In allererster Linie ist hier ein großer Sportsmann gegangen. Der nicht durch fußballerische Erfolge glänzen konnte, dafür hat ihn sein Trip dann doch über zu viele zynische Stationen getragen, der aber einer der wenigen in diesem vollirren Zirkus war, der sich seine persönliche Würde, seinen Stil und seine Klasse jederzeit bewahren konnte. Der nach Nackenschlägen aufgestanden ist, sich erneut in den Ring warf und abermals durch schlichte Klasse glänzte, ohne dabei wie einer dieser Deppen auszusehen, die sich allwöchentlich in bundesdeutschen Strafräumen profilieren. Enke wirkte vor allem höflich, ohne dabei Schwäche zu offenbaren. Und nach dem Tod seiner Tochter hatte man eh keine Fragen mehr. Was sich hier an Charakterstärke offenbarte, konnte als Vorbild herhalten.
Wer ihn im Tor gesehen hat, der sah einen hoch souveränen, einen hoch engagierten und einen erstklassigen Torwart, der mit seinen Reflexen, seiner Ausstrahlung und seinem Spielverständnis Vereine wie Hannover im Mittelfeld der Liga halten und der die Nationalmannschaft vor desaströsen und hochpeinlichen Auftritten bewahren konnte. Der immer klar machte, dass er sich jeglichem Konkurrenzkampf stellt, ohne dabei die Höflichkeit im sportlichen Umgang zu verlieren. Der sein erstes Länderspiel in der MSV-Arena bestritt.
Ich will mich nicht an irgendwelchen Spekulationen beteiligen, bis es nicht so Dinge wie Abschiedsbriefe, Stellungnahmen etc. gibt. Ich will auch nicht psychologisieren. Egal, welches Rädchen da in das andere griff, bis er für sich entschied, dass jetzt Schluß ist: In erster Linie geht hier, auch in seinem vielleicht schwächsten Moment, einer der charakterstärksten und souveränsten Kerle, die der deutsche Fußball in den letzten Jahren hervorgebracht hat.
Ich hoffe, dass er wusste, was er tat. Ich hoffe, dass er die Konsequenzen mitbedacht hat. Und ich wünsche ihm für seinen weiteren Weg, das gebührt der Respekt, alles Gute.