Berechtigte Kritik
VON BERND BEMMANN
Schiedsrichter-Entscheidungen sind mitunter heftig umstritten. Foto: rponline
RP) Wieder einmal stand der Schiedsrichter bei einem MSV-Spiel im Mittelpunkt. In Burghausen gab es zumindest erneut zwei Entscheidungen, die angezweifelt werden konnten. Sie lösten Unmut aus.
Es ist ja oft so eine Sache mit Trainer-Schelte in Richtung Schiedsrichter-Gilde. Sie fällt in den meisten Fällen einseitig aus. Manchmal ist sie freilich auch berechtigt. Die mittlerweile umfangreiche Liste der fragwürdigen Entscheidungen im Zusammenhang mit den Zebras vom MSV fällt in diesen Bereich: Sie wächst und wächst. Der Platzverweis von Mihai Tararache in Burghausen löste beim MSV mal wieder ungläubiges Kopfschütteln aus. Es fehlte dem 28-jährigen Schiedsrichter Lupp aus Zossen an der Verhältnismäßigkeit.
Zumindest umstritten
Tararaches „Zupfer“ am Trikot des Wacker-Kickers Krejci beim Laufduell mutete vergleichsweise geradezu harmlos an, wo heutzutage im Strafraum gezerrt, gekratzt, gerungen und manchmal sogar geboxt wird. Der Unparteiische ließ zunächst Vorteil gelten, weil Krejci, der wie Tararache auch die Hände mit dem Spiel hatte, sich scheinbar „befreien“ konnte, es dann aber vorzog, sich doch lieber fallen zu lassen. Die Rote Karte gegen den Rumänen war deshalb zumindest umstritten. Dass Herr Lupp ein klares Foul des Burghauseners Rosin im Strafraum gegen Youssef Mokhtari nicht entsprechend mit Strafstoß ahndete, sei nebenbei zusätzlich bemerkt.
Letzten Mittwoch beim Pokalspiel gegen Bayer Leverkusen erlebten die Zuschauer im Stadion und Millionen am Bildschirm, wie ein glasklares Tor von Klemen Lavric zum sehr wahrscheinlich entscheidenden 3:1 nicht anerkannt wurde wegen angeblicher Abseitsstellung. Eine Fehlentscheidung von Herrn Perl aus München in schlechter „Zusammenarbeit“ mit seinem Linienrichter. Sie hatte zur Konsequenz, dass der MSV eine 30minütige Zusatzschicht arbeiten musste.
Fälle häufen sich
Beim Cupspiel der ersten Runde gab’s bei Rot-Weiß Ahlen gleich einige strittige Entscheidungen des Unparteiischen Schriever (Otterndorf). Erst wurde ein regelgerechter Treffer von Mo Idrissou nicht anerkannt, dann Iulian Filipescu nach der bühnenreifen Schwalbe eines Ahleners mit gelb-roter Karte vom Platz geschickt. Beim Meisterschaftsspiel gegen den SC Freiburg übersah Schiri Wack (Biberbach) ein klares Foul an Tobias Willi, ließ weiterspielen und ermöglichte damit den Freiburger Ausgleich. Auch ein „Höhepunkt“ war zuvor eine rüde Attacke zweier Karlsruher Profis gegen Klemen Lavric, die mit Freistoß für den KSC (!) geahndet wurde, der zum Ausgleich der Badener führte. Im Heimspiel gegen München 60 säbelte „Löwen“-Keeper Hofmann den allein auf ihn zulaufenden Mo Idrissou um, was als Notbremse ausgelegt werden musste, was aber Schiedsrichter Gagelmann (Hannover) unterließ. „Wenn das ein paar Mal vorkommt, dann ist das kein Problem, weil es sich im Verlauf einer langen Saison immer wieder ausgleicht“, sagt Trainer Rudi Bommer. Aber: „Diese Häufung von fragwürdigen Entscheidungen gegen uns gibt mir zu denken.“
Der frühere MSV-Trainer Friedhelm Funkel erzählte mal, dass er davon gehört habe, dass in Schiedsrichterkreisen „schwarze Listen“ existierten, auf denen Namen von allzu heftig protestierenden Fußball-Lehrern stünden, die es sich mit den Schiedsrichtern verscherzt hätten, und Funkel vermutete damals: „Ich stehe da wohl auch drauf.“ Frage an Rudi Bommer: Könnte das auch für Sie gelten? Seine Antwort: „Weniger. Ich hatte noch nie Probleme mit Schiedsrichtern, ich respektiere sie und ihr schweres Amt. Aber ich möchte objektiv behandelt werden, und das ist nicht zuviel verlangt.“
Quelle:RP-online