Die Frage ist, wie ist ihm eine Verletzung der Treuepflicht nachzuweisen? Durch seine Doppeltätigkeit als GF KGaA und der Projektgesellschaft?
Am Ende ist unbestreitbar, dass er als GF (auch wenn er es selbst nicht berechnet hat) für das falsche Zahlenwerk bei der Lizenzabgabe und deren weitere Mängel (insbesondere als DFL-Fachmann) in Regress genommen werden kann, denn der daraus entstandene Schaden ist exitenziell für die Unternehmeung MSV Duisburg.
Weder, noch! Die Doppeltätigkeit war bekannt und ist auch von Gremien meines Wissens nie angefochten worden. Ihm bei den Zahlen schuldhaftes Versagen vorzuwerfen, wird schwierig sein. Schließlich ist der Abschluss von Wirtschaftsprüfern Ernst & Young testiert worden, auf deren prüferische Durchsicht der Unterlagen – so lautet der korrekte Terminus - sich Kentsch verlassen durfte.
Nein, an einer anderen Stelle könnte ein Schuh daraus werden: Nämlich bei den Bedingungen, zu denen Hellmich sein Darlehen verlängerte, die wir nach dem Schiedsgerichtsentscheid als gesichert annehmen dürfen. Für solche Entscheidungen über Geschäftsführung und Aufsichtsratsmandate wäre ein Beschluss des Vorstands notwendig gewesen. Mit der Unterschrift unter diese Bedingungen hat Kentsch - wenn er das nicht dem Vorstand zuvor zur Genehmigung vorgelegt hatte, wovon ich übrigens nicht ausgehe - seine Kompetenzen als Geschäftsführer klar überschritten.
Zumal ihm als DFL- und DFB-Gremienmitglied bekannt gewesen sein musste, dass solche Bedingungen die Lizenz für die 2. Bundesliga gefährden und damit großen wirtschaftlichen Schaden zu Lasten seines Arbeitgebers verursachen könnten. Warum er das trotzdem unterzeichnet und eingereicht hat, dürfte übrigens auf der Hand liegen.
Insofern ist eine rechtliche Klärung der Sache dringend geboten und müsste auch im Interesse von Roland Kentsch liegen.
Dass Kentsch natürlich noch den einen oder anderen Pfeil im Köcher haben dürfte, liegt auf der Hand. Ob er sie tatsächlich herausholt, dürfte auch eine Frage der professionellen Kommunikation sein. Meiner Meinung nach täten die Offiziellen des MSV Duisburg gut daran, die Gerichte über die Schuldfrage urteilen zu lassen und sich öffentlich mit Wertungen zurückzuhalten.
Nachdem sich der Vorstand, der damit gar nichts damit zu tun hat, sich jetzt die ersten blutigen Nasen in Sachen Lizenzierung abgeholt sein, dürfte übrigens deutlich geworden sein, dass eine Lizenzierung vielleicht doch nicht ein ganz so trivialer Vorgang ist, den man mal eben zwischendurch mit dem Taschenrechner erledigen kann. Oder wie viel Güterzüge voller Häme und Hass wären ausgekippt worden,wenn die fehlenden Unterschriften, Kopien statt Originale oder die falschen Zeiteinschätzungen auf das Konto der ehemaligen Geschäftsführung gegangen wären?