Schimanski
2. Liga
@Schimanski, mich würde mal interessieren, welches System nachhaltiger ist...
Grundsätzlich immer das mit Ball am Fuß. Wie willst du ein besserer Fussballer werden, wenn du dich nur auf das Zerstören, Hinterherlaufen und Verteidigen konzentrierst?
Du brauchst doch nur die Ballaktionen von Boeder mit Bomheuer vergleichen. Boeder spielt derzeit im Wettkampf jedes Spiel dreizig, vierzig Flachpässe meist unter hohem Gegnerdruck. Bomheuer hat vielleicht zehn Bälle quer gespielt und wenn er Druck bekam, fünf hoch nach vorne geschaufelt. Die Folge ist, Boeder entwickelt sich mit jedem Spiel. Selbst jeder Fehler macht ihn besser. Bomheuer stagnierte.
Das Gleiche gilt für unsere Offensive. Bestes Beispiel Stoppel (oder auch Albutat/Daschner). Auch wenn es jetzt 3.Liga ist. Er nimmt doch viel aktiver als in der 2.Liga am Spiel teil, hat mehr Szenen, kann kreativer sein.
Das sind Punkte, die seiner individuellen Entwicklung zugute kommen und die auch die Mannschaft ingesamt besser machen.
Anderes Beispiel: Trainerwechsel im Abstiegskampf. Was macht der Neue? In 90% die Defensive stärken. Das ist einfach. Dafür braucht man nur ein paar Einheiten. Theoretisch kannst du sogar elf Leichtathleten zu einer gut verteidigenden Mannschaft machen. Aber das hilft dir nur kurzfristig. Am Fussballspielen zu arbeiten nimmt mehr Zeit in Anspruch, aber es lohnt sich auf Dauer. Wenn du über Wochen und Monate in allen Situationen ständig spielerische Lösungen suchst, wirst du zwar auch Fehler machen und mal Gegentore bekommen, aber du wirst langfristig ein besserer Fussballer. Das gilt für den Mannschaftkontext doch genauso. Irgendwann weiss der Boeder wie der Bitter tickt, läuft und wie man ihn anspielen kann. Oder der Ben Balla mit dem Daschner. Wenn du das jetzt im Wettkampf stetig übst, wirst du auf Dauer besser. Wenn du die Bälle nur immer blind nach vorne schaufelst, dem Gegner gibst und dich aufs Verteidigen konzentrierst, wirst du fussballerisch kaum eine Entwicklung nehmen, egal wieviel du trainierst.
Zudem: Wenn du den Ball am Fuß hast, bestimmst du, wie das Spiel läuft. Ob du durchs Zentrum oder die Flügel angreifst, ob du tief zirkulierst oder schnell vertikal spielst. Ein aktiver Spielstil gibt dir immer mehr Möglichkeiten auf das Spiel Einfluß zu nehmen. Wenn dein Spiel auf Reaktion ausgelegt ist, bist du davon abhängig, was der Gegner der anbietet. Angenommen du möchtest als reaktive Umschaltmannschaft Ballgewinne 30 Meter zentral vor dem Tor und dann diagonal den schnellen Außen schicken. Der Gegner spielt den Ball aber nie in diese Zone, sondern immer außen rum. Dann ist deine ganze Spielidee obsolet.
Hältst Du das zur Zeit gezeigte Spiel auch für die zweite Liga für tauglich?
Ich glaube, dass der Gegnerdruck in Liga 2 nicht viel größer sein wird. Profimannschaften, egal ob Liga 2 oder 3, sind körperlich und athletisch alle zu 100% austrainiert und in Sachen Speed, Robustheit und Laufbereitschaft auf einem vergleichbarem Niveau, d.h. wenn wir es jetzt schaffen unser Spiel durchzudrücken, wird uns das auch in Liga 2 gelingen.
Natürlich wird das trotzdem eine größere Herausforderung, weil die Gegner Fehler einfach effektiver nutzen. Lautern hatte am Freitag ein paar Ansätze, die ein Zweitligist vielleicht genutzt hätte. Deswegen müssen wir auch jetzt viel üben. Unsere Mannschaft ist jung und wird an der Drittligasaison wachsen. Was in Liga 2 zudem anders sein wird: Es werden mehr Mannschaften den Anspruch haben, selbst das Spiel zu gestalten. Sie werden technisch, taktisch und in Sachen Handlungsschnelligkeit stärker sein. Wir werden eher Gefahr laufen, selbst dominiert zu werden. Da muss man vielleicht bei der Arbeit gegen den Ball flexibler werden. Aber sowas kann man im Laufe einer Saisonvorbereitung locker erarbeiten. Ein funktionierendes Ballbesitzsystem zu entwicklen braucht länger. Deswegen appelliere ich ja auch immer an die Geduld. Solange wir Fans diese Saison immer das Bemühen erkennen, das Spiel aktiv zu gestalten, sollten wir Niederlagen akzeptieren und als Teil unserer Entwicklung sehen.
Aktuell zeigt ja das Beispiel Paderborn (sicherlich in der 1. Liga) das man die Spielweise nicht 1 zu 1 auf die 1. Liga übertragen kann...
aber wie gesagt 1. Liga ist nochmal ein ganz anderes "Brett"
Ich glaube Klement fehlt immens. Der war das Herzstück in der Offensive. Zudem verliert die Mannschaft durch die vielen Niederlagen auch langsam den Glauben an sich selbst und die Idee des Trainers. Das hat dann auch viel mit dem Kopf zu tun. Natürlich fehlt es auch einfach an Qualität. Du kannst mit einem Kreisligisten auch nicht in der Oberliga bestehen, selbst wenn du in der Kreisliga ein Ballbesitzmaschinerie warst. Die Qualität der Spieler kannst du irgendwann nicht mehr über die Taktik kompensieren. Aber Taktik kann Spieler entwicklen oder eben stagnieren lassen. Und danach hattest du ja gefragt und das hat Baumgart mit seinem Durchmarsch ja auch schon bewiesen.