Geduld, wenn man sowieso gerade auf der Siegerstrasse ist, taugt gar nicht sonderlich viel. Letztes Jahr war es verdammt leicht, Geduld zu haben, und viele hatten trotzdem nicht mal da welche. Klar, nach Kiel dann waren alle so geduldig, freundlich und weise wie eine Gruppe von buddhistischen Mönchen in Tibet, aber kurz davor noch?
Und nun? Der Rauch wegen dem ganzen Brimborium ist noch nicht überm Stadion weggezogen, die Treueschwüre hallen in den Katakomben noch nach, da wird teilweise schon wieder drauflos geätzt, als ob es kein Morgen gibt.
Ich finde, im Vergleich dazu lassen sich die Lautern-Fans noch eher verstehen, denen hat man wenigstens definitiv was versprochen, und sie sind jahrelang dem Populisten Beck und dem Populisten Kuntz gefolgt. Zwar dumm und blind, aber wenigstens können sie es eigentlich kaum besser wissen, denn bei denen läuft die Chose ja anscheinend irgend wie immer weiter, keine Ahnung, warum.
Wir hingegen haben nicht nur mit einem Bein im Grab gestanden, sondern waren eigentlich schon in der Kiste, und die Erde krachte auf den Deckel drauf. Dann hörte das völlig unerwartet auf, und ein paar nette Typen holten uns aus diesem definitiv postfinalen Stadium, nicht ohne uns ernsthaft mitzuteilen, dass wir bloss nicht zu viel erwarten sollen. Aber ist ja egal, ein paar von uns haben wohl das Gefühl gehabt, das sind alles Tricks, um uns vom Saufen abzuhalten, und jetzt sollen wir gleich wieder nen Marathon nicht nur bestreiten, sondern auch gefälligst vom Start weg in Führung gehen, und demnächst mit neuem Weltrekord gewinnen.
Alles überspitzt, und betrifft zum Glück nicht die Mehrheit der Fans, will ich hoffen. Denn wenn doch, wird es demnächst richtig still in der Umgebung an der Wedau werden. Nicht, weil man sich mal etwas in Geduld einübte, sondern weil man diesmal endgültig verbuddelt wurde.