Mal sehen was Schimanski dazu sagt.
Schöne Steilvorlage

Eigentlich wollte ich gar nix schreiben, da ich das Spiel hier im Urlaub nur über die Sky Go App auf einem Handydisplay verfolgen konnte. Die Übertragungsrate im Hotel war alles andere als konstant, weswegen das Bild oft pixelte oder auch mal komplett zusammen brach. Deswegen sind meine Eindrücke unvollständig, gerade weil ich die Spieler auch nicht immer genau erkennen konnte. Ich versuche es trotzdem.
Wie erwartet waren wir durchaus konkurrenzfähig, mussten uns dafür aber stark strecken und standen am Ende doch ohne Punkte da. Die Dresdener fand ich dabei gar nicht mal so wirklich gut. Nach Aufstiegsaspirant sah das nicht aus, eher nach biederem Mittelfeld (wenn es sowas in Liga 2 überhaupt gibt). Umso bitterer, dass wir am Ende trotzdem mit leeren Händen da standen.
Dass wir in Liga 2 angekommen waren, merkte man zu Beginn vor allem daran, dass die Ballbesitzphasen gerade auf Dresdener Seite länger waren und nicht nur press, renn, kämpf und bolz, wie so oft in Liga 3, gespielt wurde. Dresden versuchte Fussball zu "spielen". Dass es bei dem Versuch blieb, lag vor allem an einer ziemlich gut passenden Defensivtaktik des MSV. Aus dem geordneten Spielaufbau kam Dresden so gut wie gar nicht zu Abschlüssen.
Der MSV ließ Dresden in Ruhe aufbauen, presste kaum aktiv und bildete dafür einen kompakten Block. Unsere fleißigen Stürmer versperrten dabei das Zentrum, wo Dresden in ihrem 4-3-3 theoretisch eine 3:2-Überzahl gegen Schnellhardt/Fröde hatte. Da kam der Ball aber so gut wie nie hin (zumindest nicht in einer offenen Spielstellung). Also wurde Dresden gezwungen über die Flügel zu kommen. Problematisch aus Sicht der Dresdener war dabei die eher tiefe Stellung derer Außenverteidiger. Vermutlich wollte man die Flügel gegen die Duisburger Konter gut absichern. Das hatte aber zur Folge, dass die Dresdener Außenverteidiger unsere offensiven Außen nicht binden konnten, sondern über diese versucht wurde aufzubauen (was bei uns in solche Fällen die Innenverteidiger ggf. mit Unterstützung eines abkippenden Sechsers machen).
Der verbleibende offensive Dresdener Flügelspieler konnte dann von unseren zwei Außen durch die numerische Überzahl relativ problemlos kontrolliert werden. Die zeitweilige Unterstützung der Dresdner Achter wurde von unseren Sechsern zugeschoben. Das Ende vom Lied waren verzweifelte Dresdener Diagonalbälle, um unsere Kompaktheit zu überspielen. Diese Bälle kamen aber selten an. Dresden wurde deswegen nur bei Standards und in Umschaltaktionen gefährlich.
Umschalten war auch unsere Motto. Trotz der vier absichernden Dresdener klappte das ganz gut, weil Cauly und Stoppel oft in die Mitte zogen und dort für Action und Zuordnungsprobleme sorgten. Durch diese Bewegungen entzogen sie sich dem Zugriff der AV und bespielten die Räume neben der Dresdener Solo-Sechs.
Gut waren in den Umschaltmomenten auch die ständigen Tiefenläufe (selbst von Fröde z.B.) gegen teilweise etwas zu statische und passive Dresdner. In diesem Aspekt würde ich auch von einer klaren Weiterentwicklung bzw. Anpassung an die Liga im Vergleich zur letzten Saison sprechen. Damals wurde ja oft in die Zirkulation gegangen, jetzt wird vermehrt die Tiefe gesucht und geöffnet...mal so ganz wertfrei angemerkt. Es geht hier nicht um richtig oder falsch, gut oder schlecht, sondern um das Umsetzen einer kollektiven und im Training eingeübten Spielidee.
Unseren geordneten Ballbesitz und das Flachpassspiel aus der eigenen Hälfte fand ich dagegen etwas unentschlossen und strukturell verbesserungswürdig. Etwas negativ ist mir da Nauber aufgefallen, der die Räume sehr zaghaft angelaufen ist, handlungslangsam am Ball wirkte und oft wieder in den Druck reinspielte, anstatt aus dem Druck zu verlagern. Mal abwarten. Sieht vielleicht aus wie ein Bug, könnte aber auch ein Feature sein

, da die Bälle in der Enge dann trotzdem oft behauptet wurden und vielleicht eine bewusste Seitenüberladung unserer fluiden Offensive (Gruß an den verrückten Stoppel) vorlag.
Unsere Endverteidigung und auch die Doppel-Sechs fand ich in der Abstimmung gegen den Ball gerade in Umschaltmomenten noch etwas unrund und löchrig. Ich kann das gar nicht so konkret festmachen, aber da stiftete Dresden oft zu leicht Unruhe. Das Rausrücken, Absichern und Reinschieben muss in Zukunft noch kohärenter umgesetzt werden, um konkurrenzfähig zu sein.
Auch im Ballbesitzspiel ist noch Luft nach oben. Das verdeutlicht auch die "Leistung" von Schnelli. Er war ja ziemlich blass, was aber nicht an ihm lag, sondern einfach daran, dass wir nur 40% Ballbesitz hatten und auch viele Bälle über ihn hinweg gefolgen sind.
Das würde ich an dieser Stelle übrigens gar nicht negativ werten. Wir sind so oft gut nach vorne gekommen. Kurz anspielen, Dresden locken und dann lang über die Pressinglinie drüber spielen. Vorne konnten wir die Bälle gut behaupten bzw. aufsammeln und den geöffneten Zwischenlinienraum bespielen. Das wirkte nicht wie verzweifeltes Gepöhle, sondern geplant und gut umgesetzt, eignete sich aber nur bedingt um Schnellis Stärken zu fokussieren.
Mein Fazit ist deswegen gespalten. Taktisch passten wir uns defensiv sehr gut den Dresdnern an. Die konnten aus dem eigenen Ballbesitz nichts bewirken und hatten Probleme unser Umschalten zu kontrollieren. Unsere Offensiven machten genügend Action.
Umgekehrt war unser Ballbesitzspiel (Einbindung von Schnelli) und das defensive Umschalten bzw. die Endverteidigung noch nicht stabil und entschlossen genug. Deswegen gab es in Halbzeit 2 auch eine Phase, wo keiner der beiden Teams so richtig das Spiel machen wollte und das Spiel zwischen Abwarten/Lauern und offenem Schlagabtausch schwankte. Keine Mannschaft konnte über Ballbesitz dominieren und spekulierte dafür lieber auf das Bespielen der Fehler beim gegnerischen Ballbesitz.
Für mich steht fest, dass die Mannschaft konkurrenzfähig ist, aber auch noch einiges an Arbeit vor sich hat. Entscheidend ist in den nächsten Wochen etwas gänzlich Untaktisches: Wir dürfen nicht in einen Negativsog kommen und müssen uns für eine Leistung wie gestern auch mal belohnen. Nur so steigt der Glaube an die eigenen Fähigkeiten, die eigene Spielidee und nur so wird ein - auch taktischer - Schlingerkurs wie unter Lettieri vermieden.