Das Ende naht...
Ja, auch ich war gestern im Stadion, auch ich werde am Sonntag wieder da sein, und mir unter Umständen die Schmach der Freunde und Kollegen abholen, und auch ich weiß nicht mehr weiter. Jegliche meiner selbst verfassten Durchhalteparolen ist in der Leere verpufft und mir fällt nichts mehr ein, ausser tief empfundener Trauer und Wut.
Es könnte so einfach sein, es war höchstwahrscheinlich noch nie so einfach. Das gestrige Spiel hat mir auch in Bezug auf Rudi Bommer, dem ich lange die Stange gehalten habe, den Rest gegeben. Ich kann es nicht mehr nachvollziehen und muss meine eigenen Meinungen revidieren: Rudi Bommer ist nicht der richtige Mann und Tom Starke ist nicht der richtige Torhüter. Am schmerzhaftesten ist, daß ich nun den Leuten recht geben muss, denen ich eigentlich jeglichen Fußballsachverstand abgesprochen habe. Ja, ihr hattet Recht, spätestens jetzt, vielleicht schon immer.
Was gestern wieder die Taktikschulung Rudi Bommer gezeigt hat, war seine Mutlosigkeit, seine falsche Loyalität gegenüber Spielern, die es nicht verdient haben diesen Rasen zu betreten, seine Wechselfehler und sein Unvermögen Spielern zu erklären, was auf dem Platz ihre Aufgabe ist.
Einzelkritik sollte ich mir ersparen, und kann es mir doch nicht verkneifen: Fangen wir an, ihr Helden, ihr Feiglinge. Und jetzt habt ihr euch auch bei mir euren Kredit verspielt. Was Tom Starke beim Gegentor Rolfes anstellt, nennt man Katastrophe. Ein Ball, der im Fünfmeterraum herunterkommt, ist seiner, muss seiner sein. Als Fahnenstange auf der Linie zu kleben, mein Gott, was haben sie dir in der Jugend, du Hüne, eigentlich versucht zu erklären. Der gottverdammte Strafraum gehört dir, der Fünfer ist deiner. Keiner der Gegner hat dort etwas zu suchen, keiner. Und du lässt dir die Butter vom Brot nehmen, bist 1,90m groß und siehst wie ein Schuljunge aus. Vor dir turnen Filipescu und Santos herum, verschluddern jeden Ball, legen Bälle auf, die der Gegner nur noch verwerten braucht, wenn sie denn das Spielgerät überhaupt mal zu Gesicht bekommen. Naiv in ihrem Stellungsspiel, schlecht in der Ballbehandlung, unkonstruktiv im Spielaufbau. Auf der Seite der bemühte Weber, dem man anmerkt, daß er noch nicht oft in der ersten Liga gespielt hat, dessen Leistung aber im Vergleich zu der anderen Seite golden aussieht. Denn dort wartet Tobias Willi, dessen Auffassung etwa dem eines Bambinis entspricht, der wie ein pawlowscher Hund dem Ball hinterhechelt und nicht merkt, was er auf einem seiner legendären Flankenläufe alles zerstört. Wie schnell die Leverkusener raus hatten, daß dort alles zu holen ist, der Wahnsinn. Danke, Tobi. Falls ich mal meine Stromrechnung nicht mehr bezahlen kann, stell ich hier ein Laufrad auf, und dann kannst du dafür sorgen, daß ich mir tagein, tagaus die Spielberichte im Videotext ansehen kann. Und zwischendurch komm ich vorbei und erkläre dir auf einer kleinen Schiefertafel, wie man die Position des linken Verteidigers aufzufassen hat. Es ist eine Beleidigung für jeden anderen Spieler, daß du und er die gleiche Berufsbezeichnung haben. Mein Gott...
Aber die Katastrophe geht ja weiter. Vor dir warten Georgiev und Grlic, denen ich ihr Bemühen nicht absprechen will, wobei gerade Georgiev vollkommen verschenkt ist. Denn seine Position wurde ja von Idrissou besetzt, und ich würde mal gerne wissen, was sich Samuel Et´o denkt, wenn er die Granate bei Kamerun herumturnen sieht. Als Mitspieler muss einem doch schlecht werden, oder? Nein, nein, wir sind ja alle Kollegen, Sportsfreunde, Kameraden. Tiffert hat schließlich viel nach hinten gearbeitet, Mokhtari wenigstens den Spielaufbau forciert und Ishiaku hat sich Bälle erkämpft. Müssig zu erzählen, daß sich etwas grundlegendes ändern muss.
Und damit sind wir bei Rudi Bommer, und jetzt wirds richtig pervers: Walter Hellmich wird bis zur Winterpause warten, wenn nicht gar darüber hinaus. Sollten wir, entgegen aller Erwartungen noch sechs Punkte einfahren, wird Rudi Bommer fester denn je im Sattel sitzen. Falls nicht, wird auch ein neuer Trainer nicht mehr viel ausrichten können. Klassische Dilemma Situation, der Absprung zu spät, dem Boden taumelt man trotzdem entgegen. Danke, Walter, danke Rudi. Ein spielstarkes Mittelfeld eingekauft, keinerlei Bewegung. Kein Ball, der in den Raum gespielt wird, kein Ball, der mit vollem Tempo mitgenommen wird. Keine Bewegung. Lahme Positionstreue, man steht, wird angespielt, wartet. Es wird sich neu positioniert, der Gegner stellt zu, alles beim Alten. Feige und unkonstruktiv. Danke...
Ihr seid Feiglinge. Euch steht das Wasser bis zum Hals und Ailton, den ich hier nicht gross verteidigen will, schmort auf der Bank. Mit all eurer Mutlosigkeit versinkt ihr in dem Staub, den ihr mit eurem 4-5-1 aufgewirbelt habt. Der Gegner lacht sich kaputt, und die 1:0 Führung gibt euch sogar zufällig recht. Eigentlich hätten sie euch 6:0 aus der Hütte schießen sollen, damit es hier auch jeder kapiert: Das wars, Rudi, das wars.
Und jetzt? Nürnberg, letzte Chance, allerletzte. Ein Sieg, irgendwie. Das Spiel muss endlich mit auf Ailton zugeschnitten werden, Tararache bitte draussen bleiben, klassisches 4-4-2, klassische Raute. Willi raus, Caceres rein, Idrissou raus, Georgiev auf die Seite, Weber raus, Lamey rein, Daun vielleicht für Tiffert. Volles Rohr. Roque für Fili, Schlicke für Santos. Lernt endlich Fußball spielen.
Und besinnt euch, auch wenn es schon fast zu spät ist. Schnell spielen, das müsst ihr lernen, es dauert zu lange. Aber, was tipp ich mir hier die Finger wund. Viele Antworten hab ich auch nicht mehr. Ausser vielleicht die eine: Das sich die Ära Hellmich / Bommer langsam ihrem Ende zuneigen sollte.
Gruß aus dem Pott
Micha
p.s.: 3-0 Duisburg