BORUSSIA MÖNCHENGLADBACH
Der Eindruck täuscht: Borussias neuer Däne bediente sich bei seinem Einstand im Borussia-Park fast ausnahmslos fairer Mittel. Kevin Kuranyi (Foto) oder Ebbe Sand können`s bestätigen. (Foto: Wiechmann)
Das Ticket für die Wedau verdient
Der Däne Bo Svensson schlug bei seinem Debüt für die Gladbacher Borussia voll ein.
Mönchengladbach. Den ersten Punkt in der Rückrunde geholt, den leidenschaftslosen Auftritt gegen den FC Bayern weggewischt, die flaue Darbietung in der VW-Arena zu Wolfsburg vom Tisch gefegt - der eigentliche Zweck der Aufgabe gegen den FC

04 wurde am Mittwochabend im wesentlichen erfüllt. Borussia Mönchengladbach vollbrachte im zweiten Heimspiel 2006 im Borussia-Park keine Wundertaten, aber, so VfL-Cheftrainer Horst Köppel, "wir glauben wieder an uns, zeigten Biss und Kampfgeist. Schließlich haben wir ja auch nicht gegen irgendeine Mannschaft gespielt.

ist immerhin ein potenzieller Kandidat für die Champions-League. Das sollte man nicht außer Acht lassen. Trotzdem werden wir unsere Situation weiter kritisch reflektieren."
Es war ein Spiel fast ohne Chancen im Borussia-Park, wo rund 3000 Plätze unbesetzt blieben. Auf die einzige große Möglichkeit der Gladbacher durch Peer Kluge (71.), dessen Schuss 04-Keeper Frank Rost mit einer sensationellen Parade abwehrte, antwortete der Gast aus dem Ruhrgebiet zwei Minuten später durch seinen Dänen Sand. Der geschmeidige Kasey Keller zeigte im Gladbacher Kasten ebenfalls, das er so schnell nicht zu überlisten ist.
Dass ansonsten die Schalker Angriffe im Gladbacher Strafraum verpufften, lag an der soliden Innenverteidigung, in der insbesondere der Däne Bo Svensson bei seinem Debüt so spielte, als trüge er schon ewig das Trikot mit der Raute auf der Brust. Svensson räumte rigoros ab. Mit dem Kopf, mit dem Körper, mit beiden Beinen. Und dass er mit beiden Beinen auf dem Boden steht und sich nicht verrückt machen lässt, belegte sein Kommentar nach der Begegnung: "Wichtig ist die Konstanz. Ich will versuchen, Woche für Woche Höchstleistung zu bringen. Das ist mein Ziel."
Sein Trainer fand ihn richtig gut: "Bo hat hervorragend gespielt." Das hörte sich fast so an, als habe er sein Ticket für die Top-Elf morgen in der Wedau gegen die Zebras schon sicher. "Moment", sagt Horst Köppel, "ich brauch` jetzt erst mal ein Pils, um das Spiel sacken zu lassen." Aber mal ehrlich: Warum sollte Köppel ohne Not auf den stärksten aller Dänen im Borussia-Park verzichten, zumal ja auch Marcell Jansen wegen der fünften gelben Karte pausieren muss.
Also spricht in Duisburg alles für den Abwehrblock mit Bögelund, Ze Antonio, Svensson und Filip Daems oder Jeff Strasser? Ansonsten bietet sich im Angriff Wesley Sonck für den Brasilianer Kahê an. Kluge, Polanski und El Fakiri sind quasi gesetzt. Thomas Broich steht wegen seiner mangelnden Schnelligkeit immer auf der Kippe. "Aber er hat sich in den letzten 30 Minuten gegen

richtig rein gekniet", sagte Köppel.
Trotzdem: Der "neuralgische Punkt" im Team bleibt die Position hinter den Spitzen. Es fehlt derjenige, der neben Kluge und El Fakiri und dem Chef vor der Abwehr, Eugen Polanski, den Taktstock schwingt, mitreißt, das Tempo bestimmt und den entscheidenden Pass in die Tiefe spielen kann.
Ob das Andres d`Alessandro in der neuen Saison sein wird? Fußball-Insider im Dunstkreis des Borussia-Parks raten dem Sportdirektor der Gladbacher, Peter Pander, von einer Verpflichtung des Argentiniers ab. Nicht unbedingt ob der finanziellen Größenordnung von fünf/sechs Millionen Euro.
Andererseits hat Pander den Südamerikaner ja seinerzeit nach Wolfsburg geholt, und P.P. ist ein heißblütiger Fan der nun zum FC Portsmouth transferierten "Zaubermaus" aus dem Land der Gauchos. Wie dem auch sei: Gladbach braucht für die neue Saison eine echte "Nummer 10", einen kreativen und dynamischen Führungsspieler.
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Eugen Polanski: Wir haben die Schalker nicht spielen lassen, die haben uns nicht spielen lassen. Das war das, was wir wollten, Druck machen und über den Kampf ins Spiel finden. Das ist auf jeden Fall ein Schritt nach vorne. Wir haben einen Punkt geholt. Aber eigentlich wollten wir hier gewinnen, sind ganz klar auf Sieg gegangen, das hat leider nicht geklappt. Der Trainer ist vor dem Spiel nicht laut geworden, er hat aber das angesprochen, was er vermisst hat. Jeder hat verstanden, dass er deutliche Worte gefunden hat. Aus meiner Sicht auch zu Recht. An der Einstellung hat es gegen

jedenfalls nicht gefehlt.
Bo Svensson: Meine ersten Eindrücke: Es war ein hohes Tempo und eine großartige Kulisse. Die Bundesliga ist viel aktionsreicher als die dänische Liga. Wir haben alles versucht, aber das letzte Quäntchen Glück und Geschick vor dem Tor hat gefehlt. Ich war nicht überrascht, dass ich in der Startelf stand. Ich wusste ja, dass Jeff gesperrt ist, also hab` ich mich auf den Einsatz vorbereitet. Wie es am Samstag weiter geht, entscheidet der Coach.
Thomas Broich: Es war wichtig, dass wir zu null gespielt haben und das man sehen konnte, dass wir uns zerreißen. Dieses Unentschieden gibt wieder ein bisschen Selbstvertrauen. Jetzt wollen wir diese Leistung am Samstag mit in das Spiel beim MSV Duisburg nehmen. Das ist wieder ein Derby aus dem Westen, etwas ganz Besonderes eben. Wenn wir dort gewinnen, sieht es doch schon wieder ganz anders für uns aus.
10.02.06
Von Jochen Schmitz