War jedenfalls ein ganz gutes Fussballspiel, was die prinzipiell Desinteressierten leider wieder verpasst haben. Was Werner betrifft, kann ich verstehen, dass Leute den ablehnen, zumal er für mein Gefühl auch überschätzt wird. Der ist halt nicht so komplett, wie man als Nationalspieler sein sollte, nehmen wir zum Beispiel nur, wie oft der gestern abend ins Abseits reintrampelte, alles zu Gelegenheiten, wo er mit seiner Schnelligkeit locker auch an den Ball gekommen wäre, wenn er den entscheidenden Schritt einen Augenblick später macht.
Wieso umgekehrt Emre Can nur als Einwechselspieler die Chance bekam, ist mir ebenfalls unverständlich. Wenn man sich ansieht, was der bei Liverpool zur Zeit hinkriegt, ist der Kontrast zu dem Schattendasein, was er in der Nationalmannschaft führt, schon augenfällig. Ich fand Löws Erläuterung dazu, dass man unbedingt mit mehr Offensiven spielen wollte, vollkommen metaphysisch. Hätte schon gern gewusst, wieso man mit mehr Offensiven spielen muss, wenn es gar nichts bringt, sondern nur dazu führt, dass der tschechische Strafraum zur Dauerbelagerungszone wird. Dem Spiel der Deutschen fehlte es erkennbar an der Tiefe im Raum, genau die hätte der laufstark aus dem Zentrum kommende Can bringen können.
So, wie es war, mit zwei Stürmern, Doppelzehn und nur Kroos als einsamem Sechser, war die Spielanlage im wahrsten Wortsinn zu kopflastig. Die Tschechen, obzwar individuell technisch hoffnungslos unterlegen, hatten den Bogen schnell raus, so entstand ein handballartiger Belagerungsring um deren Strafraum herum, wo sie sehr kompakt standen und es ausgezeichnet verteidigten. War alles so, wie bei der EM, wo Löw denen, die es ebenso machten, wie die Tschechen, ja noch Feigheit vorgeworfen hatte. Weitere Erkenntnisse hat er bislang wohl nicht dazu gewonnen, so beschränkt sich die Weiterentwicklung der Mannschaft eher darauf, dass neue Gesichter auftauchen. Zum Glück sind die Kroos und Hummels immer noch rechtzeitig auf dem Posten, wenn es droht, klamm zu werden.
In der zweiten Halbzeit die Tschechen prinzipiell das überlegene Team, jedenfalls zu zwei Dritteln des Spielfelds, ihre Schwächen im letzten Drittel, namentlich in direkter Strafraumnähe, waren allerdings indiskutabel. Für die Deutschen spricht, dass sie dem Sonntagsschuss, der für ihren Gegner zum Ausgleich führte, sofort wieder auf Dominanz umschalten konnten, und das Siegtor am Ende fast schon obligartorisch erschien. Toller Freistoss mit Killerkopfball, das passte alles auf den Millimeter genau.