Schimanski
2. Liga
Was ich mit Kreuzen in der Defensive meine wird wiederholt richtig gemacht von Mai und Feltscher z.B. in Minute 9 und 35:
Feltscher wird hoch überlaufen, Mai rückt raus, Feltscher zieht nach innen und sichert ihn ab.
Wird der AV oberhalb des letzten Drittels in dieser Form überlaufen, ist er eigentlich aus dem Spiel. Der einzige Weg ihn zurück zu holen ist, dass der ballnahe IV den gegnerischen Außen in zentraler Passrichtung aufnimmt und ihm Passweg und Tempo nimmt und gleichzeitig der AV nach innen zieht und den IV absichert - so dass man wieder in eine stabile Formation kommt.
Die falschen Szenen habe ich leider auf die Schnelle nicht gefunden, obwohl ich sie ganz klar vor Augen habe - aber vom Ablauf sehr ähnlich ist Minute 19:
Wir stellen den Gegner so, dass zwei Spieler senkrecht auf einer Höhe zur Passrichtung des Gegners stehen - und die Betonung liegt auf stehen. Dann muss nur ein Spieler der Gegner den Raum dahinter anlaufen und wir haben keine Chance - ganz leichter Ball zwischen den beiden durch und da beide stehen keine Chance mehr den laufenden Gegner zu bekommen. Hier ist die Passrichtung innen, in den Szenen die ich ursprünglich vor Augen hatte waren es Tiefenpässe.
In zwei Szenen sieht man, dass das Ziel dieses Verhaltens offensichtlich ist, genau diesen Pass zu provozieren und dann einen dritter Spieler zu haben, der mit dem Läufer mitgeht und den Pass abfängt: Aber es scheint reichlich unklar, wer das jeweils ist, gerade wenn wir in Überzahl sind.
In Minute 19 macht Jander den entscheidenden Fehler, da er sich raus ziehen lässt, statt genau diese Abfangbewegung zu machen. Gefühlt versuchen wir da "proaktiv" in eine Umschaltsituation zu gelangen und vergessen darüber aber ganz platt den Weg zum Tor zu schließen.
Ja, verstehe in etwa was du meinst.
In höheren Ligen passiert das seltener, da die Teams taktisch routinierter und die Spieler technisch besser sind (so dass sie sich durch ein Anlaufen weniger stressen lassen und man als verteidigende Mannschaft zudem ballsicherer ist und nicht so sehr über Stressen zu Ballgewinnen kommen muss). In meinen Augen sind das typische Drittligaabläufe, die man gerade dann sieht, wenn es nicht so läuft und man es zwanghaft besser, sprich intensiver und aggressiver machen will. Zum einen will man Druck auf den Ball (der innere Spieler geht "aushilfsweise" nach außen), zum anderen absichern und den Weg zum Tor keilförmig verdichten (der äußere geht nach dem Überspieltwerden nach innen). Die "Positionsrochade" kommt dann eher aus der Not als wenn das ein geplanter Ablauf ist. Das ist ganz sicher nicht "gesund" und provoziert Situationen, in denen kurzzeitige Lücken entstehen. Viktoria hat das ja auch mehrfach genutzt (auch in Halbzeit 2). In meinen Augen passiert das gerade dann, wenn man umkompakt ist und trotzdem vorwärts verteidigen will. Aber sowas steht meines Wissens in keinem Lehrbuch. Kreuzen in der Defensive ist - seitdem man ballorientiert verteidigt - eigentlich tabu (hängt aber auch ein bisschen mit der Trainerphilosophie zusammen).
Witzig ist übrigens, dass wenn man sich so hüpfend durch die erste Halbzeit scrollt, wir in den meisten Szenen deutlich besser aussehen, als es sich angefühlt hat... .
Ja, fällt mir bei meiner Mannschaft auch oft aus. Es liegt ein "Ergebnis-Bias" über der Wahrnehmung. Wenn man führt, bewertet man die Szenen positiver, wenn man zurück oder hinter den Erwartungen liegt, nimmt man das Spiel negativer wahr. In der Nachbetrachtung relativiert sich das meistens etwas.
Übrigens habe ich mir die zweiten Halbzeit gerade auch noch angeschaut. Taktisch fand ich sie relativ unspektakulär. Köln war bis zum 1:1 etwas passiver und tiefer, wir etwas aktiver und offensiver positioniert. Nach dem 1:1 wurde dann mit der Einwechlsung von Ekene mehr auf die Physis- und Willenskeule gesetzt, das Spiel vertikaler, direkter, zwanghafter und unruhiger. Irgendwie typisch Ziegner. Das ist halt seine Art "Besserung" zu erzielen. Natürlich entstanden dadurch auch ein paar gefährliche Situationen, aber das ganze Spiel wurde unkontrollierter, improvisierter und wilder. Gegen den Ball hatte man weiter Zugriffsprobleme und gegen das etwas bessere Ballbesitzspiel der Gäste öfters das Nachsehen. Insgesamt ist das 1:1 sowohl von den Spielanteilen als auch den Chancen leistungsgerecht.
Ein paar bessere Ballbesitzansätze machen zwar etwas Mut, aber die Mannschaft spielt für meinen Geschmack weiterhin noch zu plump, ungeduldig und hektisch in Richtung Tor bzw. Strafraum und ist dadurch ausrechenbar und fehlerbehaftet (achtet mal darauf, wie oft der Ball in schlechten Körperstellungen verarbeitet wird, weil der Spieler zu sehr mit Gesicht in Richtung gegnerisches Tor steht und dadurch die Bälle verloren gehen oder unkontrolliert verarbeitet werden). Jander und Michelbrink zusammen machen aber Hoffnung das es diesbezüglich aufwärts geht, aber auf den Außenpositionen ist wirklich erschreckend wenig Spielwitz, stattdessen viel Kampf- und Laufstärke. Konkurrenzfähig ist man mit dieser Mischung sicherlich, aber irgendwie fehlt mir eine Perspektive, die über den Klassenerhalt hinaus geht.
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