Ich konnte, obwohl ich den Stil seines Comoderierens schwer daneben fand, von der fachlichen Analyse her sehr gut nachvollziehen, was Sandro Wagner gesagt hat: Es fehlte komplett die Tiefe des Raumes. Wenn man vergleicht, wie die Franzosen das machen, und auch Tuchel mit Chelsea das im CL-Finale gemacht hat, kann man mit Fug und Recht sagen, dass der neue Standard im Weltfussball von Mannschaften gesetzt wird, die gewissermassen Dominanz ohne Ballbesitz ausüben! Indem sie beständig verschieben, den Raum weit vorn verteidigen, für jede Balleroberung schon die freie Anspielmöglichkeit vorausdenken, und im übrigen maximal viel Geduld mitbringen. Und sich auch nicht zu fein dafür sind, alle Mann hoch tief stehend hinten mitzumachen, im Notfall dabei den Ball auch mal bis raus auf die Tribüne zu fetzen, Langholz nach vorn sogar spekulativ ins Leere rein anzuwenden, etc. - Frankreich hat diesen "hybriden" Fussball wieder in Vollendung gezeigt, Deutschland nochmals die Grenzen des Systemfussballs, wie er für Löw am ästhetischsten aussieht, aufgezeigt bekommen.
Besonders die Rollen, die ein Kroos und ein Gündogan, ein Havertz und ein Rüdiger in ihren Vereinen spielen, sind dabei meilenweit von dem entfernt, was sie in der Nationalmannschaft zeigen. Kroos war ausschliesslich mit Pogba befasst, weil Löw ja ohne Abräumer spielte, Gündogan stand so tief hinten drin, weil Löw ja unbedingt mit Müller spielen muss, für Rüdiger gab es weit und breit keinen Kanté zum über die Bande spielen und waren vorne keine Anspielstationen für seine langen Pässe, auch für Hummels nicht. Das Spiel wirklich machen musste mal wieder, hatte man das Gefühl, weitgehend im Alleingang Kimmich. Die mangelnde Effektivität nach vorn, und das verstehe ich dann in einer so schweren Gruppe gegen diede Übermannschaft rein garnicht mehr, führte aber auch nicht dazu, dass wir hinten richtig sicher standen! Immer waren die Franzosen mit zwei drei Pässen wie spielerisch schnell vorne! Klar, die Ballführung und taktische Disziplin ist bei denen überirdisch, unschlagbar wären sie aber doch nicht gewesen. Das Ergebnis war für uns, Stand der Dinge, schmeichelhaft.