Wichtig: Hierbei handelt es sich nicht um Lettieri Bashing sondern um eine Taktikanalyse der Spiele des MSV gegen Ingolstadt, Zwickau und Lübeck.
Zuerst befasse ich mich mit dem Lübeck Spiel und beziehe mich dann auf die grundsätzlichen Taktischen Stärken und Schwächen des MSV, die ich während dieser 3 Spiele identifiziert habe und die sich wie ein roter Faden durch die Spiele gezogen haben. Es handelt sich nicht um Einzelbeispiele sondern um grundsätzliche Muster, die ich in allen 3 Spielen erkannt habe.
Im Anschluss an das allgemeine Fazit gehe ich nochmal genauer auf das Ingolstadt und Zwickau Spiel ein. Die Fazits aus diesen Spielen sind aber schon im allgemeinen Fazit miteingeflossen und liegen nur der Vollständigkeit halber mit dabei.
Wichtig ist noch die Reihenfolge der Spiele. Zuerst habe ich mich mit dem Zwickau Spiel, dann dem Ingolstadt Spiel und zuletzt dem Lübeck Spiel befasst und habe danach die Analyse verfasst.
Fazit Lübeck und Allgemein:
Ein 3:1 Sieg des MSV Duisburg über den Vfb Lübeck. Das Ergebnis klingt deutlicher als der eigentliche Spielverlauf. Wie auch in den vorherigen Partien unter Ex Coach Lettieri hat der MSV die Anfangsphase verschlafen, zwar war insgesamt vom Start weg eine geordnetere und stabilere Duisburger Mannschaft auf dem Platz als in den letzten Spielen. Allerdings war den Spielern anzumerken, dass das 4-4-2 noch ungewohnt schien und einige Abläufe wie z.B. das Verschieben der Flügelspieler noch holprig abliefen.
So konnte Lübeck zu Beginn einen Steilpass über Duisburgs linke Seite spielen, der zu einer gefährlichen Flanke führte oder einen Angriff über die rechte Duisburger Seite initiieren, bei dem durch Seitenverlagerung der Rechte Außenspieler Lübecks freie Bahn hatte, da Stoppelkamp den Umschaltmoment von Pressing auf Zurücklaufen verschlief. Diese Fehler waren allerdings eher dem neuen 4-4-2 Spielsystem geschuldet als einem grundsätzlichen Abwehrproblem (ja, trotz den mit Abstand meisten Gegentoren, sehe ich hier viel Qualität, natürlich für 3. Liga Verhältnisse relativ gesehen).
Duisburg hatte nach der Anfangsphase keine weiteren Torchancen inder ersten HZ zugelassen. Dies lag im Vergleich zu den letzten Spielen an der deutlich verbesserten Kompaktheit innerhalb und zwischen den 3 Ketten. Es wurde im Team verteidigt, was zum einen heißt, dass Duisburg gemeinsam aufrückte bzw. sich fallen ließ und die Abstände zwischen der ersten und letzten Kette oft nicht mehr als 45m betrug. Das war unter Lettieri noch ganz anders sowohl gegen Ingolstadt als auch gegen Zwickau spielten die Ketten für sich (dazu in der Ingolstadt Analyse mehr). Zum anderen heißt es, dass im Vergleich zum Zwickau Spiel als die Duisburger Mannschaft versucht hat hauptsächlich über den Kampf zu kommen, sich insbesondere von dem Anfangspressing überrumpelt gefühlt hat und mit kopflosen Gegenangriffen geantwortet hat, statt eines beruhigenden Spielaufbaus um Kompaktheit in allen Mannschaftsteilen herzustellen (Analyse des Zwickau Spiels unten), diesmal jeder seine genaue Rolle kannte. Es wurde viel häufiger der entschleunigende Rückpass gespielt, anstelle einen Konter in deutlicher Unterzahl zu starten.
Duisburg schaffte es im Lübeckspiel eine gute Balance zwischen Konter- und Aufabuspiel zu finden, was zu großen Teilen an der kompakten Grundordnung lag. Nichtsdestotrotz (was ein Wort) sollen die deutliche Verbesserung der Offensive und die 3 Tore nicht über die Angriffsprobleme Duisburgs hinwegtäuschen. Duisburgs einzige richtige Stärke in der Offensive sind Konter, insbesondere über Stoppelkamp und seine Einzelaktionen, die oft mehrere Verteidiger binden und Platz für die Mitspieler schaffen (siehe Duisburgs 1:0). Wird das Spiel über TW und Abwehr im 4-4-2 aufgebaut kommt der MSV nur ganz selten ins letzte Drittel bzw. noch seltener in einen guten Spot für einen Torabschluss. Woran liegt das?
Das hat 3 Hauptgründe, der wichtigste Grund ist das fehlende Bewusstsein für Raum und Mitspieler. Duisburg ist bei Ballbesitz extrem auf Sicherheit fokussiert um keinen gefährlichen Gegenkontern ausgesetzt zu sein, das geht auf Kosten der Kreativität, also der Raumnutzung. Das Angriffsspiel steht quasi still. Deshalb werden nach dem Ballvortrag der Verteidigung Angiffssituationen meist durch simple Doppelpässe oder Einzelaktionen eingeleitet. Danach fehlen meist die Anspielstationen bzw. es muss sich erst umgeguckt werden wo der Mitspieler steht, was zu ungenauen Pässen, oder direkten Fehlpässen bzw. Ballverlusten durch Pressing führt.
Der 2. Grund baut auf dem ersten Grund auf: Es fehlen Automatismen, wie z.B. Dreiecksspiel, bestes Beispiel dafür sind die oft versuchten Doppelpässe der Außenverteidiger um die erste und zweite Linie des Gegners zu überspielen und aus dem zweiten ins dritte Drittel vorzustoßen. Beispielsweise wird nicht oft aber dennoch regelmäßig ein Dreieck zwischen RV/LV, ZM und LM/RM gebildet. Dennoch wird dieses Dreieck trotz freier Passoptionen nur selten genutzt, stattdessen wird meist der o.g. Doppelpass probiert.
3.: Das fehlende bewegen zwischen den Linien, viel zu selten rückt ein Flügelspieler ein, oder ein ZM holt sich den Ball zwischen der IV, oder ein Stürmer bietet sich im Mittelfeldzentrum an. Ich denke, dass auch das noch Nachwirkungen der Taktik der letzten Spiele sind.
Nicht ohne Grund erzielt man so, so gut wie keine Tore. Dennoch hat der MSV die spielerischen und technischen Anlagen dazu sich auch in diesem Bereich des Spiels erheblich zu verbessern und das wird im Abstiegskampf essenziell sein. Es geht nicht nur über Kampf und Einsatz. Es geht auch um Selbstvertrauen, und wie soll eine Mannschaft Selbstvertrauen sammeln, wenn sie beispielsweise zurückliegt, der Gegner tief steht und sie keine Optionen hat durch die dicht gestaffelte Defensive zu gelangen und der Ball nach der dritten Station verloren geht.
Meiner Meinung ist das die derzeit größte Schwäche des MSV, Kampf und Einsatz sind in der Defensive wichtig. Das hat man gegen Lübeck gesehen. Trotz einer bislang schwachen Defensivsaison wird Duisburg mit den bereits vorgenommenen Veränderungen, so dass sie auch von Dotchev adaptiert werden eine solide Defensive im Saisonendspurt stellen, sofern die Automatismen besser greifen. Das wird aber vor allen Dingen mit der Zeit kommen.
Ein Problem, welches mir mehrfach aufgefallen ist, ist das Verteidigen gegen sehr hoch stehende Offensiven, wie es Lübeck zu Teilen in der zweiten HZ gezeigt hat oder Ingolstadt in der ersten HZ. Hier stimmt oftmals die Abstimmung zwischen den Außenverteidigern (AV), Flügelspielern und zentralen Mittelfeldspielern nicht. Insbesondere wenn die gegnerischen AV weit aufrücken. Ein Beispiel dafür ist, dass es nicht selten passiert, dass die gegnerischen AV nicht von den Duisburger Flügelspielern zugestellt werden, stattdessen muss entweder der ZM einrücken und hinterlässt eine Lücke im Zentrum oder der Duisburger AV rückt zu schnell auf und lässt zum Beispiel den gegnerischen Flügelspieler offen. So kam es u.a. zu dem nicht gegebenen Elfmeter an Lübeck.
Insgesamt hat Duisburg also alle Tools zusammen, um im Abstiegskampf zu bestehen. Man sollte davon ausgehen, dass die 4-4-2 Taktik auch unter Dotchev weiterhin als bewehrt gelten sollte. Eben aus Gründen der defensiven Kompaktheit und dem daraus resultierenden Konterspiel, sowie dem relativ guten Mix aus Stabilität in der Abwehr und Angriffsspiel. Normalerweise sollte ein Sieg, zumal gegen den Tabellenletzten, nicht ausreichend sein, um solch große Hoffnungen in eine Mannschaft zu setzen, insbesondere ohne den neuen Trainer an Duisburgs Seitenlinie einmal erlebt zu haben. Es wurde aber gezeigt, dass die größten spielerischen Schwächen unter Lettieri gegen Lübeck angegangen wurden und auch noch das Trainerteam bestehend aus Analysten und Co-Trainern weiterhin beim MSV aktiv ist, welche ihre Erfahrungen an Dotchev weitergeben werden. Dotchev hat den Ruf eines Offensivtrainers und ich hoffe, dass er den Duisburgern hier eine erneuerte Identität geben wird. Die Einzelspieler hat er dafür zur Verfügung jetzt gilt es unberechenbarer zu werden, ohne die defensive Kompaktheit zu verlieren.
Fazit Ingolstadt:
Duisburg ist sehr früh in Führung gegangen aufgrund eines etwas glücklich zustande gekommenen Konters, bei dem Ingolstadts Hintermannschaft nicht wach war. Direkt im Anschluss hat sich aber angedeutet, dass Ingolstadts Spielanlage der Duisburger überlegen ist. Ingolstadt hat zudem direkt Druck ausgeübt, um dem MSV nicht die Chance zu geben Selbstvertrauen zu entwickeln. Wie schon häufig zu sehen gewesen waren die Abstände zwischen den einzelnen Linien des MSV zu groß um eine kompakte Defensive zu haben. Ingolstadt wusste dies und hat entsprechend einen Spielplan gehabt und auch nach der Führung daran festgehalten. Dabei standen beide AV (Außenverteidiger) hoch und waren im 1/3 zu finden. Die beiden IV waren für die Spieleinleitung zuständig und konnten einen der beiden ZM regelmäßig unbedrängt anspielen, da die Abstände zwischen der 3er Sturmkette und dem 3er ZM zu groß war und keine Manndeckung der ZM stattfand. Was aber auch an den 4 situativ zentralen Stürmern der Ingolstädter lag, die regelmäßig mit hohen Bällen gefüttert wurden. Insgesamt war deutlich, dass das Duisburger 4-3-3 zu einfach auszuspielen war und durch geschickte Raumaufteilung auch verhindert werden konnte, dass Duisburg zu schnellen Kontern ansetzen konnte. Die beiden AV Ingolstadts hatten in der Offensive wortwörtlich alle Freiheiten, da sie überhaupt nicht gedeckt wurden. Die 4 Verteidiger Duisburgs waren mit den 4 zentralen Stürmern Ingolstadts am 16 er beschäftigt. Die 3 ZM sollten Zuspiele durch die Mitte bewachen und die 3 Stürmer Druck auf die aufbauende Abwehrkette Ingolstadts aufbauen um frühe Ballverluste zu erzwingen. Keiner dieser Pläne ging auf. Ein vernichtendes Urteil für eine früh in Führung liegende Mannschaft, bei der der Trainer davon spricht, dass man „die Zweikämpfe gewinnen muss um das Spiel zu gewinnen“.
Das Problem liegt meiner Meinung aber an 3 wesentlichen Punkten. Zum einen stimmt die psychologische Komponente nicht, die Mannschaft strahlt selbst nach einer Führung keine Sicherheit aus und ist mit Ingolstadts System komplett überfordert. Woran liegt es aber, dass Duisburg keine Sicherheit hat. Der Trainer konnte sich dies nach dem Spiel auch nicht erklären und musste in der Halbzeitpause bei seinen Spielern nachfragen woran es liegen könnte.
Ich habe dazu zwei Theorien. Zum einen stimmt die prinzipielle Ausrichtung nicht. Während die 3 offensiven Parts, also Stoppelkamp und Vermeij und der Ballnahe Flügelspieler als offensives Dreick Druck auf die ballführende Ingolstädter Vierer Verteidigung ausüben soll. Ist das 3er Mittelfeld und die Verteidigung dafür da die tiefe des Speilfelds abzusichern. Es sind also 2 grundlegend verschiedene Spielphilosophien in einer Mannschaft zu finden. Der eine Teil spielt eine offensive Verteidigung, während die restlichen 2/3 der Mannschaft abwartend und passiv agieren.
Gucken wir uns also zuerst den 3er Angriff an. Der Flügelspieler übernimmt die äußere Rolle und deckt zumeist den AV ab. Vermeij und Stoppelkamp laufen die beiden IV an. Ingolstadt ergaben sich 3 Optionen:
1. Zum TW zurückspielen
-> und den fernen AV anspielen. Vorteil hierbei für Ingolstadt, der eingerückte Flügelspieler musste aus dem Spielzentrum nach außen aufrücken.
-> bei Pressing auf den TW den langen Ball in die Spitze spielen und aggressiv nachrücken, wodurch man in Überzahl war, da die Abstände zwischen den 3 Stürmern und den eigenen Verteidigern gerne 50 bis 60 Meter betrug
2. Falls die Verteidigung nicht aggressiv zugelaufen wird Seitenverlagerung auf die ggü liegende Seite. Siehe 1.
3. Lücke zwischen den beiden ersten Ketten nutzen und den ZM anspielen, welcher den Ball entweder ins Zentrum zu den 4 Angrifsspielrn durchsteckt oder auf die freien aufgerückten AV
Es war also nur eine Frage der Zeit, bis die Führung bröckelte und Ingolstadt konnte innerhalb weniger Minuten das Spiel genau über die oben angesprochene Taktik mit 2 Toren drehen.
Wie hätte Duisburg das Spiel gegen diese extrem hoch spielenden Ingolstädter halten können?
Zu aller erst hätte es eine gemeinsame Spielstrategie geben müssen. Also alle pressen gemeinsam auf die Verteidigungskette oder alle ziehen sich gemeinsam zurück. Gerade nach dem Führungstreffer hätte Duisburg meiner Meinung nach auf dem Gas bleiben müssen um Ingolstadt nicht ins Spiel kommen zu lassen. Also im Verbund pressen um lange unkontrollierte Bälle oder ungenaue Zuspiele zu provozieren.
Ich wäre auch damit eiverstanden, wenn man sagt, dass es wichtig wäre erst einmal sicher zu stehen und Ingolstadt mehr Spielanteile zu gewähren und sich sich über eine kompakte Defensivausrichtung Selbstvertrauen holt. Um aus dieser Haltung heraus überfallartig zu kontern, aber gleichzeitig das Risiko eines Gegentores gering zu halten.
Als nächstes geht es um die mangelnde Kettenbindung. Damit meine ich die Abstände zwischen den Ketten. Während die Stürmer beispielsweise am Mittelkreis gepresst haben stand die Mittelfeldreihe inder Mitte der eigenen Spielhälfte dicht gestaffelt und auf gleicher höher und die Verteidigung stand eng zusammen am eigenen 16er. Noch krasser sah es teilweise aus, als die Duisburger Stürmer bis in den Ingolstädter Strafraum pressten, während die Veretdigung 15 Meter hinter die Mittellinie positioniert war. Es gab für Ingolstadt extrem viele Räume und durch Überlagerungen einer Seite konnten Bälle schnell wiedererobert werden. Bei engerer Kettenbildung wären die Räume für Ingolstadt enger, die Spieler hätten weniger Entscheidungszeit für Zuspiele und Ballgewinne für Duisburg wären einfacher.
Das Spielsystem hätte angepasst werden müssen. Es macht natürlich nicht immer Sinn sich dem Gegner anzupassen. Hier gilt es abzuwägen ob ich mit meiner Spielphilosophie erfolgreicher bin als der Gegner mit seiner Spielphilosophie. Hier gab es aufgrund des frühen Führungstreffers scheinbar den Trugschluss, dass das System Duisburgs dem Ingolstädter Spielsystem überlegen ist. Mit einer Anpassung des Systems auf z.B. ein 4-4-2 hätte man den sehr risikoreich spielenden Ingolstädtern einige Probleme bereitet. Zum einen hätte man das Flügelspiel unterbinden können und zum anderen den Innenverteidigern die Zeit nehmen können das Spiel in Ruhe aufzubauen. Die Folge wären viele unkontrollierte lange Bälle gewesen. Und die Chance über die freien Außenbahnen gefährliche Gegenkonter zu setzen.
Ingolstadt war letztlich nach dem 2:1 im letzten Drittel nicht mehr zielstrebig genug und ließ einige Aussichtsreiche Chancen liegen. In der zweiten Halbzeit war Ingolstadt dann auch längst nicht mehr so risikofreudig und überließ Duisburg mehr das Aufbauspiel, um die Führung zu sichern und mit den Kräften zu haushalten. Auffällig bei den Duisburgern war, dass es so gut wie nie einen Plan gab, wie man aus dem zweiten Drittel ins dritte kommt, wenn der Gegner tief steht. Duisburg spielte hier in einem 4-5-1 bzw. 4-4-2 Hybrid.
Es fehlte zum einen an der Präsenz eines Spielgestalters aus der Mittelfeldzentrale, hier versuchte sich Stoppelkamp teilweise sogar von der rechten Verteidigerposition, was ein bisschen die Verzweiflung Duisburgs widerspiegelt. Zum anderen fehlte auch im Ballbesitzspiel eine übergeordnete Strategie. Meist wurde der Ball in der Verteidigung ohne Gegnerdruck rotiert, um dann in einem direkten Fehlpass in die Spitze zu enden, da sich die komplette Zentrale hinter der Mittelfeldkette Ingolstadts versteckte oder einer der Außenverteidiger versuchte mittels eines Doppelpasses ins dritte Drittel vorzustoßen, was zu vorhersehbar für die dicht gestaffelten Ingolstädter war.
Überhaupt lebt Duisburgs Offensivspiel nur von Kontern, Einzelaktionen oder Doppelpässen. Es fehlen Optionen, wie z.B. Dreiecksbildung sich langsam zwischen die Ketten Ingolstadts zu kombinieren und ins Dritte Drittel zu gelangen. Des Weiteren fehlt das Verständnis für ein funktionierendes Positionsspiel im Verbund. Man hatte oft das Gefühl, dass der ballführende Spieler nicht wusste wo sich die Mitspieler befinden, weshalb es zu vielen Passungenauigkeiten, Fehlpässen oder Einzelaktionen bzw simplen Doppelpässen kam. Oftmals standen plötzlich auch 2 Spieler aufeinander, weil die Absprachen fehlen
Positiv ist, dass Duisburg in allen Mannschaftsteilen fähige und technisch gute Spieler hat, die im offensiven und defensiven 1:1 ihre Zweikämpfe gewinnen können, allerdings ist dies ohne ein sinnvolles Offensiv und Defensivkonzept nicht viel wert. Hier gilt es mit grundlegenden aber simplen Änderungen das System so anzupassen, dass Sicherheit und Ordnung entstehen.
Fazit Zwickau:
Über weite Strecken ausgeglichene Partie. Duisburg hat sich zu Beginn vom Pressing Zwickaus überrumpeln lassen. Und wollte dem Pressing mit weiten Bällen und schnellen Kontern entkommen. Dabei fehlte eine geortnet Grundordnung und es wurde reihenweise kopflos in die Verteidigungslinie Zwickaus gerannt. Problematisch beim MSV waren insbesondere die großen Lücken zwischen den einzelnen Linien und das unkoordinierte Pressing, wodurch Zwick zu einfachen Kontersituationen eingeladen wurde. Das Gegenpressing wurde nur von 3 bis 5 Spielern eigeleitet, während der Rest viel zu tief stand. Im Offensivspiel wurde anfangs komplett ohne Idee gespielt. Später hat man es besser gemacht als man das Spiel entschleunigte und über die Abwehr aufbaute. Dabei haben insbesondere Schmidts Diagonalpässe zu überzeugen gewusst. Allerdings fehlt im 3/3 die Spielidee, keine Dreiecksbildung, viele Soloaktionen, verfrühte Abschlüsse, kein Verständnis für Mitspieler und Raumnutzung. Wenn es gefährlich wurde, dann über Stoppelkamps linke Seite, allerdings spielte er meist ohne Mitspielereinbindung.
Zwickau konnte zu Beginn sich darauf verlassen, dass Duisburg mit dem Pressing überfordert ist und hat dementspechend viel Druck gemacht. Spielerisch beschränkte sich Zwickau ausschließlich auf lange Bälle der IV, Kombinationen gab es so gut wie keine. Da Duisburg allerdings sehr große Lücken offenbarte und Ballverluste schnell gefährlich wurden konnte Zwick immer wieder profitieren und die vorhandenen Räume nutzen. Hinten standen sie eng und haben sich bei Ballbesitz Duisburg im 3/3 zu einem 5-3-2 umgestellt. Dabei hat der ballferne Außenmittelfeldspieler das äußerste Glied der Verteidigungskette gegeben. Die 3 zentralen Mittelfeldspieler haben das Zentrum gedeckt um Duisburg über die außen spielen zu lassen. Damit Vermeij der gefährlichste und sehr Kopfballstarke ST gefehlt hat. Außerdem hat Duisburg enorme Probleme den Ball durch die Mitte kontrolliert nach vorne zu bringen. Dieses Element konnte also komplett genommen werden.
Zuerst befasse ich mich mit dem Lübeck Spiel und beziehe mich dann auf die grundsätzlichen Taktischen Stärken und Schwächen des MSV, die ich während dieser 3 Spiele identifiziert habe und die sich wie ein roter Faden durch die Spiele gezogen haben. Es handelt sich nicht um Einzelbeispiele sondern um grundsätzliche Muster, die ich in allen 3 Spielen erkannt habe.
Im Anschluss an das allgemeine Fazit gehe ich nochmal genauer auf das Ingolstadt und Zwickau Spiel ein. Die Fazits aus diesen Spielen sind aber schon im allgemeinen Fazit miteingeflossen und liegen nur der Vollständigkeit halber mit dabei.
Wichtig ist noch die Reihenfolge der Spiele. Zuerst habe ich mich mit dem Zwickau Spiel, dann dem Ingolstadt Spiel und zuletzt dem Lübeck Spiel befasst und habe danach die Analyse verfasst.
Fazit Lübeck und Allgemein:
Ein 3:1 Sieg des MSV Duisburg über den Vfb Lübeck. Das Ergebnis klingt deutlicher als der eigentliche Spielverlauf. Wie auch in den vorherigen Partien unter Ex Coach Lettieri hat der MSV die Anfangsphase verschlafen, zwar war insgesamt vom Start weg eine geordnetere und stabilere Duisburger Mannschaft auf dem Platz als in den letzten Spielen. Allerdings war den Spielern anzumerken, dass das 4-4-2 noch ungewohnt schien und einige Abläufe wie z.B. das Verschieben der Flügelspieler noch holprig abliefen.
So konnte Lübeck zu Beginn einen Steilpass über Duisburgs linke Seite spielen, der zu einer gefährlichen Flanke führte oder einen Angriff über die rechte Duisburger Seite initiieren, bei dem durch Seitenverlagerung der Rechte Außenspieler Lübecks freie Bahn hatte, da Stoppelkamp den Umschaltmoment von Pressing auf Zurücklaufen verschlief. Diese Fehler waren allerdings eher dem neuen 4-4-2 Spielsystem geschuldet als einem grundsätzlichen Abwehrproblem (ja, trotz den mit Abstand meisten Gegentoren, sehe ich hier viel Qualität, natürlich für 3. Liga Verhältnisse relativ gesehen).
Duisburg hatte nach der Anfangsphase keine weiteren Torchancen inder ersten HZ zugelassen. Dies lag im Vergleich zu den letzten Spielen an der deutlich verbesserten Kompaktheit innerhalb und zwischen den 3 Ketten. Es wurde im Team verteidigt, was zum einen heißt, dass Duisburg gemeinsam aufrückte bzw. sich fallen ließ und die Abstände zwischen der ersten und letzten Kette oft nicht mehr als 45m betrug. Das war unter Lettieri noch ganz anders sowohl gegen Ingolstadt als auch gegen Zwickau spielten die Ketten für sich (dazu in der Ingolstadt Analyse mehr). Zum anderen heißt es, dass im Vergleich zum Zwickau Spiel als die Duisburger Mannschaft versucht hat hauptsächlich über den Kampf zu kommen, sich insbesondere von dem Anfangspressing überrumpelt gefühlt hat und mit kopflosen Gegenangriffen geantwortet hat, statt eines beruhigenden Spielaufbaus um Kompaktheit in allen Mannschaftsteilen herzustellen (Analyse des Zwickau Spiels unten), diesmal jeder seine genaue Rolle kannte. Es wurde viel häufiger der entschleunigende Rückpass gespielt, anstelle einen Konter in deutlicher Unterzahl zu starten.
Duisburg schaffte es im Lübeckspiel eine gute Balance zwischen Konter- und Aufabuspiel zu finden, was zu großen Teilen an der kompakten Grundordnung lag. Nichtsdestotrotz (was ein Wort) sollen die deutliche Verbesserung der Offensive und die 3 Tore nicht über die Angriffsprobleme Duisburgs hinwegtäuschen. Duisburgs einzige richtige Stärke in der Offensive sind Konter, insbesondere über Stoppelkamp und seine Einzelaktionen, die oft mehrere Verteidiger binden und Platz für die Mitspieler schaffen (siehe Duisburgs 1:0). Wird das Spiel über TW und Abwehr im 4-4-2 aufgebaut kommt der MSV nur ganz selten ins letzte Drittel bzw. noch seltener in einen guten Spot für einen Torabschluss. Woran liegt das?
Das hat 3 Hauptgründe, der wichtigste Grund ist das fehlende Bewusstsein für Raum und Mitspieler. Duisburg ist bei Ballbesitz extrem auf Sicherheit fokussiert um keinen gefährlichen Gegenkontern ausgesetzt zu sein, das geht auf Kosten der Kreativität, also der Raumnutzung. Das Angriffsspiel steht quasi still. Deshalb werden nach dem Ballvortrag der Verteidigung Angiffssituationen meist durch simple Doppelpässe oder Einzelaktionen eingeleitet. Danach fehlen meist die Anspielstationen bzw. es muss sich erst umgeguckt werden wo der Mitspieler steht, was zu ungenauen Pässen, oder direkten Fehlpässen bzw. Ballverlusten durch Pressing führt.
Der 2. Grund baut auf dem ersten Grund auf: Es fehlen Automatismen, wie z.B. Dreiecksspiel, bestes Beispiel dafür sind die oft versuchten Doppelpässe der Außenverteidiger um die erste und zweite Linie des Gegners zu überspielen und aus dem zweiten ins dritte Drittel vorzustoßen. Beispielsweise wird nicht oft aber dennoch regelmäßig ein Dreieck zwischen RV/LV, ZM und LM/RM gebildet. Dennoch wird dieses Dreieck trotz freier Passoptionen nur selten genutzt, stattdessen wird meist der o.g. Doppelpass probiert.
3.: Das fehlende bewegen zwischen den Linien, viel zu selten rückt ein Flügelspieler ein, oder ein ZM holt sich den Ball zwischen der IV, oder ein Stürmer bietet sich im Mittelfeldzentrum an. Ich denke, dass auch das noch Nachwirkungen der Taktik der letzten Spiele sind.
Nicht ohne Grund erzielt man so, so gut wie keine Tore. Dennoch hat der MSV die spielerischen und technischen Anlagen dazu sich auch in diesem Bereich des Spiels erheblich zu verbessern und das wird im Abstiegskampf essenziell sein. Es geht nicht nur über Kampf und Einsatz. Es geht auch um Selbstvertrauen, und wie soll eine Mannschaft Selbstvertrauen sammeln, wenn sie beispielsweise zurückliegt, der Gegner tief steht und sie keine Optionen hat durch die dicht gestaffelte Defensive zu gelangen und der Ball nach der dritten Station verloren geht.
Meiner Meinung ist das die derzeit größte Schwäche des MSV, Kampf und Einsatz sind in der Defensive wichtig. Das hat man gegen Lübeck gesehen. Trotz einer bislang schwachen Defensivsaison wird Duisburg mit den bereits vorgenommenen Veränderungen, so dass sie auch von Dotchev adaptiert werden eine solide Defensive im Saisonendspurt stellen, sofern die Automatismen besser greifen. Das wird aber vor allen Dingen mit der Zeit kommen.
Ein Problem, welches mir mehrfach aufgefallen ist, ist das Verteidigen gegen sehr hoch stehende Offensiven, wie es Lübeck zu Teilen in der zweiten HZ gezeigt hat oder Ingolstadt in der ersten HZ. Hier stimmt oftmals die Abstimmung zwischen den Außenverteidigern (AV), Flügelspielern und zentralen Mittelfeldspielern nicht. Insbesondere wenn die gegnerischen AV weit aufrücken. Ein Beispiel dafür ist, dass es nicht selten passiert, dass die gegnerischen AV nicht von den Duisburger Flügelspielern zugestellt werden, stattdessen muss entweder der ZM einrücken und hinterlässt eine Lücke im Zentrum oder der Duisburger AV rückt zu schnell auf und lässt zum Beispiel den gegnerischen Flügelspieler offen. So kam es u.a. zu dem nicht gegebenen Elfmeter an Lübeck.
Insgesamt hat Duisburg also alle Tools zusammen, um im Abstiegskampf zu bestehen. Man sollte davon ausgehen, dass die 4-4-2 Taktik auch unter Dotchev weiterhin als bewehrt gelten sollte. Eben aus Gründen der defensiven Kompaktheit und dem daraus resultierenden Konterspiel, sowie dem relativ guten Mix aus Stabilität in der Abwehr und Angriffsspiel. Normalerweise sollte ein Sieg, zumal gegen den Tabellenletzten, nicht ausreichend sein, um solch große Hoffnungen in eine Mannschaft zu setzen, insbesondere ohne den neuen Trainer an Duisburgs Seitenlinie einmal erlebt zu haben. Es wurde aber gezeigt, dass die größten spielerischen Schwächen unter Lettieri gegen Lübeck angegangen wurden und auch noch das Trainerteam bestehend aus Analysten und Co-Trainern weiterhin beim MSV aktiv ist, welche ihre Erfahrungen an Dotchev weitergeben werden. Dotchev hat den Ruf eines Offensivtrainers und ich hoffe, dass er den Duisburgern hier eine erneuerte Identität geben wird. Die Einzelspieler hat er dafür zur Verfügung jetzt gilt es unberechenbarer zu werden, ohne die defensive Kompaktheit zu verlieren.
Fazit Ingolstadt:
Duisburg ist sehr früh in Führung gegangen aufgrund eines etwas glücklich zustande gekommenen Konters, bei dem Ingolstadts Hintermannschaft nicht wach war. Direkt im Anschluss hat sich aber angedeutet, dass Ingolstadts Spielanlage der Duisburger überlegen ist. Ingolstadt hat zudem direkt Druck ausgeübt, um dem MSV nicht die Chance zu geben Selbstvertrauen zu entwickeln. Wie schon häufig zu sehen gewesen waren die Abstände zwischen den einzelnen Linien des MSV zu groß um eine kompakte Defensive zu haben. Ingolstadt wusste dies und hat entsprechend einen Spielplan gehabt und auch nach der Führung daran festgehalten. Dabei standen beide AV (Außenverteidiger) hoch und waren im 1/3 zu finden. Die beiden IV waren für die Spieleinleitung zuständig und konnten einen der beiden ZM regelmäßig unbedrängt anspielen, da die Abstände zwischen der 3er Sturmkette und dem 3er ZM zu groß war und keine Manndeckung der ZM stattfand. Was aber auch an den 4 situativ zentralen Stürmern der Ingolstädter lag, die regelmäßig mit hohen Bällen gefüttert wurden. Insgesamt war deutlich, dass das Duisburger 4-3-3 zu einfach auszuspielen war und durch geschickte Raumaufteilung auch verhindert werden konnte, dass Duisburg zu schnellen Kontern ansetzen konnte. Die beiden AV Ingolstadts hatten in der Offensive wortwörtlich alle Freiheiten, da sie überhaupt nicht gedeckt wurden. Die 4 Verteidiger Duisburgs waren mit den 4 zentralen Stürmern Ingolstadts am 16 er beschäftigt. Die 3 ZM sollten Zuspiele durch die Mitte bewachen und die 3 Stürmer Druck auf die aufbauende Abwehrkette Ingolstadts aufbauen um frühe Ballverluste zu erzwingen. Keiner dieser Pläne ging auf. Ein vernichtendes Urteil für eine früh in Führung liegende Mannschaft, bei der der Trainer davon spricht, dass man „die Zweikämpfe gewinnen muss um das Spiel zu gewinnen“.
Das Problem liegt meiner Meinung aber an 3 wesentlichen Punkten. Zum einen stimmt die psychologische Komponente nicht, die Mannschaft strahlt selbst nach einer Führung keine Sicherheit aus und ist mit Ingolstadts System komplett überfordert. Woran liegt es aber, dass Duisburg keine Sicherheit hat. Der Trainer konnte sich dies nach dem Spiel auch nicht erklären und musste in der Halbzeitpause bei seinen Spielern nachfragen woran es liegen könnte.
Ich habe dazu zwei Theorien. Zum einen stimmt die prinzipielle Ausrichtung nicht. Während die 3 offensiven Parts, also Stoppelkamp und Vermeij und der Ballnahe Flügelspieler als offensives Dreick Druck auf die ballführende Ingolstädter Vierer Verteidigung ausüben soll. Ist das 3er Mittelfeld und die Verteidigung dafür da die tiefe des Speilfelds abzusichern. Es sind also 2 grundlegend verschiedene Spielphilosophien in einer Mannschaft zu finden. Der eine Teil spielt eine offensive Verteidigung, während die restlichen 2/3 der Mannschaft abwartend und passiv agieren.
Gucken wir uns also zuerst den 3er Angriff an. Der Flügelspieler übernimmt die äußere Rolle und deckt zumeist den AV ab. Vermeij und Stoppelkamp laufen die beiden IV an. Ingolstadt ergaben sich 3 Optionen:
1. Zum TW zurückspielen
-> und den fernen AV anspielen. Vorteil hierbei für Ingolstadt, der eingerückte Flügelspieler musste aus dem Spielzentrum nach außen aufrücken.
-> bei Pressing auf den TW den langen Ball in die Spitze spielen und aggressiv nachrücken, wodurch man in Überzahl war, da die Abstände zwischen den 3 Stürmern und den eigenen Verteidigern gerne 50 bis 60 Meter betrug
2. Falls die Verteidigung nicht aggressiv zugelaufen wird Seitenverlagerung auf die ggü liegende Seite. Siehe 1.
3. Lücke zwischen den beiden ersten Ketten nutzen und den ZM anspielen, welcher den Ball entweder ins Zentrum zu den 4 Angrifsspielrn durchsteckt oder auf die freien aufgerückten AV
Es war also nur eine Frage der Zeit, bis die Führung bröckelte und Ingolstadt konnte innerhalb weniger Minuten das Spiel genau über die oben angesprochene Taktik mit 2 Toren drehen.
Wie hätte Duisburg das Spiel gegen diese extrem hoch spielenden Ingolstädter halten können?
Zu aller erst hätte es eine gemeinsame Spielstrategie geben müssen. Also alle pressen gemeinsam auf die Verteidigungskette oder alle ziehen sich gemeinsam zurück. Gerade nach dem Führungstreffer hätte Duisburg meiner Meinung nach auf dem Gas bleiben müssen um Ingolstadt nicht ins Spiel kommen zu lassen. Also im Verbund pressen um lange unkontrollierte Bälle oder ungenaue Zuspiele zu provozieren.
Ich wäre auch damit eiverstanden, wenn man sagt, dass es wichtig wäre erst einmal sicher zu stehen und Ingolstadt mehr Spielanteile zu gewähren und sich sich über eine kompakte Defensivausrichtung Selbstvertrauen holt. Um aus dieser Haltung heraus überfallartig zu kontern, aber gleichzeitig das Risiko eines Gegentores gering zu halten.
Als nächstes geht es um die mangelnde Kettenbindung. Damit meine ich die Abstände zwischen den Ketten. Während die Stürmer beispielsweise am Mittelkreis gepresst haben stand die Mittelfeldreihe inder Mitte der eigenen Spielhälfte dicht gestaffelt und auf gleicher höher und die Verteidigung stand eng zusammen am eigenen 16er. Noch krasser sah es teilweise aus, als die Duisburger Stürmer bis in den Ingolstädter Strafraum pressten, während die Veretdigung 15 Meter hinter die Mittellinie positioniert war. Es gab für Ingolstadt extrem viele Räume und durch Überlagerungen einer Seite konnten Bälle schnell wiedererobert werden. Bei engerer Kettenbildung wären die Räume für Ingolstadt enger, die Spieler hätten weniger Entscheidungszeit für Zuspiele und Ballgewinne für Duisburg wären einfacher.
Das Spielsystem hätte angepasst werden müssen. Es macht natürlich nicht immer Sinn sich dem Gegner anzupassen. Hier gilt es abzuwägen ob ich mit meiner Spielphilosophie erfolgreicher bin als der Gegner mit seiner Spielphilosophie. Hier gab es aufgrund des frühen Führungstreffers scheinbar den Trugschluss, dass das System Duisburgs dem Ingolstädter Spielsystem überlegen ist. Mit einer Anpassung des Systems auf z.B. ein 4-4-2 hätte man den sehr risikoreich spielenden Ingolstädtern einige Probleme bereitet. Zum einen hätte man das Flügelspiel unterbinden können und zum anderen den Innenverteidigern die Zeit nehmen können das Spiel in Ruhe aufzubauen. Die Folge wären viele unkontrollierte lange Bälle gewesen. Und die Chance über die freien Außenbahnen gefährliche Gegenkonter zu setzen.
Ingolstadt war letztlich nach dem 2:1 im letzten Drittel nicht mehr zielstrebig genug und ließ einige Aussichtsreiche Chancen liegen. In der zweiten Halbzeit war Ingolstadt dann auch längst nicht mehr so risikofreudig und überließ Duisburg mehr das Aufbauspiel, um die Führung zu sichern und mit den Kräften zu haushalten. Auffällig bei den Duisburgern war, dass es so gut wie nie einen Plan gab, wie man aus dem zweiten Drittel ins dritte kommt, wenn der Gegner tief steht. Duisburg spielte hier in einem 4-5-1 bzw. 4-4-2 Hybrid.
Es fehlte zum einen an der Präsenz eines Spielgestalters aus der Mittelfeldzentrale, hier versuchte sich Stoppelkamp teilweise sogar von der rechten Verteidigerposition, was ein bisschen die Verzweiflung Duisburgs widerspiegelt. Zum anderen fehlte auch im Ballbesitzspiel eine übergeordnete Strategie. Meist wurde der Ball in der Verteidigung ohne Gegnerdruck rotiert, um dann in einem direkten Fehlpass in die Spitze zu enden, da sich die komplette Zentrale hinter der Mittelfeldkette Ingolstadts versteckte oder einer der Außenverteidiger versuchte mittels eines Doppelpasses ins dritte Drittel vorzustoßen, was zu vorhersehbar für die dicht gestaffelten Ingolstädter war.
Überhaupt lebt Duisburgs Offensivspiel nur von Kontern, Einzelaktionen oder Doppelpässen. Es fehlen Optionen, wie z.B. Dreiecksbildung sich langsam zwischen die Ketten Ingolstadts zu kombinieren und ins Dritte Drittel zu gelangen. Des Weiteren fehlt das Verständnis für ein funktionierendes Positionsspiel im Verbund. Man hatte oft das Gefühl, dass der ballführende Spieler nicht wusste wo sich die Mitspieler befinden, weshalb es zu vielen Passungenauigkeiten, Fehlpässen oder Einzelaktionen bzw simplen Doppelpässen kam. Oftmals standen plötzlich auch 2 Spieler aufeinander, weil die Absprachen fehlen
Positiv ist, dass Duisburg in allen Mannschaftsteilen fähige und technisch gute Spieler hat, die im offensiven und defensiven 1:1 ihre Zweikämpfe gewinnen können, allerdings ist dies ohne ein sinnvolles Offensiv und Defensivkonzept nicht viel wert. Hier gilt es mit grundlegenden aber simplen Änderungen das System so anzupassen, dass Sicherheit und Ordnung entstehen.
Fazit Zwickau:
Über weite Strecken ausgeglichene Partie. Duisburg hat sich zu Beginn vom Pressing Zwickaus überrumpeln lassen. Und wollte dem Pressing mit weiten Bällen und schnellen Kontern entkommen. Dabei fehlte eine geortnet Grundordnung und es wurde reihenweise kopflos in die Verteidigungslinie Zwickaus gerannt. Problematisch beim MSV waren insbesondere die großen Lücken zwischen den einzelnen Linien und das unkoordinierte Pressing, wodurch Zwick zu einfachen Kontersituationen eingeladen wurde. Das Gegenpressing wurde nur von 3 bis 5 Spielern eigeleitet, während der Rest viel zu tief stand. Im Offensivspiel wurde anfangs komplett ohne Idee gespielt. Später hat man es besser gemacht als man das Spiel entschleunigte und über die Abwehr aufbaute. Dabei haben insbesondere Schmidts Diagonalpässe zu überzeugen gewusst. Allerdings fehlt im 3/3 die Spielidee, keine Dreiecksbildung, viele Soloaktionen, verfrühte Abschlüsse, kein Verständnis für Mitspieler und Raumnutzung. Wenn es gefährlich wurde, dann über Stoppelkamps linke Seite, allerdings spielte er meist ohne Mitspielereinbindung.
Zwickau konnte zu Beginn sich darauf verlassen, dass Duisburg mit dem Pressing überfordert ist und hat dementspechend viel Druck gemacht. Spielerisch beschränkte sich Zwickau ausschließlich auf lange Bälle der IV, Kombinationen gab es so gut wie keine. Da Duisburg allerdings sehr große Lücken offenbarte und Ballverluste schnell gefährlich wurden konnte Zwick immer wieder profitieren und die vorhandenen Räume nutzen. Hinten standen sie eng und haben sich bei Ballbesitz Duisburg im 3/3 zu einem 5-3-2 umgestellt. Dabei hat der ballferne Außenmittelfeldspieler das äußerste Glied der Verteidigungskette gegeben. Die 3 zentralen Mittelfeldspieler haben das Zentrum gedeckt um Duisburg über die außen spielen zu lassen. Damit Vermeij der gefährlichste und sehr Kopfballstarke ST gefehlt hat. Außerdem hat Duisburg enorme Probleme den Ball durch die Mitte kontrolliert nach vorne zu bringen. Dieses Element konnte also komplett genommen werden.