Worüber reden und echauffieren wir uns hier eigentlich?
Wir haben das Lizenzierungsverfahren als solches und im Grunde läuft dieses schon seit Spätherbst letzten Jahres. Mit aus guten Gründen wechselndem Lineup und leider bisher mit mäßigem Erfolg. Unstrittig müßte dabei eigentlich sein, daß die jetzt zur Stunde tätige Mannschaft erstens erstmals wirklich unsere Unterstützung verdient hat und daß zweitens erstmals versucht wird, nicht nur die kurzfristige Lizenz zur Erlaubnis zum weiteren Melken des Vereins zu erhalten, sondern endlich mittelfristig Ergebnisse zu erzielen und wirklich tragfähige Weichen zu stellen.
Heißt:
Wenn wir die Lizenz bekommen, bekommen wir, vollkommen anders als in den unsäglichen Jahren zuvor, nicht nur die Erlaubnis am Spielbetrieb teilzunehmen, sondern endlich wieder eine belastbare mittelfristige Perspektive.
Daß die Lizenzerteilung nun zwar mit völlig anderen Leuten aber eben leider nicht mit völlig anderen Unterlagen beantragt wird, ist keine Sensation. Herkules hat zwar in seiner 13. Arbeit einen Schuldenschnitt herbeiführen können und auch sonst, wo nur möglich, interne und externe Kräfte gebündelt, die grundsätzlichen in den letzten Höllenjahren angesammelten Altlasten sind aber natürlich auch zum jetzigen Zeitpunkt noch wirksam. Die verzögernden Momente sind daher auch noch immer den Wegelagerern der Vergangenheit und nicht etwa Ungenauigkeiten oder Fahrlässigkeiten der Gegenwart zu verdanken.
Stand heute:
Das abschließende "Placet" des DFB ist mittlerweile
möglich. Läßt man diesen schlichten Satz einmal kurz auf sich wirken, muß man doch zumindest anerkennen, daß schon allein diese Tatsache eine Sensation darstellt. Noch vor wenigen Wochen wäre eine solche Situation vollkommen undenkbar gewesen. Diese positive Änderung des Aggregatszustands ist nun aber nicht vom Himmel gefallen, sondern ist ganz klar der Arbeit der heute Verantwortlichen und deren Helfer im Hintergrund geschuldet. Erstmals arbeitet da wirklich jemand "mit Hochdruck". Und das auch noch sensationell erfolgreich.
Daß man nun im möglichen Überschwang der eigenen Hoffnung (vergessen wir nicht, daß Kirmse genauso erst einmal "Fan" ist, wie wir alle hier auch) Dinge nach aussen kommuniziert, die wahrscheinlich besser noch unter Verschluss geblieben wären, kann man natürlich mit Fug und auch mit Recht kritisieren. Man sollte dabei aber auch einbeziehen, daß wir als Fans möglicherweise auch nicht damit gezögert hätten, auch nur die kleinsten positiven Zeichen und Änderungen mitzuteilen. Adressat dieser Äußerungen war ja dementsprechend auch nicht etwa die Presse oder sonstige Außenstehende, sondern die Fangemeinde, die im Verbund mit Kirmse selbst bis dahin mit nahezu pausenlosem Einsatz "Streifen gezeigt" hat. Kirmse hat "uns" ja gesehen. Marsch, Kette, Carmina, Mahnwache, oft selbst vor Ort wollte Kirmse eben möglichst rasch mit Informationen helfen und zeigen, daß sich all der Einsatz lohnt. Im Nachhinein war sein Handeln tatsächlich nicht besonders klug und das wird er auch mittlerweile selber wissen. Aber die nun teilweise völlig überzogene Kritik kann ich in keinster Weise teilen.
Der zweite Kritikpunkt ist die unsägliche Sache mit den Unterschriften "in Tateinheit" mit dem Umstand, daß die Unterlagen nicht en bloc übergeben werden. An dieser Stelle merkt man wirklich deutlich, wer von dieser oder vergleichbaren Materien, ich sage es ausnahmsweise deutlich, absolut keinen blassen Dunst hat. Schon allein die Annahme städtische Unternehmen und deren ausführende Organe wären rechtlich dazu in der Lage zwischen Tür und Angel die erforderlichen Unterschriften beizubringen, ist geradezu lächerlich. Auch der Zeitpunkt direkt während der Verhandlungen und der schließlichen Einigung rund um den "Schuldenschnitt" war nie eine Alternative, weil die Einigung, nicht gleichzeitig die erforderliche formale Voraussetzung der Genehmigung des zuständigen Gremiums darstellt. Anschaulich: Jeder einzelne Aufsichtsrat könnte für sich persönlich beim DFB antanzen, seine Einwilligung signalisieren und von mir aus auch seine Unterschrift leisten, formaljuristisch (und genau darauf kommt es dem DFB an) wäre dies vollkommen uninteressant. Genaueres regeln die Betriebssatzungen der beteiligten städtischen Unternehmen.
Die Beibringung der erforderlichen Originale wird jedenfalls ganz sicher geschehen, wo möglich. Wo vielleicht nicht möglich, beispielsweise bei den Stadtwerken, wird diese Erfordernis nicht auf Biegen und Brechen erzwungen. Der DFB ist ja nicht blöd und weiß aus eigener interner Erfahrung durchaus, wie lange öffentliche und halböffentliche Gremien und deren Apparat benötigen, um Entscheidungen dieser Tragweite treffen zu können und dies auch dementsprechend zu ratifizieren. Vollkommen Unmögliches, auch das sollten wir stets berücksichtigen, wird seitens des DFB nicht verlangt. An diesem Punkt von "Schlamperei" und "Schlafmützigkeit" zu sprechen, ist jedenfalls schlicht unverschämt.
Die stückweise konzentrierte Einbringung der erforderlichen Unterlagen ist nichts anderes, als ein Annehmen des irgendwann zuvor offerierten Hilfsangebots des DFB. Was genau an dieser Vorgehensweise kritikwürdig sein soll, ist mir vollkommen schleierhaft. Schon allein das Risiko von Flüchtigkeitsfehlern (es soll hierzulande auch schon Doppelbuchungen gegeben haben

) wird auf Null zurückgefahren und auch sonst kann durch die Prüfung Punkt für Punkt, Teil für Teil, doch wesentlich schneller und sorfältiger reagiert werden. Oder sollte man sich etwa nochmals der Vorgehensweise a la Kentsch, nämlich der Methode der "Faxsendung en bloc kurz vor Ultimo", bedienen?

Ich weiß an dieser Stelle wirklich nicht einmal ansatzweise, was an der jetzigen Methode kritisierenswert wäre.
Zum Abschluß dieses möglicherweise vielleicht auch für den einen oder anderen etwas zu "hosiannesken" Plädoyers für "Kirmse und Co" möchte ich noch klarstellen, daß auch ich, speziell hier beim MSV mit den Erfahrungen der Vergangenheit im Rücken, grundsätzlich Wachsamkeit und bis zu einem bestimmten Maß auch ein gesundes Misstrauen predige. Die vereinsinternen Positionen als solche verlangen dies und sind auch dementsprechend belastet. Und auch ich fordere die lückenlose Aufarbeitung, negativ der letzten Jahre (was die Handelnden der KGaA und des e.V. betrifft) aber auch positiv der letzten Wochen (Dokumentation der beispiellosen Heldentaten der letzten Wochen). Ich übertreibe es aber nun mit meiner Skepsis und meinem Argwohn nicht und bündele auch meine persönlichen Kräfte auf das eine nächstliegende Ziel, nämlich die Erlangung der Lizenz für die 3. Liga.