Presse: VFB Stuttgart : MSV

Status
Für weitere Antworten geschlossen.
"Zebras" wie im Wintermärchen


veröffentlicht: 30.01.06 - 08:56



Klemen Lavric jubelt auf Marco Caligiuri. Foto: ddp


Duisburg (RP). Der Sieg der Zebras im Eisschrank kalten Gottlieb-Daimler-Stadion erzählt sich wie ein Wintermärchen. Das schönste Kapitel begann mit einem klugen Pass von Alex Meyer auf den blank stehenden Marco Caligiuri. Der junge Mann, den die Schwaben ohne Widerstand an den Rhein ziehen ließen, drehte sich flink, zog ab und ließ aus 16 Meter seinem Freund Timo Hildebrand im VfB-Tor keine Chance.
Das war in der 43. Minute. Nie zuvor und niemals später befand sich der MSV in drangvollerer Nähe zum Strafraum der Hausherren. Ein maßgenauer Pass, ein herrlicher Schuss, ein wichtiges Tor - die Zebras sind in die Erfolgsspur zurück gekehrt.
Es gab außerdem nur wenige Möglichkeiten auf Duisburger Seite. Die Halbchance von Tobias Willi in der Anfangsphase nach einer Ecke von Caligiuri mal aus dem Blick genommen. Den Konter, den ebenfalls Willi im zweiten Durchgang durch einen krumm gezielten Pass sabotierte, muss als nicht der Rede Wert eingestuft werden. Selbst das Tor entsprang keiner echten Möglichkeit. Es war eine glückhafte Einzeltat, ein Moment, in dem jede Körperphase richtig zuckte.
Kohlers Verzicht auf jede euphorische Regung und seine betont nüchterne Analyse der Ereignisse in der schwäbischen Metropole entspringt der Erkenntnis: Noch ist nichts wirklich gewonnen. Alte Schwächen waren unübersehbar. Sie blieben aber unbestraft. Auch mal ganz nett. Aber wohl auch nur ein Einzelstück.
Ein erste Bilanz zeigt auf der Habenseite: Die Mannschaft wirkt konditionell fit, kann über 90 Minuten ihrer Arbeit nachgehen. Das lässt hoffen. Mit Marco Caligiuri und Mihai Tararache hat das Spiel vor der Abwehr an Substanz gewonnen. Der rumänische Neuzugang Tararache, vom FC Zürich für eine halbe Million gekauft, konnte sogar mal den Ball zur Ruhe bringen und seinen Kollegen im zweiten Durchgang Atempausen verschaffen. Klemen Lavrics kämpferisches Pensum in der ersten Halbzeit verdient zudem Anerkennung. Lobenswert all’ das. Nach einer Stunde hatte die Deckung - um Thomas Baelum für Dirk Lottner als vierten Mann in der Kette verstärkt - so viel Halt gefunden, dass dem VfB kaum etwas Brauchbares einfiel. Schön, dass Beton nicht brennt.
Doch auch auf der Sollseite findet sich eine lange Liste. Die Abwehrschwächen im ersten Durchgang waren nicht zu übersehen. Wie Uwe Möhrle zweimal gegen Tomasson falsch stand, das war haarsträubend. Wie der Goalgetter, den Möhrle in einer Art Schutzbehauptung als Weltklasse einstufte, dann zweimal scheiterte, das war noch abenteuerlicher. Der Heber des Torjägers gegen die Duisburger Latte war von einer reichlichen Portion Pech für ihn und Glück für den MSV begleitet. Kommt Necat Aygün doch noch aus Haching, wird Möhrle möglicherweise als Sicherheitsrisiko eingestuft. Nicht zu übersehen auch Meyers Über-den-Ball-Klopper, den Ljuboja ausließ.
Dass der VfB nicht durch Gomez zum Ausgleich kam, lag allein am Schiedsrichter. Die Abseitsentscheidung war falsch und brachte den VfB um eine reguläres Tor. Konterchancen auf Duisburger Seiten waren Mangelware, es waren allzu wenige. Die eigene Spielentwicklung blieb nach wie vor unzureichend. Tobias Willi auf der linken Seite ist offensiv nur eine Behelfslösung.
Der Erfolg vom Samstag war ein erster Schritt, kein Durchbruch. Zur Euphorie besteht kein Anlass, zur Hoffnung auf Rettung aber durchaus. Der neue Trainer brachte das Glück mit. Auch das ist eine wesentliche Erkenntnis. Gegen den 1. FC Kaiserslautern bedarf der erste und so wichtige Auswärtssieg in der eigenen Arena einer Bestätigung. Gewinnen die Zebras am Samstag, sind sie wieder mitten im Leben.

 
Status
Für weitere Antworten geschlossen.
Zurück
Oben