Dass am Ende eines solchen Spiels, in dem man besonders in der ersten Halbzeit gefühlt 90% Ballbesitz hatte, eine 0:1-Niederlage steht, mutet natürlich wie ein Treppenwitz an. Dass aber Ballbesitz nicht unbedingt Tore und Punkte bringt, haben auch Bayern und Barcelona schon oft gezeigt. Von der Spielanlage her sah das im ersten Durchgang wirklich gut aus, ein für die dritte Liga beeindruckendes Kurzpassspiel, aber leider vergaß man, daraus auch die entsprechenden Torchancen zu entwickeln. Zwei, drei Fernschüsse waren dabei, ein durchgewuselter Abschluss von Brandstetter, mehr Torgefahr gabs nicht. Die vier Szenen, die Rostock hatte, waren dann aber gleich brandgefährlich. Zwei Mal direkt zu Beginn ein Pass in die Schnittstelle zwischen Hajri und Wolze, dann tauchten sie einmal frei vor dem Tor auf und kamen bei der darauffolgenden Ecke frei zum Kopfball. Flekken nicht nur in diesen Szenen herausragend.
Das Bild setzte sich im zweiten Durchgang dann im Prinzip so fort, in etwas abgeschwächter Form. Rostock nahm gefühlt etwas mehr am Spiel teil, blieb punktuell immer wieder gefährlich, während wir so richtig zwingend selten vors Tor kamen. Die Szene King auf (den alten) Brandstetter ist mir da am ehesten im Kopf geblieben. Das Ding muss natürlich sitzen. Dass man dann einen blöden Gegentreffer bekommt und das Spiel knapp verliert, kann immer passieren. Den Untergang des Abendlandes, wie hier teils schon propagiert, sehe ich aber noch nicht kommen. Dennoch zeigt diese Partie einmal mehr, dass unsere Problemzone eher die Offensive als die Defensive ist.
Mit Gruevs Wechseln bin ich heute nicht einverstanden. King okay, aber warum für Wiegel und dann wieder Janjic auf Außen? Wenn King spielt, musst du zur Grundlinie und den Ball scharf und flach in den Strafraum bringen, weil der King dann von seinem Torinstinkt profitiert. Wiegel kann das am besten, Janjic machte schon zentral ein (leider erneut) unglückliches Spiel. Brandstetter hätte ich dann auch nicht eins zu eins gegen Iljuctenko gebracht, sondern viel eher Engin für einen der beiden wirkungslosen Außen. Engin ist schnell und hat letzte Woche genau so ein Tor vorbereitet, wie wir es heute gebraucht hätten. Nunja.
Der Schiedsrichter hat mir eigentlich bis zur Schlussphase recht gut gefallen. Pfiff Freistöße auch mal für uns, ließ Vorteile laufen und kam ohne Karten aus. Leider ist ihm das Spiel dann etwas aus der Hand geglitten. Drei Minuten Nachspielzeit hatte er am Ende angezeigt, davon wurde in den ersten zwei Minuten lediglich eine einzige Szene - der Freistoß von Janjic - ausgeführt, dann folgte der Platzverweis für Schnellhardt (den man für mich geben kann, aber nicht unbedingt muss) und ein Wechsel der Rostocker. Eine Minute legte er am Ende noch mal drauf, wohl aber auch nur, weil wir noch zwei Ecken hatten. Am Ende wurde also effektiv zwei Minuten nachgespielt, was bei dem ausgeprägten Zeitspiel der Rostocker schon beim Stande von 0:0 für mich viel zu wenig ist. Im selben Zusammenhang möchte ich aber Michael Gardawski noch mal lobend erwähnen, der einen seiner vom Blitz getroffen zusammengesunkenen Mitspieler nach dem 0:1 mit Klotz zusammen vom Feld trug, damit weitergespielt werden konnte. Äußerst faire Aktion von unserem Aufstiegshelden
