Stimmen zum Revierderby
"Für beide Vereine gehts ums nackte Überleben"
Freitagabend, 20.30 Uhr: Anpfiff in der MSV-Arena und der Puls der Duisburger und Bochumer Fußballfans erreicht automatisch eine höhere Schlagzahl. DerWesten sprach mit zwei Fans aus dem jeweiligen Fanlager über das so genannte "kleine" Derby.
Bernd Rausmann lebt in Altenberge, einem kleinen Dorf in der Nähe von Münster. Eigentlich eine

-Hochburg, aber der 24-Jährige geht schon seit 1995 regelmäßig zum VfL Bochum. Am Freitag empfängt der MSV Duisburg seinen Lieblingsklub zum Revierderby. Dort wird Jörg Sadzio seine Mannschaft lautstark anfeuern. Er ist 38 Jahre alt und lebt in Moers. Seit 30 Jahren liebt er die Zebras vom MSV Duisburg. In der Fankurve ist er wegen seiner durchdringenden Stimme bekannt, die ohne jedes Megaphon auskommt. Wir haben beide Fans vor dem Spiel getrennt voneinander befragt.
Warum gewinnt am Freitagabend der VfL und nicht der MSV?
Bernd Rausmann: Beim VfL ist seit dem Sieg am Sonntag gegen Wolfsburg der Knoten geplatzt. Das lang ersehnte Erfolgserlebnis ist da, so dass der VfL jetzt mit Selbstvertrauen in die nächsten Spiele gehen wird. Bochum wird wie gegen VW Wolfsburg von Anfang an sehr aggressiv spielen und versuchen, dass Spiel in die Hand zu nehmen, um früh in Führung zu gehen – und am besten zur Halbzeit mir ungefähr zwei Toren führen.
Und warum gewinnt am Freitagabend doch der MSV und nicht der VfL?
Jörg Sadzio: Wir gewinnen das Spiel, weil unser Super-Trainer Rudi Bommer von Beginn an mit zwei Stürmern spielen wird, nämlich mit Ishiaku und Ailton. Ailton wird – beflügelt von der Geburt seiner Zwillinge – vorne die Buden machen. Außerdem haben wir in der Abwehr den erfahrenen Filipescu und den kratzenden-beißenden Roque Junior, also das optimale Verteidiger-Duo. Na ja, ich bin ja auch der ewig positiv Denkende. Bis zum bitteren Ende. (lacht)
Euer Tipp: Wie geht das Spiel aus?
Jörg Sadzio: Ein Törchen gönne ich den Bochumern, aber wir schießen zwei mehr. 3:1 steht’s am Ende, 2:0 zur Halbzeit. Ja, eine ganz klare Kiste. Warum? Weil der auslösende Faktor in Duisburg die starken Fans sind. Die haben zum Beispiel nach dem Spiel beim KSC eine friedliche Sitzblockade gemacht und mit den Spielern geredet.
Bernd Rausmann: Mit einem Schlusspfiff... beim knappen Ergebnis von 1:3
Um was geht es für die beiden Vereine am Freitag?
Bernd Rausmann: Für beide Vereine geht es natürlich zum Einen um die Ehre, wie es sich bei so einem kleinen Derby gehört, schließlich verliert niemand gern gegen einen Reviernachbarn. Aber viel wichtiger ist es, Punkte gegen den Abstieg zu sammeln. Bochum muss punkten, um zu zeigen, dass der Sieg gegen die Wölfe keine einmalige Leistung war. Der MSV befindet sich aktuell in einer kleinen Krise. Nur ein Sieg und sieben Niederlagen aus den vergangenen acht Spielen ist wenig. Um nicht den Anschluss zu verlieren, ist ein Sieg für den MSV sicher wichtiger als für den VfL, aber den können die Duisburger ja auch noch in Leverkusen holen.
Jörg Sadzio: Bei uns ist die Situation kritischer als beim VfL– es wäre gut, wenn wir vielleicht auch mal wieder das eine oder andere Unentschieden einfahren. Das ist ja bisher nicht möglich gewesen. Haben wir 0:1 zurückgelegen, haben wir verloren. Haben wir 1:0 geführt, haben wir gewonnen.
Was ist in dieser Saison noch möglich?
Bernd Rausmann: Da ich heute die gesamte Saison kurz durchgetippt habe – das ist kein Witz (lacht) – ist für Bochum Platz 9 und für den MSV Platz 13 drin. Daher können wir uns auch in der nächsten Saison wieder auf die kleinen Derbys freuen.
Jörg Sadzio: Für beide Teams geht es ums nackte Überleben. Für uns gilt daher nur eins: Wir müssen uns in der Ersten Liga etablieren und endlich Kontinuität reinbringen.
Hat der MSV die Chance dem VfL als "dritte Kraft im Revier" den Rang abzulaufen? Stichwort Reviermeisterschaft!
Jörg Sadzio: Auf jeden Fall haben die Zebras die Chance, die dritte Kraft im Revier zu werden! Wir haben das spielerische Potenzial, jetzt muss sich die Mannschaft zusammenraufen. Es darf keine Grüppchenbildung geben. Das ist Aufgabe des Trainers. Aber wenn Du mit dieser Truppe nicht die Klasse halten kannst, dann schaffst Du es nie.
Bernd Rausmann: Platz 3? Wenn ich mich recht entsinne, war der VfL in der vergangenen Saison Reviermeister. Nein, im Ernst, ich glaube das erstmal nicht. Duisburg ist gerade wieder in die Liga aufgestiegen und muss sich erst noch finden. Was die Zukunft dann bringen wird, steht noch in den Sternen. Es ist allerdings nicht zu verleugnen, dass sich in Duisburg etwas entwickelt. Außerdem erwarte ich beide Mannschaften auch in der Schlussphase dieser Saison im Abstiegskampf, so dass man bei beiden Vereinen erstmal andere Sorgen haben wird als die Reviermeisterschaft.
Ein Wort zu Stanislav Sestak auf der einen und Ailton auf der anderen Seite?
Jörg Sadzio: Zu Ailton ist ja schon alles gesagt. Sestak ist ein junger, unverbrauchter Spieler, der hat nix zu verlieren. Er hat natürlich ein schweres Erbe angetreten, macht das aber richtig gut.
Bernd Rausmann: Zukunft und Vergangenheit – Sestak hat das Potential, sich dauerhaft in der Bundesliga zu etablieren. Um dies zu schaffen, muss er sicher noch viel an sich arbeiten. Ailton sehe ich eher auf seiner Abschiedstournee. Er war sicher ein sehr starker Spieler. Was die beiden vereint, ist die Schnelligkeit sowie das herausragende Ballgefühl.
Mit den Fans sprachen David Nienhaus und Tina Halberschmidt
Quelle: DerWesten.de, 08.11.2007
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