Outing hatte bestimmt mal eine gewisse Berechtigung für die Gesellschaft. Wo heutzutage Schwulsein die Beliebtheitswerte von Schauspielern und Politikern sogar anhebt, ist es unter Prominenten zurecht wieder mehr eine Privatangelegenheit geworden, wie sie sich sexuell orientieren.
Auf dem Dorf oder dem Fussballplatz ist das aber ganz was anderes. Wenn ich irgendwo auf dem Land oder in einer Gegend mit einem hohen Anteil von jungen Männern mit Migrationshintergrund als Schwuler wohnen würde, würde ich den Teufel tun, mich zu outen, und mir wahrscheinlich auch eine Alibifreundin suchen.
Ich finde, das sagt sich allzu leicht, wenn man gar nicht vor dem Problem steht. Egal, ob Pezzoni oder Poté neulich, es reichen ja schon einige Bekloppte, um einem den Tag richtig zu vergällen, und wenn man sich oft genug geärgert hat, hilft auch öffentlicher Beistand nur wenig. Die Leistung geht vermutlich runter.
Am Ende ist immer die Frage, wie weit die Solidarität des Vereines zu einem schwulen Fussballer, der sich geoutet hat, reicht. Stellen die ihn trotz darum eingetretener Schwankungsbreite in der Leistung weiter auf? Haben die Bock auf den Presserummel, den das nach sich zieht? Wohl aller Wahrscheinlichkeit nach eher nicht!
Soweit ich weiss, existieren aus anderen Ligen bereits bestimmte, sehr negativ verlaufene Beispiele zum Thema Outing von Fussballspielern. Leider ist das zwar nicht sehr ermutigend, aber realistisch gesehen kann man nicht davon ausgehen, dass einige Teile der hiesigen Fanszene sowie unsere Funktionäre hier damit souveräner umgehen würden.