Soweit ich weiss hat der KFC mit Bayer gar nichts mehr zu kriegen, sondern ist eher ein abschreckendes Beispiel für investorische Monokultur respektive deren zwangsläufigem Niedergang, wenn es marketingtechnisch für den Big Spender halt nicht mehr passt. Die waren vor der Fusion mit Bayer keineswegs auch nur der beste Krefelder Fussballverein, und verdanken ihren rasanten Aufstieg eben letztendlich nur dem Industriegeld, was seit Mitte der Fünfziger zu fliessen begann. Und seit Mitte der Neunziger, als Bayer seine Aktivitäten auf Leverkusen konzentrierte und sich demzufolge vom Profiverein in Uerdingen abtrennte, ging es genauso steil wieder bergab, wie es zuvor bergan gegangen war.
Kann Vizekusen im übrigen ein paar Saisons weiter ebenfalls passieren, bei der heute raschen globalen Umentwicklung von Trends und Gegentrends kann man das einfach nicht wissen. Dass die Fans irgendwie drauf hoffen, dass die selbstherrlichen Investoren Marke "Lakis" und Ponomarev es vielleicht ernst meinen mit ihrem Redenschwingen hinsichtlich der Vereinsseele und der Notwendigkeit, einen Traditionsverein wieder nach vorn zu bringen, kann man gut verstehen, war bei uns zu Hellmich-Zeiten schliesslich nicht viel anders. Von aussen betrachtet erscheinen aber Zweifel angebracht, weil beide Herrschaften sich anscheinend äusserst ichbezogen in Szene setzen, keine Distanz zum Spielbetrieb aufrecht erhalten, bei Bedarf ohne Rücksicht auf Verluste, und unterstützt von einer willfährigen Presse, den Boss heraushängen lassen, und all dies nur teilweise von fussballerischem Sachverstand geprägt zu sein scheint. Toi toi toi, momentan scheints ja wieder zu laufen, und ich hätte wirklich nix dagegen, viel lieber Krefeld in der dritten Liga als weitere Sonnenhof Grossaspachs etc.
Wenn man sich überdies anguckt, wieviel Geld die Stadt Krefeld so rausgehauen hat (jetzt haben sie ja zum Glück endlich einen Titel und müssen alles von der Landesregierung genehmigen lassen), um skurrile Denkmäler für die Ratsherren und die Bürgermeister zu verwirklichen (etwa den klotzigen Bönisch-Bau im Stadtkern, der die dortige Ödnis eigentlich vervollkommnet hat, und an dem noch das Beste die ziemlich zentral gelegene Tiefgarage ist), und wie parallel dazu andere Aktivitäten einfach passiv begleitet zugrunde gingen, so auch der Fussball, kann man eigentlich nur darauf kommen, dass hier Prioritäten systematisch falsch gesetzt wurden, und dies seit fast undenklichen Zeiten. Konkret ging es immer nur darum, Krefeld als Einkaufsstadt attraktiv zu erhalten, respektive wieder attraktiv zu machen, und das ist, auch weil mittlerweile die Leute halt viel lieber online kaufen, komplett gescheitert. Krefeld war mal eine richtige kleine Metropole, mit hochklassigem Fussball, viel Musikkultur, und auch noch Eishockey, jetzt ist es eine Aneinanderreihung von Telefongeschäften, Schnellimbissen und Resterampen in der Innenstadt, umgeben von weiter nichts, und der Kern des Ganzen ist das gesichtslose Multiplex-Kino am Hauptbahnhof, das aber noch nicht mal gut besucht ist.
Die Leute können weiter nix dafür, wie gesagt, aber die Politik hat unter anderem eben auch den Fussball der Situation ausgeliefert, in welcher er jetzt so ziemlich feststeckt. Dass ein hoffnungsfroher Fussballverein auch Identifikation für die Leute erzeugt, die sich gar nicht für Fussball interessieren, wurde dabei komplett unter den Tisch fallen gelassen. Nicht mal ein paar Eimer Betonfarbe oder eine Tribünenrenovierung konnte man sich anscheinend aus den Rippen leiern. Aber dafür hat man an der Rheinstrasse jetzt eine mit ganz speziellem gebogenem Glas überdachte Strassenbahnhaltestelle, die etwas bauartbedingt total Besonderes sein soll, allerdings beim Vorbeifahren wie eine ganz gewöhnliche überdachte Strassenbahnhaltestelle aussieht. Ausserdem, so hat man es mir jedenfalls erzählt, regnet es in das Ding total rein!