Interview mit Daniel Felgenhauer

MSVPortal-Team

MSVPortal-Team
Teammitglied
Werte User,

da ist es, unser Interview mit unserem Co-Trainer Daniel Felgenhauer:



"Daniel Felgenhauer, Bayern Hof ist..........?"

(Daniel schaut überrascht, stutzt und lacht) „Abgestiegen“, schießt es aus ihm heraus, was jetzt wiederum die Fragesteller überrascht und im Nachgang ebenfalls lachen lässt.


Das war der Einstieg in unsere neue kleine Serie von Interviews mit Protagonisten des Vereins., welche wir in Zukunft in unregelmäßigen Abständen fortführen wollen. Dabei wollen wir ein bisschen „anders“ sein, nicht die üblichen Darstellungen der Tagespresse übernehmen – uns interessiert das Andere in den einzelnen Jobs und vor allem der Mensch dahinter. Wir hoffen, Euch damit etwas unterhalten zu können und wünschen in der Folge viel Spaß dabei!


Daniel Felgenhauer: "Nein, aber ich weiß natürlich worauf ihr hinauswollt. Bayern Hof ist mein Heimatverein. Dieser war Anfangs- und Endpunkt meiner fußballerischen Laufbahn. Ein Verein mit Tradition und eine regionale Größe, worauf die Leute in der Region auf jeden Fall noch stolz sind. Zum Ende der letzten Saison sind sie dann aus der Regionalliga abgestiegen und haben sportlich sowie auch wirtschaftlich doch zu kämpfen.

Wie ich als Jugendlicher zu diesem Verein kam (als 18 jähriger 1994), war dem Verein auf jeden Fall noch diese Tradition anzumerken, der Anspruch wieder an die Vergangenheit anknüpfen zu können (Bayern Hof spielte von 1974-1978 in der neuen 2. Liga-Süd und fusionierte dann 2005 mit dem Lokalrivalen SpVgg Hof zum neuen Verein SpVgg Bayern Hof). Damals und bis heute ist man noch DER Verein in Oberfranken, hauptsächlich mit Bayreuth als Konkurrenten. Dennoch ist es natürlich nicht leicht, gerade auch wirtschaftlich, in dieser Region bestehen zu können. Aber trotz allem - auch heute verfolge ich noch das Geschehen und die Entwicklung dort."


"Beim letzten Engagement dort warst du Spielertrainer, das bedeutet gleichzeitig Teamkamerad und dennoch Denker und Lenker der ganzen Angelegenheit zu sein. Wie muss man sich als Fan diese Tätigkeit vorstellen, wie gut ist sowas in der Spielklasse umsetzbar?"


Daniel Felgenhauer: "Schwierig, sehr schwierig, und ich hatte auch zuvor einige Bedenken. Der Hintergrund der ganzen Sache war, dass ich im März 2010 gebeten wurde dort die Verantwortung zu übernehmen. Der Verein stand am Rande des Abstiegs, und für mich war es eben mein Heimatverein und somit wollte ich helfen. Es waren noch 9 Spieltage zu spielen, und ich selbst hatte mich zu der Zeit noch in Fürth fitgehalten – bei Frank Kramer. Doch ich durfte aufgrund der Statuten zu der Zeit nur als Trainer fungieren. In dieser Funktion haben wir es gemeinsam geschafft recht souverän den Abstieg zu verhindern.

Zur nächsten Saison hin wünschte der Verein dann, dass ich als Spielertrainer die Verantwortung für die Mannschaft übernehme. Ja, ich hatte auch damals schon mit dem Wunsch gespielt, nach Karriereende auf dem Platz im Trainerbereich etwas zu machen. Dennoch hatte ich bedenken in der Funktion, habe mich dennoch weichklopfen lassen.

Und dann ging eben die ganze Sache los – Du musst auf Deine Fitness achten und auf die der Mannschaft. Du stehst auf dem Platz und kannst das eigene Spiel nicht komplett analysieren, musst dabei das auch noch mit dem Gegner machen. Ich meine, man sieht auf dem Platz im Spiel eben nicht so viel wie von außen betrachtet. Das ging in der Saison so etwa bis Oktober, und es lief in der Zeit nicht wirklich rund. Nach gemeinsamen Gesprächen mit dem Verein wurde ein neuer Trainer eingestellt, ich selbst habe mehr die Funktion des Teammanagers übernommen und neben dem Platz Strukturen aufgebaut. So lag mein Fokus deutlich mehr auf mir selbst, und ich spielte dann eben nur noch als Teil der Mannschaft. Bis zu dem Zeitpunkt als kurz vor Saisonschluss der neue Trainer wieder geschasst wurde. Auf Bitten des Vereins bin ich wieder in die Trainerposition gerutscht, habe dann allerdings nicht mehr gespielt. Auch hier konnten wir den Abstieg aus der Regionalliga wieder recht souverän verhindern.

Zur Ausgangsfrage kommend: Nein, in der Spielklasse ist die Art Spielertrainer einfach nicht realisierbar. Die angesprochenen Punkte der Fitness, das Analysieren während der Spiele, die Spielbeobachtungen der Gegner, die ganze Arbeit, die so noch neben dem Training sowie den Spielen noch zu bewältigen sind, nein, das ist insgesamt zu viel, um der Verantwortung sowie der Aufgabenstellung wirklich gerecht zu werden. Von daher und eben mit meinen gemachten Erfahrungen, ist diese Art des Spielertrainers einfach nicht machbar."


"Schlagen wir hier den Bogen zur neuen Tätigkeit beim MSV – du bist Co-Trainer beim MSV geworden weil a) Ivo und Gino Dich vom 3-4 jährigen Weg des MSV in den internationalen Wettbewerb überzeugen konnten oder b) der MSV mit einer riesigen Schubkarre Geld vorgefahren ist und dich mit dem Inhalt einfach zugeschüttet hat?"

Daniel Felgenhauer: "Beides, absolut beides (absolut spontan und lacht dabei), der internationale Fußball reizt mich sowieso. Und warum nicht auch in 3 Jahren schon Champions-League? Ferner bin ich am ersten Tag auch mit einem möglichst großen Auto vorgefahren, damit auch wirklich das ganze Geld reinpasst."


"Und wirklich?"

Daniel Felgenhauer: "Ich kenne Gino schon sehr lange, er war mein letzter Trainer in Hof, bevor ich dann 1997 nach Fürth in den Profifußball gewechselt bin. Über all die Jahre ist der Kontakt nie abgerissen, so kam es dazu, dass ich ihn zu seinem Trainerjob hier in Duisburg auch gratuliert habe. Eins kam dann zum anderen, und so bin ich hier in Duisburg gelandet.

Wie erwähnt, der Wunsch als Trainer zu arbeiten war schon vorher gegeben. Durch meine höherklassigen Tätigkeiten als Spieler wie zum Beispiel in Fürth, in Gladbach und dann eben auch bei LR respektive RW Ahlen, war ich an den Profifußball gewöhnt. Die Strukturen aus diesem Bereich kann man gar nicht mit denen im unterklassigen vergleichen. Und ich meine, wenn dann so ein Anruf kommt, der MSV, ein Verein mit Tradition, jahrelang Bundesliga, mit diesen erstklassigen Strukturen und dem Umfeld, da brauchst du nicht lang zu überlegen."



"Wie ist die Saison für dich angelaufen, kommt die Mannschaft den Vorstellungen des Trainer-Teams immer näher?"

Daniel Felgenhauer: "Seit Beginn der Saison tut sie das Woche für Woche. Viele neue Spieler und ein neues Trainerteam, das braucht natürlich Zeit zu wachsen, aber man sieht deutlich, dass es das tut. Und der wichtigste Punkt: die Mannschaft ist absolut gewillt die Vorgaben und das System der Trainer umzusetzen. Es gibt natürlich so Phasen, wo es mal nicht läuft, aber der Trend zeigt absolut nach oben und selbst wenn es hakt, heißt es die Ruhe zu bewahren, zu analysieren und es besser zu machen.

Da ist mal eine schlechte Phase, eine schlechte Halbzeit und auch mal so eine ganze Partie wie in Münster, wo man nicht wirklich in das Spiel findet. Aber unter den Voraussetzungen und eben mit dem erkennbaren Trend sind wir auf dem richtigen Weg."


"Fast immer stehen eigentlich die Cheftrainer im Mittelpunkt, auch in der Presse. Wie muss man sich als Anhänger die Arbeit eines Co-Trainers vorstellen? Die Sonne scheint und Gino geht strahlend raus und wenn es regnet, sagt er „Daniel, geh schon einmal raus und stell die Hütchen auf“ und er kommt dann 10 Minuten später nach?"

Daniel Felgenhauer: "Unbedingt (lacht), nein das geht natürlich nur gemeinsam. Grundsätzlich gibt Gino im großen und Ganzen natürlich die Richtung vor. Aber natürlich plant und bespricht man das Training gemeinsam. Ich kann mich da auch immer wieder einbringen, um einen guten und vor allem effektiven Trainingsablauf zu gewährleisten. So planen wir vorher in der Kabine gemeinsam, gehen auf spezielle Dinge ein und sehen, dass die Phasen vom Aufwärmen bis hin zu den eigentlichen Zielen ein straffes Programm im Ablauf haben. Danach gehe ich natürlich voran und bereite den Trainingsplatz eben für diese Einheiten vor, damit auch alles zielgerichtet umgesetzt werden kann.

Darüber hinaus gibt es auch stets regen Austausch mit unserem Analysten, zu dem Gegner und deren Systemen und wie man die Aufgaben angeht. Auch wenn Gino als Chef natürlich immer entscheidet, gibt es immer das offene Ohr und die gemeinsame Herangehensweise. Anders geht es ja eigentlich auch nicht."



"Fungiert da ein Co auch als Mittler zum Team oder ist er da eher in der gleichen Position wie der Cheftrainer?"

Daniel Felgenhauer: "Nein, man kann schon sagen, dass ich etwas näher für manche Dinge an der Mannschaft dran bin, das ist ja auch meine Aufgabe. Hier und da gibt es eben etwas, was man als Co so mit der Mannschaft praktizieren kann, was jetzt beim Cheftrainer so nicht funktionieren würde, aber insgesamt geht das alles natürlich nur gemeinsam."


"Bringt man da als ehemaliger Spieler – der selbst höherklassig gekickt hat – manchmal ein anderes Verständnis für das Verhalten der Spieler mit oder legt man das mit Übernahme der Verantwortung ab?"

Daniel Felgenhauer: "Nein, das kann man nicht und durchlebt manche Dinge auch einfach mit. Da entsteht eine Spielsituation und Du für Dich denkst, dass genau jetzt etwas Erwartetes passieren wird - und dann kommt etwas ganz anderes. Da denkst Du „das gibt’s doch nicht“ und Du meinst Du wirst verrückt. Aber das ist eben der Blick von außen und nicht der aus der Situation des Spielers heraus, ein Blick ohne den gesamten Überblick oder vielleicht der Erfahrung der Spielentwicklung. Wichtig ist aber, wenn Du es den Jungs im Nachgang erklärst, dann zeigen die sich absolut lernwillig und sind immer dran das beim nächsten Mal besser umzusetzen."


"Und dann unterscheidet man nicht und denkt, das ist „nur“ 3. Liga?"

Daniel Felgenhauer: "Doch, ab und an reflektiert man das schon und fragt sich eben, ob Manches eben nur aufgrund der Liga so passiert. In der Folge davon sieht man dann aber immer wieder, wie kompakt man in dieser Liga einfach sein muss um dort zu bestehen. Das beste Beispiel sind Mannschaften wie Heidenheim oder Darmstadt, die in sich so als Einheit gewachsen sind und so sogar keine wirklichen Probleme in der 2. Liga bekommen. Dieses Zusammenwachsen macht Dich stark, so dass Du auch eine Liga höher als Einheit bestehen kannst. So weit weg ist dann die 3. Liga von der 2. dann gar nicht, zumindest wenn man die 2. auch mal in leistungsstärkere und -schwächere Mannschaften aufteilt. Wenn du kompakt und vor allem gewachsen nach oben kommst, sind die Plätze 10-12 keine Utopie."


"In vielen Interviews in den letzten Jahren hörte man, dass der MSV eine gute Gemeinschaft bildet (in Bezug auf Spieler, Team und Umfeld) und es teilweise einer familiären Atmosphäre nahe kommt. Wie muss man sich das als Fan so vorstellen?"

Daniel Felgenhauer: "Also ich kann da ja nur aus meiner Sicht berichten und das ist absolut so. Wie man aufgenommen und integriert wird, das ist familiär. In meinen Augen auch absolut wichtig, vor allem nach dem Crash in den letzten Jahren. Man merkt einfach, dass man eng beieinander steht und versucht gemeinsam gestärkt wieder zu alter Stärke zu finden. Ja, das kann man durchaus als familiär bezeichnen und das ist mir auch wichtig."



"Wie zufrieden seid ihr als Team (Trainer/Spieler) mit der Zuneigung oder dem Druck, der von den Rängen kommt? Wie ist es da, wenn zur Halbzeit nach einer für die Zuschauer nicht so gut gefühlten Leistung gepfiffen wird?"

Daniel Felgenhauer: "Das ist je nach Naturell des Spielers natürlich unterschiedlich. Der eine ist verwundert, warum das so ist und manch anderer denkt sich „denen zeige ich es jetzt“. Man darf nicht vergessen, so ein Spieler kommt direkt aus dem Geschehen in die Kabine, da ist eine Beurteilung auch nicht einfach – das ist natürlich kein spezifisches Problem beim MSV. Aber auch da setzt der gute Trainer ein, diese Momente aufzugreifen und umzusetzen. Diese Momente in positive Energie zu verwandeln und die Mannschaft – sowie die einzelnen Charaktere – neu einzustellen. Oft sind dem Zuschauer ja auch die Marschrichtung und die Vorgaben an die Mannschaft gar nicht klar, da weiß ein Trainer in der Kabine ja deutlich mehr, ob die Erwartungen oder das Angedachte umgesetzt werden. Und man darf bitte nie vergessen, dass es ja auch noch einen Gegner gibt, und der ist ja auch kein Blinder.

Wichtig ist es einfach, dass man einen Spieler nicht persönlich angeht. Ohne Frage, es gibt manchmal wirklich schlechte Phasen in einer Laufbahn und man bekommt manchmal nicht viel hin. Man tut, man macht, und trotzdem geht es schief. Wenn die Leute dann noch dazu pfeifen, dann wird die Aufgabe noch größer. Ich kenne keinen Spieler, der etwas absichtlich falsch macht - und wem ist der Erfolg nicht lieber als eben so negativ im Mittelpunkt zu stehen?! Hier hilft für alle nur die positive Unterstützung, auch wenn man Unmut aus der Enttäuschung heraus durchaus auch verstehen kann. Aber überzogen werden darf nicht, und es sollte eben niemals persönlich sein."


"Eine Frage zum sportlichen Abschneiden zum Saisonende wäre zu diesem Zeitpunkt wirklich verfrüht und unfair. Daher vielleicht einfach die Frage, ob Du mit als Letzter die Aufstiegsfeier nach dem Spiel in Wehen am frühen Morgen verlässt?"

Daniel Felgenhauer: (lacht, Pause, lacht wieder) "Über solche Sachen mag ich eigentlich nicht reden ..... aber ich sperre mit zu."
 
Gutes Interview, danke dafür!
Kleine Kritik: Schade das hier
"Wie zufrieden seid ihr als Team (Trainer/Spieler) mit der Zuneigung oder dem Druck, der von den Rängen kommt? Wie ist es da, wenn zur Halbzeit nach einer für die Zuschauer nicht so gut gefühlten Leistung gepfiffen wird?
nur auf den 2. Teil der Frage eingegangen wurde.
 
Gutes Interview, danke dafür!
Kleine Kritik: Schade das hier

nur auf den 2. Teil der Frage eingegangen wurde.

Keine Antwort ist auch eine Antwort.

Wer beim Stand von 2:0 Pfiffe vernehmen muss, wird nicht zufrienden mit dem Support seiner Fans sein. Und womit? Mit Recht. Das gleiche Spielchen haben wir immer mal wieder, wenn es zur Pause 0:0 steht, dass einige meinen, die Mannschaft auszupfeifen.
Wie er im interview schon sagte, dass Unterstützung immer besser sei und er keinen Spieler kenne, der absichtlich was falsch macht. Ich denke, dass sollte die Antwort auf deine Frage sein.

Aber ich teile deine Meinung, dass dies ein sehr gelungenes Interview ist. :-)
 
Wer beim Stand von 2:0 Pfiffe vernehmen muss, wird nicht zufrienden mit dem Support seiner Fans sein. Und womit? Mit Recht. Das gleiche Spielchen haben wir immer mal wieder, wenn es zur Pause 0:0 steht, dass einige meinen, die Mannschaft auszupfeifen.

Ich weiß nicht, ob diese Diskussion jetzt hier erwünscht ist, aber gerade nach den letzten beiden Heimsiegen hatte ich auch irgendwie den Eindruck, dass Mannschaft und Fans nicht so richtig verwachsen sind. Die Feierei vor der Kurve fiel doch beide male eher dezent aus, da ließ man sich gerade mal zögerlich zu einer Welle überreden. Vielleicht nehmen ein paar Jungs es den Fans da tatsächlich übel, dass vereinzelt in wirklich unpassenden Momenten Pfiffe aufkamen.
 
Tolles Interview, absolut lesenswert :jokes51:

Unser Co. scheint ein sympathisches und intelligentes Kerlchen zu sein, welcher auch Spaß an seiner Aufgabe hat. Liest sich sehr gut und macht gute Laune. Vielen Dank dafür!
 
Zurück
Oben