Ich will mich eigentlich zu Spekulatius in Richtung Liga Zwei gar nicht einlassen, auch nicht kurz vor Weihnachten. Nur soviel: in der Analyse dessen, was nach unserem letzten Aufstieg geschah, scheint sich hier ein Denkfehler eingeschlichen zu haben, was die Nachnominierungen betrifft. So, wie es jetzt von den Leuten im Thread z.T. dargestellt wird, wirkt es so, als seien die Verpflichtungen von Holland, Obinna und Chanturia im Prinzip schon vorher möglich gewesen, dies sei aber leider, wohl aus übertriebener Sparambition heraus, versäumt worden.
Das entspricht aber nicht der Realität, wie ich sie damals wahrgenommen habe.
Der einzige "Wackelkandidat" in der Vorbereitung war, wie man es nimmt, Perdedaj - von dem wir allerdings auch nur wissen, dass er in einem Kurzstatement mehr oder weniger klar gesagt hat, er würde zu uns kommen, dann aber doch nicht kam. Wenn man davon ausgeht, dass hier Kontakt bestand, es aber irgendwelche Probleme gab, dann wäre Perdedajs "Ersatzmann" Holland tatsächlich die eine Personalie, über die diskutiert werden könnte. Wo Grlic sich gegebenfalls, mit anderen Worten ausgedrückt, verwachst gehabt hätte. Aber auch hier wissen wir nicht genug über die Zusammenhänge im Bezug auf Perdedaj, um eine steile These wie die zu rechtfertigen, dass wir an einer Falscheinschätzung des Kaders, respektive daran, dass nicht genug Druck auf die Geldgeber erfolgte, gescheitert sind. Vielleicht wurden wir von Perdedaj gelinkt, vielleicht war da gar kein ernsterer Kontakt, und Perdedaj hat nur drauflos fabuliert, vielleicht haben wir für diese anspruchsvolle Position mit Holland das weitaus Beste bekommen, was damals mit unseren Möglichkeiten zu kriegen war - alles das wissen wir nicht, könnnen wir auch nicht wissen, bis Grlic viel später einmal seine Memoiren herausbringt. Letztendlich war Perdedaj für den Verein, zu dem er dann kam, auch nicht wirklich der Bringer. Dass Holland von einer langen Vorbereitungsphase profitiert hätte, er nie richtig als ein eingespielter Teil der Mannschaft in Funktion kam, und dies auf einer absoluten Schlüsselposition, muss man als unabweisbares Faktum anerkennen. Und ob das so nötig war, darf gefragt werden. Allerdings ebenso, worin die Alternativen bestanden hätten.
Chanturia und Obinna allerdings wären erstens zu einem früheren Zeitpunkt für einen Zweitligisten, der als einer der Hauptabstiegskandidaten galt, gar nicht zu verpflichten gewesen, nehme ich an, und erst recht nicht zu Konditionen, die wir uns irgendwie annähernd, bei allem guten Willen, hätten leisten können. Beide sind als Folge unglücklicher Verstrickungen später in der Saison vereinslose Spieler gewesen, die vor der Option standen, entweder ein Jahr ihrer Karriere zu verschleudern, oder wenigstens bei uns noch weiterzukommen zu versuchen.
Hier sollte man primär anerkennen, dass es Grlic überhaupt noch gelang, die beiden an Land zu ziehen. Denn sie standen wenigstens noch für Spielfreude in dieser alles in allem trübsinnigen Situation. Und haben so insgesamt wahrscheinlich einiges dazu beigetragen, unseren Zuschauerschnitt anzuheben. Womit sie wiederum das vorab mit beeinflussten, was wir uns gegenwärtig leisten können. Aber das Geld für die beiden ist sicherlich sowieso nur deswegen frei geworden, weil wir genug Löhne + Prämien am Dauerverletzten einsparen konnten.
Diese Verpflichtungen gingen also, ob sportlich oder monetär besehen, allein aus unserer Verletztenmisere hervor. Diese ist und bleibt, man kann es drehen und wenden wie man will, der Dreh- und Angelpunkt für alles, was man im Bezug auf unsere Zweitligasaison zu analysieren versucht. Damit, dass man sich dies konkret vor Augen führt, sollte die Diskussion vielleicht wieder versachlicht werden. Und man sollte sich klar machen, dass es wahrscheinlich beileibe keine Aufrüstung in einer Dimension geben kann, die einen Klassenerhalt nach dem Aufstieg gewissermassen dieses Mal zu einer Art von Selbstläufer machen wird. Gerade, wenn man von hohen Leistungsstufen zwischen den beiden Ligen redet, sollte einem umso klarer werden, das es wiederum ein harter Überlebenskampf werden wird.
Sprich, wir tun gut daran, wenn wir die zweite Liga in den Fokus nehmen, einerseits darauf zu hoffen, dass sich nicht wieder so Viele verletzen. Und andererseits, darauf zu vertrauen, dass sich parallel zum gegenwärtigen Spielbetrieb darum gekümmert wird, den Kader insgesamt, und bestimmte Perspektivspieler im Speziellen, ausbildungstechnisch weiterzubringen. Sodass sie nächste Saison auf der Basis von verbesserter Kontinuität entscheidend mit ins Geschehen eingreifen. Das können auch Leute sein, die man zur Zeit nicht so sehr auf dem Schirm hat, die aber von Gruev und seinem Stab kontinuierlich fitter gemacht, im Sinne einer Ausbildungssituation spielerisch und mental verbessert werden. Wenn man unsere Chancen zu taxieren versucht, was ohnedies ein Stochern im Nebel bedeutet, darf man solche dynamischen Effekte, welche aus der Mannschaft selbst hervorgehen, keinesfalls ausser acht lassen. Übrigens, wem das zu popelig wirkt: auch mit jeder Neuverpflichtung ist ein dynamischer Effekt verbunden, auch diese muss erst mal dazu gebracht werden, zu zünden, und granatengeil einzuschlagen.
Zwei Vorteile haben wir sicherlich: einerseits kennen wir diese zweite Liga jetzt schon! Und andererseits werden wir als möglicher Anlaufpunkt für ambitionierte Spieler, die etwas erreichen wollen, etwas reizvoller sein, als bei unserem letztmaligen Aufstieg. Weil wir nochmals, und diesmal viel souveräner (toi, toi, toi, dreimal schnell auf Holz klopfen, denn eigentlich sind solche Vorgriffe die reinste Blasphemie!) bewiesen hätten, dass eine Konzeption der Nachhaltigkeit bei uns mittelfristig funktioniert. Die weiter gereiften Persönlichkeiten eines Gruev sowie Grlic, etc., der stabile Zuschauerschnitt und das abgehangene Verhältnis zu Sponsoren, alles dies würde in dieser Rechnung ebenfalls zu Buche schlagen. Kurz gesagt, kann aus dieser neuen Runde dritte Liga sogar eine Wertsteigerung der Marke hervorgehen.
Hier sollte alles das, was in den letzten Jahren passiert ist, uns etwas Mut zuwachsen lassen, anstatt uns in die Verzweiflung zu stürzen. Ich bin jedenfalls, wenn sich der eingeschlagene Kurs in der Rückrunde fortsetzt, auch für einen Klassenerhalt eins höher ziemlich optimistisch.