Gerade bei Facebook entdeckt und für gut befunden: (Von einem unserer beiden Radio Zebra Kommentatoren)
So Leute, Trübsal wurde genug geblasen. Jetz' gilt's: Schütteln, aufstehen, Gas geben! Und wer noch Motivation dazu braucht: Durchlesen! ;-)
Freunde, so ein schöner Tag darf doch kein Tag für Fußball-Frust sein. Aber klar, die Stimmung ist aktuell gedämpft, und das hat seinen Grund jetzt nicht nur in meinen aktuellen grippalen Umständen und auch nicht im letzten Spiel. Offen gestanden zieht sich eine gewisse gedämpfte Euphorie schon nicht weniger als durch die gesamte Saison. Und mit „Stimmung“ oder „Euphorie“ meine ich nur die ganz normale Zebra-verrückte Grundstimmung.
Los ging’s irgendwie gleich am ersten Spieltag – durch das Déjà-vu in Dresden. Ausgerechnet im Herbst flackerte mit den ersten Siegen zwar eine Stimmungsaufhellung auf, die erwies sich jedoch als äußerst kurzfristig. Unterm Strich erleben wir eine Saison, in der wir nie wirklich schlechter sind, als egal welcher Gegner, in der wir uns aber auch irgendwie nie mal richtig belohnen, die „Pari“-Spiele nicht für uns entscheiden, und nicht zuletzt leider auch mehrfach von „höherer Stelle“ um den Lohn gebracht werden.
Was mich aber am meisten umtreibt, und weswegen ich das hier schreibe, ist, dass ich oft nur noch den Eindruck des ERlebens habe. In unserem Vereinsmotto heißt es aber „Leben. Liebe. Leidenschaft.“ Nur: Irgendwie „leben“ wir diese Saison nicht. Und das ist weder ein Vorwurf an bestimmte Leute oder Gruppen, noch ein situativ-subjektives Gefühl. Eher ist es ein Befund aus unzähligen Gesprächen, Posts und Online-Diskussionen.
Manchmal fühle ich mich selbst wie ein müde gedrillter Fisch nach einem langen Kampf en der Angel. Momentan scheint die ganze Mühsal der letzten Jahre zu drücken. Erklärungsansatz: Lizenzentzug mit Zwangsabstieg und die Relegationspleite nach zuvor noch furioser Aufholjagd sind zentrale Emotionalitäts-Dämpfer, die offensichtlich bei vielen (um nicht zu sagen: bei allen) massive Spuren hinterlassen haben. Vor allem immer in Verbindung mit der seitdem dauerhaft umherspukenden Existenzangst!
Die Folge: Ein nüchtern betrachtet souveräner (und mit Blick auf die Konkurrenz alles andere als selbstverständlicher) Wiederaufstieg führte eben so wenig zu Entspannung und ungeteilter Freude, wie ein anschließender, unter den finanziellen Rahmenbedingungen fast schon sensationeller, siebter Platz.
Irgendwie hat uns seit 2013 die Angst im Griff, und in dieser Saison findet sie „endlich“ wieder ihre Bestätigung: Das latente Gefühl findet seine Entsprechung. Nun heißt es allenthalben: „Abstieg besiegelt“, „Insolvenz eine Frage der Zeit“, „Löschung aus dem Vereinsregister“ irgendwann die „unvermeidliche Konsequenz“. Eine sich selbst erfüllende Prophezeiung wie gemalt.
Genug davon!
Ja, die letzten Jahre haben übermäßig Kraft gekostet. Ja, es tut verdammt weh, dass die Schuldenmacher aus der Nachbarschaft, statt jemals ernsthafte Lizensierungsprobleme bekommen zu haben, heute in der Champions League und um die Meisterschaft spielen (Ob Lüdenscheider, Ost-Holländer oder der FC Meineid), dass sogar die Modepüppchen aus dem Nachbardorf die 1. Liga halten, von denen sich noch vor zehn Jahren nicht wenige verschämt zu unseren Spielen geschlichen haben, um überhaupt überregionalen Fußball zu sehen.
Aber all die Genannten, plus zahlreiche Werks-, Retorten-, Umland- und Oligarchen-Clubs auch aus dem Rest der Republik, haben eben ganz andere strukturelle Voraussetzungen und damit ungleich bessere finanzielle Möglichkeiten als wir. Auch haben wir unser Stadion nicht als WM-Spielort, durch Milliardärshand oder als landeshauptstädtisches Prestige-Objekt hingestellt bekommen, und auch nicht, weil die Kartoffelacker zwischen Korschenbroich und Roermond so günstiges Bauland darstellen.
Ja, es tut verdammt weh, dass viele solcher Vereine (/ börsennotierten Gesellschaften) längst uneinholbar an uns vorbeigezogen scheinen. Allein, was UNS ausmacht: Wir sind trotzdem immer noch da! Egal wie. Dass es auch anders laufen kann, zeigen übrigens all die Aachens und Wuppertals, Offenbachs und Exxens. Und „noch da“ heißt bei uns eben auch: „schon lange“.
Ein persönliches Schlüsselerlebnis diesbezüglich hatte ich vor einem Monat in Regensburg: Eindrucksvoll, wie man uns dort mit Blick auf unsere Tradition voller Respekt und Wertschätzung begegnete. Da drängte sich mir die Frage auf, ob unser Bild bei uns selbst überhaupt so gut ist, wie es „da draußen“ in der Republik ist. Vielleicht muss man manchmal nach Ost-Bayern fahren, um gesagt zu bekommen, dass man ein „toller Verein“ ist. Vielleicht muss man sich dessen aber ab und an selbst bewusst werden. Und sich bei der Gelegenheit auf seine eigenen Kräfte besinnen und sie bündeln!
Und das können wir doch hier Pott, in Duisburg, beim MSV! Wir sind es gewohnt zu kämpfen, und zwar auch und gerade nach Niederlagen. Immer weiter! Verdammt, wir sind doch nicht wochenlang jeden Tag zur Arena gefahren und haben uns schließlich sogar mit einer Drittligalizenz „angefreundet“, um jetzt, zurück in Liga Zwei, sieben Spieltage vor Schluss die Flinte ins Korn zu werfen!?
Ich weiß, die Misserfolge ziehen schwer runter – auch auf die eigene Couch. Auf einmal haben viele Leute viele Gründe, nicht (mehr) ins Stadion zu gehen. Nein! Wir brauchen alle. Gerade jetzt! Auch und gerade die Nörgler. Alle, die an diesem unseren Verein hängen. Leute rafft Euch auf!
Jeder der schimpft, ob vorm Fernseher, per PC oder im Stadion, hat doch Emotionen für diesen einzigartigen Club. Bündelt sie! Packt sie in positive Energie! Ich weiß, das geht nicht per Knopfdruck. Aber versucht es. Kommt in die Wedau! Und unser Gemeinschaftsgefühl tut sein Übriges.
Und umgekehrt? Wer jetzt schon mit dem Klassenerhalt abgeschlossen hat, hat doch auch nichts mehr zu verlieren!? Außerdem: Wer weiß, ob in diesen Zeiten des undurchsichtigen Finanzgebahrens nicht sogar `mal Platz 17 Gold wert sein kann!?
Ja Leute, vielleicht gibt’s heute nochmal auf die Fresse, und Samstag vielleicht nochmal. Aber vielleicht auch nicht! Zu jedem verbleibenden Gegner (mit Ausnahme vielleicht von Kiel ;-) ) fallen mir auf Anhieb mehrere Gründe oder Quervergleiche ein, warum die – auch in dieser fiesen Saison – für uns schlagbar sind. Gehen wir’s an!
Genau heute vor 40 Jahren hatte unser Verein seinen prominentesten internationalen Auftritt: Uefa-Cup-Halbfinale. Und da ist er nicht hingekommen, weil man sich 1902 in Meiderich gesagt hat: „Wir werden eh nie woanders spielen, als im Schatten der Zeche Westende.“
Wer weiß, wo wir in 40 Jahren spielen werden…? Wir wissen nicht einmal, wo‘s im nächsten Jahr hin geht. Was ich aber weiß: Ich bin dabei! Egal wo. Aber ich hätte nichts dagegen, wenn es weiterhin die zweite Liga wäre…
So Freunde, genug Tasten getippt. Ich mach mir gleich `nen Tee, schmeiß mir noch `nen Hustenlöser, und dann hau ich mich auf die Bahn Richtung Wedau mit wahrscheinlich unzähligen rot-weißen Mittelrheinern, die aus meiner Richtung kommen. Und denen zeigen wir dann in unserem Wohnzimmer die Streifen auf.
UND DANN HAU`N WIR DIE ZIEGEN WEG UND HOL`N UNS DIE PUNKTE! Bis gleich ;-)