Sicherlich ist diese EM wegen der diesmal besonderen Terrordrohungen leider "sehr speziell".
Es schadet aber sicher nicht, sich auch immer wieder in Erinnerung zu rufen, daß außerhalb Europas wöchentlich, ja sogar täglich, andere Veranstaltungen im Fokus des Terrors stehen. Sie nennen sich "Markt". Da gibt es aber keine Banner mit "Je suis Marchet Commerciale de Basra" oder ähnliches.
Natürlich ist auch mir klar, daß Europa des Europäers Jacke, Vorderasien des Europäers Hose ist, dennoch scheint mir der Umgang mit der Gefahr in Teilen hysterisch und von Seiten der Verantwortlichen, die ohnehin keine "Rundumsicherheit" garantieren können (wie auch?) oft an der Grenze zu bloßer Effekthascherei.
Machen wir uns doch nichts vor: Irgendwo, irgendwann wird es im Verlauf der EM in Frankreich zu Terrorakten kommen. Im Idealfall "nur" zu vereitelten oder geplanten, nach den Maßstäben der Logik aber auch zu tatsächlichen. Dann stellt sich erneut die Frage: "Was nun?" Abbruch des Turniers inklusive Kapitulation der westlichen Lebensart vor dem Terror oder aber Fortführung inklusive eines Signals der Unbeugsamkeit? Und angenommen ich irre mich (was wünschenswert wäre), was kommt dann? 24 Stunden von Le Mans, Filmfestspiele in Cannes, Oktoberfest in München usw. usf. Kaum auszudenken, wenn sich die Terrorandrohungen von Großveranstaltungen auf beispielsweise die Postfilialen der unscheinbarsten Dörfer verlagert. Kurzum: Wir leben unter permanenter anonymer Bedrohung und das vermutlich über Jahre hinaus und vollkommen unerheblich ob eine EM stattfindet oder nicht. Die Situation von vor 10,20 Jahren hat mit zwar wesentlich besser gefallen aber ändern kann diesen Zustand leider niemand. Schon gar nicht der Westen und seine Ordnungskräfte.
Was nun die "hausgemachten" Randalen angeht, würde mir vollauf genügen, die zweifelsfrei Identifizierten konsequent und so zeitnah wie möglich zur Rechenschaft zu ziehen, egal, ob Russe, Engländer, Franzose oder Deutscher. Teilweise ist das, wie ich der seriösen Presse entnehme, ja auch so geschehen. Weshalb die UEFA nun die Mannschaften als Sündenböcke für Teile von deren Anhängerschaften heranziehen will, entzieht sich erstens deshalb, zweitens aber auch wegen des Rechtsgrundsatzes des Verursacherprinzips, eigentlich jeglicher Logik. Eigentlich, denn Sprüche wie diejenigen des Russischen Verbandsheinis zwingen mich dann doch zu einem gewissen Verständnis über Verantwortungen, die über die Verantwortung der einzelnen Gewalttäter hinausgehen.
Manchmal wäre ich gerne einfach Pippi Langstrumpf.
