OB und sein plötzliches "persönliches Bedürfnis" die moralische Verantwortung zu übernehmen! Dieses vorgefasste 3 Zeilen Statement das er dann noch zögerlich ablas... lächerlich! Der Zeitpunkt: an Peinlichkeit nicht zu überbieten! (Kriegt da etwa jemand Schiss was seine Abwahl angeht und ein mögliches Auftreten bei der Gedenkfeier?)
Nerven? In diesem Zusammenhang nervt sicherlich auch einiges (neben dem Verhalten des OB), die Dokus und Gedenksachen nerven mich da aber rein gar nicht!
Und mir ist es lieber ZDF "schlachtet" es aus als RTL und Co wo man immer wieder die gleichen Personen allerdings mit verschiedenen Geschichten hört!
Der Jahrestag nähert sich, viel wurde gesagt, das ist sicherlich richtig, aber nichts ist geklärt! Ich finde es völlig normal das Medien 1 Jahr nach einem solch schrecklichen Ereignis daran erinnern und ungeklärte Sachverhalte hinterfragen!
 
Grade fängt ein Bericht über die Loveparade im ZDF an. In wieweit der sehenswert ist kann ich euch nicht sagen.
Nur für die dies vielleicht interessiert. ;)
 
Würde aber nicht versuchen wollen, anhand dieser Doku, die teilweise komprimiert darstellt und teilweise mit erfundenen Personen das Geschehen darstellt, als Beweismaterial zu verwenden ...

So wird in der Doku dargestellt, daß der Verbindungsbeamte kein Funkgerät dabei hatte, aber ein paar Sätze weiter dann relativiert, daß man sich darüber noch streite ob oder ob nicht ...
 
Meiner Meinung nach war das teilweise pures Infotainment.

Gewagt fand ich auch die Darstellung mancher Sachverhalte die meines Wissens noch gar nicht als Fakten feststehen. Hier nur mal das angeführte Beispiel des Funkgeräts vom Verbindungsbeamten.

Eine wirklich gelungene Doku würde dies nicht erst als Fakt darstellen um es später zu relativieren. Wenn ich informieren will, dann sollte ich mich schon an ein paar Spielregeln halten. Ansonsten sollen einen Spielfilm draus machen und darauf hinweisen, an dieser an wahre Geschehnisse angelehnt ist. So wie diese Doku aufgebaut war, hat sie meines Erachtens weniger aufbereitet /informiert als sie viel mehr darauf ausgelegt war, die Leute z.T. reißerisch zu fesseln zum Wohle der Einschlatquote. Also doch eben eher RTL2-Niveau als das was ich wirklich für meine GEZ-Gebühren erwarte im Zuge der Verpflichtung zur objektiven Berichterstattung, welche mir durch die ÖR eben auf Grund meiner Gebühr geliefert werden sollte. Sorry, so sehe ich das...
 
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Ihr erwartet Seriösität vom ZDF? Wann habt ihr das letzte Mal einen objektiven, rein informativen (Nachrichten)Beitrag da gesehen? Ich hatte recht lange Heute.de als Startseite und die suchen sich wirklich jedesmal einen bestimmten roten Faden und blenden rechts und links alles andere aus, was nicht ganz ins Bild passt. Alles für die Quote halt. Ich meide den Sender inzwischen so gut es geht. Und jetzt kommt mir bitte keiner mit "ist doch besser als RTL2"...Nur weil die Bayern weniger betrügen als die Schlacker, macht sie das immer noch nicht zu vertrauenswürdigen Zeitgenossen;)
 
Ist es noch schön, Duisburger zu sein?

Diese Frage stellt die heutige RP in ihrer Online-Umfrage:

http://www.rp-online.de/niederrhein-nord/duisburg/

(Den Text etwas runterscrollen, dann taucht die Abstimmung linker Hand auf).

Die Antwort muss jeder für sich selbst finden. Für mich gibt es natürlich
ein klare Antwort: Ja!

Natürlich hat Duisburg einen schweren Imageschaden erlitten. Ich bin niemand, der eine Hexenjagd auf Sauerland unterstützt, aber wenn es den Duisburgern gelänge, den bundesweit verhasstesten Kommunalpolitiker (man muss es leider objektiv so feststellen) abzuwählen und damit aus eigener Kraft zu beseitigen, könnte noch etwas am Image repariert werden.
 
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Ich mache jetzt einfach mal ein wenig Presseschau. Hoffe, dass dies okay ist. Es dient aus meiner Sicht der Vollständigkeit dieses Themas.

Zum Beispiel finde ich diesen Artikel von zeit-online recht differenziert:
Duisburg, die traumatisierte Stadt

Seit der Loveparade-Katastrophe ist Duisburg zerrissen zwischen dem Wunsch nach Aufklärung und dem Bedürfnis nach Ruhe. Besichtigungen zum Jahrestag.
http://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2011-07/duisburg-loveparade-stadtportrait/seite-1

In dem derwesten-Artikel geht es um die Verantwortlichen der Loveparade. Was machen sie heute und wie haben Sie sich nach Loveparade verhalten. Recht informativ gehalte, wie ich finde.
Sechs Männer, ein Jahr danach. Was machen die sechs Männer, deren Namen zuerst fallen, wenn man an die Loveparade-Katastrophe in Duisburg denkt?
http://www.derwesten.de/kultur/musi...en-der-Loveparade-geworden-ist-id4892578.html

Übrigens wird der WDR keine Live-Übertragung der Gedenkfeier senden.
 
Ein Interview mit Krings. Eigentlich ein eigenes Thema wert, da es über die Loveparade hinausgeht. Sicherlich kritisch gegenüber der Politik, aber wenn man weiter denkt auch gesellschaftskritisch:

Josef Krings:
...Aber ich plädiere auch für eine generelle Entschleunigung der Politik und für eine Abkehr von der Besessenheit auf Größe.

Können Sie das näher erläutern?

Josef Krings: Es gibt auch in Duisburg genug Beispiele für dieses Höher, weiter, größer. Dazu gehört auch die Loveparade, die als größtes Musikereignis der Welt betitelt wurde. Oder nehmen Sie die Erweiterung des Museums Küppersmühle am Innenhafen das ein Leuchtturm-Projekt für die Stadt werden soll. Dieser Schuhkarton oben auf dem Dach werde ein echter Hingucker, höre ich immer…

…der momentan aber droht, wegen der explodierenden Kosten am Boden zu bleiben…
Josef Krings: Ich denke, in einem Museum sollten eher die Exponate wirken und nicht die Architektur. Und nebenbei lässt man für dieses Projekt auch womöglich noch die städtische Wohnungsgesellschaft über die Wupper gehen.
Das ganze Interview:
http://www.derwesten.de/nachrichten...rland-gibt-es-keinen-Neuanfang-id4898811.html
 
Ein schöne, wenn man sowas in diesem Zusammenhang sagen darf, dennoch bewegende Gedenkfeier endet mit dem was die 21 Opfer der Loveparade an diesem Tag wohl hören wollten. Technomusik !!! In Gedenken an die 21 Opfer der Loveparade in Duisburg.


remind_the_love.jpg
 
MSV-Oldies gewinnen Loveparade-Benefizturnier mit Bundesliga-Altstars

Duisburg, 24.07.2011, DerWesten

Etwa 1300 Zuschauer besuchten nach Angaben von Gelb-Weiß Hamborn am Freitagabend das Benefizturnier am Wochenende des Loveparade-Jahrestages mit den FCR-Frauen und den Oldies von MSV, :kacke: und Bayer Leverkusen. Foto: Tanja Pickartz / WAZ FotoPool

Duisburg. Das Traditionsteam des MSV hat das Turnier zugunsten der Stiftung Notfallseelsorge gewonnen. Vor bis zu 1300 Zuschauern spielten auch die FCR-Frauen mit. Nach einer Schweigeminute für die Loveparade-Opfer eröffnete Alt-OB Krings das Turnier.

Link : http://www.derwesten.de/staedte/dui...urnier-mit-Bundesliga-Altstars-id4900262.html
 
Herr Sauerland,

Ich könnte heulen, dass ich Sie noch immer in Amt und "Würden" im TV sehen muss.

Duisburg steht Dank Ihrer Person bundesweit für Skrupellosigkeit und imageverblendete Verantwortungslosigkeit.

Ein Oberbürgermeister als Persona Non Grata in seiner eigenen Stadt, unerwünscht selbst von einfach nur Trauernden.

Ich hoffe inständig, Ihnen nie persönlich begegnen zu müssen: Ich hab tatsächlich keine Vorstellung, wie ich darauf reagieren sollte.

Das ist keine Drohung - Druck und Drohung sind Ihre Welt - bei mir ist das nur Ausdruck tief, tief trauriger Fassungslosigkeit über einen Mann, der meine Geburtsstadt fortlaufend der Lächerlichkeit Preis gibt.

Jeder Tag länger, macht es schlimmer.
 
P.S.: Wenn der Focus nun sagt, dass Sie ja garnicht angeklagt würden, dann zeigt das nur, dass man auch beim Focus den Begriff der Verantwortlichkeit nicht mehr versteht:

Würden Sie angeklagt, müssten Sie nicht mehr zurück treten, dann wären Sie nämlich schlicht und ergreifend von alleine erledigt.

Der Rücktritt als Ausdruck des Respekts vor all jenen, die durch eigene Fahrlässigkeit - vermutlich war es nicht mehr - unsägliches Leid erlitten haben, zu dieser Geste politischer Ehrenhaftigkeit sind Sie offensichtlich nicht fähig, und der Fokus pflegt ein weiteres Mal Lagertreue gegenüber Wertebewusstsein.
 
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Die Bild tut ja auch für die doofen Leser gerade so, als ob nach Duisburg die Love Parade unter neuem Namen und neuem Konzept neu erfunden werden muss. Dabei gibt es Technoparaden wie Sand am Meer, man denke nur mal an die überaus erfolgreiche und bei weitem nicht so ausgelutschte Streetparade mit einer Million Besuchern.

Dass die B-Parade allerdings nicht erst seit der Katastrophe hier, sondern schon seit 2008 in Planung ist, davon ist in diesem Bild-Artikel natürlich nicht die Rede. :rolleyes:
 
http://www.sueddeutsche.de/panorama...uisburg-die-vermeidbare-katastrophe-1.1680573

Es überwiegt aber die Zahl derer, der Opfer und Hinterbliebenen, die auf die Wahrheit warten, die wissen wollen, wie solch ein Unglück in diesem sonst so strukturierten Land passieren konnte, das für alles eine Vorschrift kennt. Vor wenigen Tagen hatte einer der vielen Opfer-Anwälte gemutmaßt, es werde wohl nie zu einer Anklage kommen. Julius Reiter, der zusammen mit dem ehemaligen Innenminister Gerhart Baum fast 100 Geschädigte vertritt, so engagiert wie kein anderer, glaubt das nicht. Reiter sagt: "Ich gehe fest von einer Anklage aus, bei 21 Toten ist es nicht vorstellbar, dass es keinen Schuldigen gibt."
 
Lasst das ganze doch endlich ruhen, wie soll man sonst einen Abschluss finden?
Die ganzen Schuldzuweisungen bringen doch jetzt auch nix mehr.
 
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