Interview AMG Sports / Eisenach / Quelle FB Gino Lettieri
Angekommen in Liga 2?
AMG Mitarbeiter H. Steinbach traf MSV Duisburgs Trainer Gino Lettieri während des Lauftraingslagers in Eisenach.
Herr Lettieri,
vor Beginn der letzten Saison saßen wir an fast der gleichen Stelle hier im Penta Hotel und sie wagten einen zurückhaltenden Ausblick auf die Saison, die ja für Sie und den MSV Duisburg mit dem finanziell immens wichtigen Aufstieg endete. Grund genug, sich jetzt etwas entspannter zurückzulehnen und mit einem gewissen Wohlgefühl in die neue Saison zu starten? Schließlich hatte den MSV Duisburg niemand aus Fachkreisen als potentiellen Aufstiegskandidaten im Visier.
Ganz im Gegenteil! Sich jetzt zurückzulehnen wäre das komplett falsche Signal. Die vergangene Saison ist abgeschlossen - also quasi Geschichte. Nichts wäre fataler, als sich auf Lorbeeren von gestern auszuruhen.
Es geht im Fußball immer darum, gezeigte gute Leistungen zu wiederholen, um Erfolge immer wieder zu reproduzieren. Und da wir in Liga 2 realistisch betrachtet nun einmal der 'Newcomer' sind, sind wir alle doppelt gefordert.
Jetzt gehört der MSV Duisburg aber fast zum festen Bestandteil der 2. Fußballbundesliga und ..
Moment, entschuldigen Sie, wenn ich Sie direkt unterbreche! Wir leben im Hier und Jetzt! Der Verein ist in einem gewaltigen Umbruch. Eine Kraftanstrengung aller Verantwortlichen, Fans etc. sondergleichen - andere Traditionsvereine haben diesen Wandel nicht vollziehen können und existieren mehr oder minder nur noch in Statistiken.
Lassen Sie uns deshalb realistisch bleiben und bescheiden unseren Weg weiterverfolgen. Für Erfolge vergangener Jahre können wir uns heute nichts mehr kaufen.
Deshalb hat Sportdirektor Ivica Grlic Sie ja auch verpflichtet, oder?
Das müssen Sie ihn bitte selber fragen. Man hat mich ja zu Beginn der letzten Saison als 'harten Hund' bezeichnet. Ich finde, diese Bezeichnung passt nicht wirklich zu mir. Wenn ich mich selber charakterisieren sollte, dann eher als einen Trainer, der eine gewisse Spielphilosophie verfolgt. Einen Trainer, der immer versuchen wird, eine taktisch auf den jeweiligen Gegner optimal aufgestellte Mannschaft aufzubieten, die auch physisch absolut auf der Höhe ist.
Mein Ziel ist es immer, das nächste Spiel zu gewinnen und meine Ziele verfolge ich immer bedingungslos und konsequent. Ich lasse ja noch nicht mal meine Kinder beim Monopoly freiwillig gewinnen (lacht) - na gut, eine Ausnahme: manchmal meine Frau.
Sie haben erklärt, die Kaderplanung sei noch nicht abgeschlossen, obwohl Sportdirektor Grlic den Kader als geschlossen bezeichnet hat.
Die Transferfenster sind noch auf. Ich wäre ein schlechter Übungsleiter, wenn ich nicht noch Optimierungsmöglichkeiten sähe. Allerdings weiß ich natürlich auch, dass sich Ivo (Grlic) nur im Rahmen seines Budgets bewegen kann. Für Zauberkunststücke ist er nicht verantwortlich und Weihnachten steht auch noch nicht vor der Türe. Aber über einen Innenverteidiger mit Linksfuß und einen 6er würde ich mich trotzdem freuen.
Wie ist Ihr Ausblick für die Saison 2015/16? Ist Darmstadt ein Vorbild?
Auf die Frage habe ich natürlich gewartet: das jährlich wiederholbare Märchen. Ich denke, damit habe ich die Frage nach Darmstadt ausreichend beantwortet, ohne die hervorragende Arbeit der dort Verantwortlichen schmälern zu wollen.
Wir werden in dieser Saison - wie gehabt - nur auf uns schauen. Ich habe in einem anderen Interview schon mal gesagt, dass wir erst einmal dafür sorgen müssen, unsere eigene Qualität auf den Platz zu bringen. In dieser Liga sind wir - trotz unserer Historie - der Neuankömmling und müssen erst einmal unser Revier abstecken und uns dort behaupten.
Apropos Revier! Ist der Pokaleinstieg für Sie auch ein absolutes Wunschspiel?
Der DFB-Pokal ist natürlich kein Wunschkonzert und

04 ein richtiger Brocken, den wir erst einmal beiseite räumen müssen. Aber die Fans lieben dieses Revierderby, da steckt einiges an Emotionen drin und wir haben uns auch noch etwas vorgenommen. Ich freue mich darauf!