K
Kees Jaratz
Wenn man über viele Jahre über Fußball und die Welt im Internet schreibt, halten einen die alten Beiträge auf dem Laufenden über gegenwärtiges Geschehen. Denn immer wieder gibt es Tage, an denen die Klickzahlen alter Beiträge in die Höhe schnellen. Dann weiß ich, die Welt interessiert sich gerade für das wieder, was auch meine Aufmerksamkeit einmal in Anspruch nahm. Discofoot scheint ein unvergängliches franzöisches Tanz-Projekt zu sein, dem kein spontanes Kopfschütteln oder in meinem Fall auch ästhetisch fundierte Kritik etwas anhaben kann.
Seit dem Wochenende führt Google, die Leser zu einem alten Text im Zebrastreifenblog. Ob sie in ihrer Irritation über einen Auftritt der Discofoot-Tänzer im ZDF-Fernsehgarten am Sonntag Orientierung suchen, weiß ich nicht, aber sie finden zumindest in meinem Text aus dem Jahr 2018 ästhetische Argumente für eine ablehnende Haltung. Meine Meinung ist unverändert. Ein Fußballspiel in der Discofoot-Manier als Ballett zu interpretieren ist ein ästhetisches Missgeschick. Es gibt keinen weiteren künstlerischen Genuss, wenn eine im Fußballspiel selbst gesehene, perfekt ausgeführte Bewegung mit dem Ball dilettantisch kopiert wird. Man braucht andere künstlerische Ideen, wenn man meint, der Fußball sei sich nicht selbst als Ballett genug.
Vom ZDF-Fernsehgarten gibt es keine Bilder, aber von einem Auftritt aus dem Jahr 2022.
Schon oft habe ich gedacht, beim Fußball kann man auch als Zuschauer fürs Leben lernen. Beim Besuch von Auswärtsspielen etwa erfährt man gerne mal, als einzelne Person angesehen zu werden kommt bei Zwangsmaßnahmen der Staatsgewalt zur Fansteuerung schnell an sein Ende. Die auszugrenzende Gruppe in einer Gesellschaft, das kannst auch du ungeachtet aller vielfältigen Eigenschaften von dir sein. Im Zweifel reicht ein Merkmal.
Und an den Diskussionen unter Anhängern eines Vereins in einem Fanforum lassen sich sämtliche Schwierigkeiten der politischen Willensbildung einer Demokratie beobachten. Das ist deshalb so interessant, weil man davon ausgehen kann, weder hat jemand ein materielles Interesse bei solch einem Austausch noch geht es um Festigen von Macht in einem institutionellen Zusammenhang.
Es geht nur um Meinung. Um mehr nicht, aber was scheren den einen Argumente. Auf Argumente zu reagieren führt zu nichts, wenn jemand sofort der festen Überzeugung ist, einer gefährdet den erhofften Erfolg mit seinen Argumenten. Dann führt er was Schlimmes im Schilde. Dann sind Argumente nur vorgeschoben, eigentlich geht es um destruktive Ziele des Schreibenden. So war das schon zu Beginn der letzten Saison.

So wiederholt es sich in der Sommerpause. Wer im MSVPortal möglichst umfassend und wahrhaftig auf die Situation beim MSV während der Saisonvorbereitung blicken will, wird wahlweise von manchem Schlaumeier oder Miesepeter genannt. Natürlich gibt es auch jene Anhänger einschließlich mir, die sich für alle Meinungen interessieren. Aber offensichtlich ist es für manchen Menschen schon zu viel, sich am Erfolg zu freuen und dennoch darüber nachzudenken, wie dieser Erfolg sich unter welchen Bedingungen in die Zukunft fortschreiben lässt und unter welchen Bedingungen er zustande kam. Anscheinend entstehen unangenehme Gefühle, die nicht ausgehalten werden. Argumente werden dann nicht getauscht. Die Person des Schreibenden wird angegriffen. All das kennen wir auch aus der großen Politik. In einem Fanforum aber ist es auf spielerische Weise wahrzunehmen. Ich beschreibe das in der ganz leisen Hoffnung, dass das Beobachten dort von solchem Reagieren ohne Argument einen Wiedererkennungswert bei Politikern hat.
Am 3. Juli habe ich mich im Bora mit Daniela de Wall und Bernhard Klaffke zur Aufnahme eines Seite-1-Podcast-Gesprächs getroffen.
Wir sprachen über meine Arbeit, die Wurzeln meines Schreibens, die Emotionalität in der MSV Duisburg Fußballfibel. Wir sprachen aber auch über kulturpolitische Besonderheiten im Ruhrgebiet. Es ging um Strukturen und die Gegebenheiten, denen man als künstlerisch arbeitender Mensch im Ruhrgebiet begegnet.
Bei Radio Duisburg wurde der Podcast am Samstag gesendet. Nun ist er bei NRWision online verfügbar.

Korrigieren muss ich mich allerdings noch schnell. Zweimal kam mir beim flüchtigen Erinnern Falsches über die Lippen. Meine Abneigung das Wort 00er-Jahre auszusprechen führte zu einem falschen Aufstiegsjahrzehnt für den MSV durch Azis Ahanfoufs Tor in Frankfurt. Und am Ende des Gesprächs ist mir bei der Buchempfehlung zu Erik Regers „Union der festen Hand“ der „Kleist-Preis“ abhanden gekommen. Stattdessen kam mir ein Ödön-von-Horvath-Preis in den Sinn, den es natürlich gar nicht gab in den 1930er Jahren. Mit besagtem Ödön von Horvath zusammen aber hat Reger 1931 den Kleist-Preis erhalten.
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Seit dem Wochenende führt Google, die Leser zu einem alten Text im Zebrastreifenblog. Ob sie in ihrer Irritation über einen Auftritt der Discofoot-Tänzer im ZDF-Fernsehgarten am Sonntag Orientierung suchen, weiß ich nicht, aber sie finden zumindest in meinem Text aus dem Jahr 2018 ästhetische Argumente für eine ablehnende Haltung. Meine Meinung ist unverändert. Ein Fußballspiel in der Discofoot-Manier als Ballett zu interpretieren ist ein ästhetisches Missgeschick. Es gibt keinen weiteren künstlerischen Genuss, wenn eine im Fußballspiel selbst gesehene, perfekt ausgeführte Bewegung mit dem Ball dilettantisch kopiert wird. Man braucht andere künstlerische Ideen, wenn man meint, der Fußball sei sich nicht selbst als Ballett genug.
Vom ZDF-Fernsehgarten gibt es keine Bilder, aber von einem Auftritt aus dem Jahr 2022.
Schon oft habe ich gedacht, beim Fußball kann man auch als Zuschauer fürs Leben lernen. Beim Besuch von Auswärtsspielen etwa erfährt man gerne mal, als einzelne Person angesehen zu werden kommt bei Zwangsmaßnahmen der Staatsgewalt zur Fansteuerung schnell an sein Ende. Die auszugrenzende Gruppe in einer Gesellschaft, das kannst auch du ungeachtet aller vielfältigen Eigenschaften von dir sein. Im Zweifel reicht ein Merkmal.
Und an den Diskussionen unter Anhängern eines Vereins in einem Fanforum lassen sich sämtliche Schwierigkeiten der politischen Willensbildung einer Demokratie beobachten. Das ist deshalb so interessant, weil man davon ausgehen kann, weder hat jemand ein materielles Interesse bei solch einem Austausch noch geht es um Festigen von Macht in einem institutionellen Zusammenhang.
Es geht nur um Meinung. Um mehr nicht, aber was scheren den einen Argumente. Auf Argumente zu reagieren führt zu nichts, wenn jemand sofort der festen Überzeugung ist, einer gefährdet den erhofften Erfolg mit seinen Argumenten. Dann führt er was Schlimmes im Schilde. Dann sind Argumente nur vorgeschoben, eigentlich geht es um destruktive Ziele des Schreibenden. So war das schon zu Beginn der letzten Saison.

So wiederholt es sich in der Sommerpause. Wer im MSVPortal möglichst umfassend und wahrhaftig auf die Situation beim MSV während der Saisonvorbereitung blicken will, wird wahlweise von manchem Schlaumeier oder Miesepeter genannt. Natürlich gibt es auch jene Anhänger einschließlich mir, die sich für alle Meinungen interessieren. Aber offensichtlich ist es für manchen Menschen schon zu viel, sich am Erfolg zu freuen und dennoch darüber nachzudenken, wie dieser Erfolg sich unter welchen Bedingungen in die Zukunft fortschreiben lässt und unter welchen Bedingungen er zustande kam. Anscheinend entstehen unangenehme Gefühle, die nicht ausgehalten werden. Argumente werden dann nicht getauscht. Die Person des Schreibenden wird angegriffen. All das kennen wir auch aus der großen Politik. In einem Fanforum aber ist es auf spielerische Weise wahrzunehmen. Ich beschreibe das in der ganz leisen Hoffnung, dass das Beobachten dort von solchem Reagieren ohne Argument einen Wiedererkennungswert bei Politikern hat.

Am 3. Juli habe ich mich im Bora mit Daniela de Wall und Bernhard Klaffke zur Aufnahme eines Seite-1-Podcast-Gesprächs getroffen.
Wir sprachen über meine Arbeit, die Wurzeln meines Schreibens, die Emotionalität in der MSV Duisburg Fußballfibel. Wir sprachen aber auch über kulturpolitische Besonderheiten im Ruhrgebiet. Es ging um Strukturen und die Gegebenheiten, denen man als künstlerisch arbeitender Mensch im Ruhrgebiet begegnet.
Bei Radio Duisburg wurde der Podcast am Samstag gesendet. Nun ist er bei NRWision online verfügbar.

Korrigieren muss ich mich allerdings noch schnell. Zweimal kam mir beim flüchtigen Erinnern Falsches über die Lippen. Meine Abneigung das Wort 00er-Jahre auszusprechen führte zu einem falschen Aufstiegsjahrzehnt für den MSV durch Azis Ahanfoufs Tor in Frankfurt. Und am Ende des Gesprächs ist mir bei der Buchempfehlung zu Erik Regers „Union der festen Hand“ der „Kleist-Preis“ abhanden gekommen. Stattdessen kam mir ein Ödön-von-Horvath-Preis in den Sinn, den es natürlich gar nicht gab in den 1930er Jahren. Mit besagtem Ödön von Horvath zusammen aber hat Reger 1931 den Kleist-Preis erhalten.
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