Erste Halbzeit fand ich immerhin relativ unterhaltsam. Vom Mittelfeld kam bei uns insgesamt viel zuwenig Druck nach vorn, unser Aufbauspiel war zu langsam. Sane sehr fleissig, machte aber auch vergebliche Kilometer. Er lief enorm hoch an, insgesamt fehlte aber auf beiden Seiten ein effektives Gegenpressing. Man wartete bei Ballbesitz des Gegners geduldig auf Abspielfehler, meist brauchte man auch nicht lange warten. Hummels mit enormer Präsenz, Werner mal wieder spektakulär, aber alles vorn ein bisschen zu durchsichtig. Gündogan noch ein Schatten einstiger Tage, Özil wirkte wieder lustlos. Schönwetterfussballer Draxler fand ich nicht zum ersten Mal einfach überflüssig. Nur Sane schien mir im Angriff wirklich mannschaftsorientiert zu agieren.
Was ich nie verstehen werde, bei diesen "Tests": warum bleibt ein Götze und ein Stindl komplett auf der Bank, kriegt ein Can wieder nur zwanzig Minuten in der von seinen Kollegen bereits absolut lustlos runtergespulten Schlussphase? Grade diese Leute müssten doch die Alternativen sein, die man ausprobieren, mit denen man bei Tests folglich heranführend arbeiten müsste. Was auch nervt: vorher reden alle, vor allem auch der Bundestrainer, vom Challenge gegen die "Grossen", um nach der gelungenen Quali damit an Profil gewinnen zu können, hinterher heisst es zur Erklärung der langen Phasen von Ballgeschiebe dann wieder, es sei halt doch ein "Test", nix weiter. Naja, Kurzpasspiel in der eigenen Hälfte ohne Einflussnahme des Gegners beherrschen sie, diese Erkenntnis dürfte nochmals vertieft worden sein.
Als die Engländer dann stärker wurden, kriegten sie auch ihre Chancen. Alles wirkte noch erheblich unreifer, bei denen, wobei die Jungs technisch aber voll auf Augenhöhe sind. Chancen hätten sie einige mehr kriegen können, hier fehlte es komplett an Abstimmung. Man sah ihnen an, dass sie sich vor an der historischen Spielstätte eigentlich noch mehr reinhängen wollten, aber mit dem Beginn der Wechselphase, nach dem Ausscheiden von Werner, begann man denn doch absolut auf Sicherheit zu spielen. Die total verflachte Schlussphase, wo es wohl nur noch um die ewige Bilanz zwischen den beiden Nationen ging, war dann ein Schlag ins Gesicht der Zuschauer, sicher auch Antiwerbung für das kommende Spiel. Sogar die unvermeidliche Kathrin Müller-Hohenstein schien am Schluss froh drum zu sein, es überstanden zu haben.