Mein Vorteil ist, dass ich etwas Distanz zu meiner Geburtsstadt habe, aber dennoch so nah an ihr dran bin, dass ich fast täglich miterlebe, was sich in Duisburg tut.
Aus diesem Blickwinkel kann ich sagen: Duisburg ist eine Stadt, in der sich etwas tut, eine Stadt mit Visionen, eine spannende Stadt, wenn man die gesamten Projekte verfolgt.
In Moers und anderen Nachbarstädten verfolgt man den Tatendrang in Duisburg seit Jahren teilweise mit großer Ver- und Bewunderung.
Wie Foster einmal sagte: Duisburg ist eine der spannensten Städte Europas. Vielleicht etwas hoch gegriffen, aber wenn man sieht, was sich hier tut, zumindest auf Deutschland bezogen nicht ganz falsch.
Das Wort "Utopie" würde ich im Zusammenhang mit den ehrgeizigen Duisburger Projekten sehr vorsichtig gebrauchen. Denn vor 15 Jahren galt die Umgestaltung des großenteils brach liegenden Innenhafens in einen florierenden Standort für Dienstleistung, pulsierendes Nachtleben und exklusives Wohnen ebenfalls als "Utopie".
Ein anderes Beispiel wäre das beste Stadion Deutschlands in der Größenordnung 30 bis 40.000 Zuschauer. Wer hätte vor 15 Jahren daran geglaubt, dass wir im Jahre 2008 schon vier Jahre lang in diesem Tempel spielen?
Das futuristische Bürogebäude "Eurogate" steht unmittelbar vor der Realisierung und soll dem Innenhafen die Krone aufsetzen.
http://www.innenhafen-portal.de/standort/html/eurogate.html
Das Eurogate wird -da sind sich Experten sicher- in einigen Jahren zu den bekanntesten Postkartenmotiven des Landes gehören.
Etwas weiter von der Realisierung entfernt ist das sehr innovative Projekt der "Living Bridge".
http://www.duisburg.de/micro/stadtentwicklung/stadtplanung/102010100000197833.php
Als oftmals komplexbeladener Duisburger Bürger wird man es kaum glauben: Aber auf internationalen Messen ist es Duisburg mit seinen Visionen, das schon seit Jahren regelmäßig für Furore sorgt.
Der Projektentwickler und sein Geschäftspartner Dr. Marcus Kruse hatten die bebaute, 230 Meter lange Brücke über die Ruhr auf der Münchener Immobilienmesse "Expo Real" vorgestellt und ein ungeheures Medienecho geerntet.
http://www.innenhafen-portal.de/html/2007-11-21.html
Zum Thema "Burgplatz": Der Burgplatz soll gemäß Fosters Masterplan baulich verdichtet werden. Alles soll enger und heimeliger werden. Der historische Charakter der Altstadt soll mehr zum Tragen kommen. Straßen und Parkplätze (dann unterirdisch) sollen einer dichteren Bebauung und einem Markplatz weichen.
Man muss bedenken, dass hier der historische Siedlungskern der Stadt liegt. Spuren führen sogar auf eine Besiedlung dieser Stelle im ersten Jahrhundert nach Christus zurück! Auch etwas, was viele Duisburger nicht wissen.
Foster hat in seinem Masterplan Visionen geschaffen, die so umfangreich und tiefgreifend sind, dass die Realisierung eine Aufgabe für die nächsten 30 bis 50 Jahre ist. Natürlich wie im Fall Innenhafen nur möglich mit privaten Investoren.
Wer sich dafür interessiert, wer dieser weltberühmte Foster ist, hier eine Liste seiner Projekte:
http://de.wikipedia.org/wiki/Foster_%2B_Partners
Fosters Pläne basieren auf einer stimmigen Grundphilosophie bezüglich unser Stadt an Rhein und Ruhr. Ich bin zu 98% überzeugt, lediglich das Thema Abschaffung von Verkehrsflächen, Verschmalerung von Straßen wird m.E. zu weit getrieben.
Zurück zum Burgplatz. Auf der langen Liste der abzuarbeitenden Projekte hat die Umgestaltung des Burgplatzes erste Priorität. In 2008 wird ja schon in der Nachbarschaft angefangen, nämlich mit dem Abriss des alten Boekerhauses, wo die neue VHS und Stadtbibliothek entstehen wird.
Die Duisburger Fußgängerzone ist nicht nur sehr lang, sondern auch sehr breit. Sie ist beispielsweise breiter als die zentralen Fußgängerzonen Münchens oder Kölns. Diese Weitläufigkeit sorgt für Kälte. Wie der Threadstarter schon schreibt, soll dies durch eine Verengung durch Grünflächen verändert werden.
Insgesamt soll nach Fosters Visionen das Grün und insbesondere auch das Wasser (Kanäle wie am Innenhafen) in das Zentrum der Hafenstadt gerückt werden. Weniger Verkehrsflächen im Zentrum. Dafür mehr attraktive Wohnflächen.
Der "grüne Gürtel", der im Duisburger Norden realisiert wird, folgt auch dieser Grundidee. Wo wir gerade beim Thema "Norden" sind, fällt mir das riesige Factory-Outlec-Center (FOC) ein, das jüngst für Gesprächsstoff sorgte. Annährend so groß wie das Forum soll es werden und an der Stelle der Rheinruhrhalle errichtet werden.
Im Herzen der Innenstadt hat sich ja schon einiges getan. Der König-Heinrich-Platz verdient nun wieder den Namen "Platz". Das alte Theater kommt toll zur Geltung. An den Flanken das tolle City-Palais und gegenüber das Gericht. Das hat was. Das Forum wird eines der größten Innenstädtischen Einkaufszentren Deutschlands und Ende des Jahres fertig sein.
Der Duisburger HBF hat bereits die Zusage für eine Renovierung. Mal sehen, wie umfangreich sie ausfallen wird.
Im Medienhaus, dort wo früher die Post sowie die Schmuddel-Disco Soundgarden war, soll ein Einkaufszenturm mittlerer Größe entstehen. Die Überdeckelung der A59 wird -wie der Threadstarter richtig beschreibt- fortgesetzt. Es wird ein großer, grüner Platz entstehen.
Duisburg rühmt sich im Gegensatz vieler zugebauter Metropolen großer ungenutzter Filetstücke mitten in der Stadt. Ein Beispiel ist das brachliegende Bahngelände, wo einst Multi Casa entstehen sollte. Hier sind hohe Bürogebäude ständig ein Thema. Die Gesellschaft, die Multi Casa damals plante, spielt wohl mit dem Gedanken, ihren Firmensitz nach DU zu verlagern und ein hohes Bürogebäude nähe HBF zu bauen.
Zum Thema Bürogebäude in DU:
(...)
Das Projekt Multi Casa (Einkaufs- und Freitzeitzentrum) ist tot, und das riesige Gelände südlich des Hauptbahnhofs liegt seit Jahren leblos da. Zwar wird zur Zeit wegen des Ausbaus der A 46 auf sechs Spuren die frühere Güterabfertigung abgerissen, aber ansonsten tut sich nichts. Auch für weitere Hochhäuser soll gesorgt sein.
Das könnte anders werden, meint Duisburgs Oberplaner Dressler, und zwar zügig. Ihm schwebt ein Bebauungsplan vor, der auf dem Gelände des früheren Güterbahnhofs eine ausgedehnte Grünfläche vorsieht, quasi ein "Central Park" im Herzen Duisburgs. Der Clou an der Planung: Im Plan sollen ein paar "Fenster" auftauchen, die es ermöglichen, dort Hochhäuser einer in der Region noch unbekannten Qualität zu verwirklichen.
Eine "bedeutsame Stadtsilhouette" schwebt dem Dezerneten vor, mit einer "Reihung von Hochhäusern", 50geschossige Türme mit bis zu 200 Metern Höhe (knapp viermal so hoch wie das Citibank-Gebäude): "Darüber wird jedes Hochhaus unwirtschaftlich".
(...)
quelle: NRZ/WAZ 09.05.2007 Von Willi Mohrs
Zur geplanten Dauer-Messe "Gate to Asia". Da muss ich mich mal informieren, wie aktuell dieses Thema noch ist. In Duisburg kommt man manchmal vor lauter Visionen und neuer Pläne kaum noch mit.
Abschließend zum Thema "Multi Casa": Ich war anfänglich ein MC-Befürworter, weil ich selbst nicht an das Potential geglaubt hatte, welches in der Innenstadt liegt. Meine These war: Was soll MC schon noch in Duisburg kaputt machen können? Die Fußgängerzone war fast tot. Schon 3 Jahre später sieht man mit dem Forum und dem City Palais, welch große gestalterische Kräfte hier am Werk sind und welches Potential in Duisburg liegt. Plötzlich kommt das Theater zur Geltung und am City Palais sieht man plötzlich immer mehr Leute mit Fotoapparaten rumlaufen. Das hätte es vor 5 Jahren auch noch nicht gegeben. Duisburg hat nun einen Ort, an welchem man das Gefühl hat, wirklich im Zentrum der Stadt zu stehen. Im Ergebnis bin ich froh, dass Duisburg im Gegensatz zu Oberhausen auf eine Stärkung der eigenen historischen Innenstadt gesetzt hat, damit unverwechselbar und sich selbst treu bleibt, während in Nachbarstädten seelenlose Megazentren das Herz der Stadt veröden lassen.
Duisburg ist auf einem fabelhaften Weg. Ich nehme an, dass sich weiterhin private Investoren finden lassen und Duisburg eine spannende Stadt bleiben wird. Die Aufbruchsstimmung ist in Duisburg einfach greifbar. Das hat Duisburg vielen anderen Städten voraus.