Mark1972
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RP-Online schrieb:Fan-Beschimpfung – keine gute Idee
(RP) Der Rudi scheint ratlos. Für die erste Halbzeit seiner Zebras gegen Hannover, die selbst einen Lachsack ans Heulen gebracht hatte, machte der Trainer der Zebras das Publikum mitverantwortlich. Eine negative Grundstimmung habe die Spieler verunsichert, meinte Bommer. Echt? Nach nur 16 Niederlagen des MSV! Wie konnte das passieren?
Mal abgesehen davon, dass Publikumsbeschimpfung nie eine gute Idee ist, gilt vor allem: Wer eine Mannschaft aufs Feld führt, die mit einem Mann mehr in einer Halbzeit keinen Torschuss abgibt, muss seine Kritiker nicht suchen. Sie finden ihn von ganz allein. Fans und Team gingen nicht mehr den gemeinsamen Weg, sagte Bommer auch. Da fragt man sich schon, wer falsch abgebogen ist.
Für die Mehrzahl aller Duisburger, die aus in jedem Fall guten Gründen, am Samstag in der Arena fehlten, sei nacherzählt. Die Fans hatten vor dem Anpfiff das Geburtstagskind Bernard Dietz gefeiert und dann laut gesungen: „Wir wollen euch kämpfen sehen.“ Das war in der Kombination wirklich frech: Einen wie Bernard Dietz hatte nie jemand zu vollem Einsatz auffordern müssen. Er hat ihn ganz von selbst geleistet.
Bommer fand noch einen weitere Erklärung für die fehlenden Biss seines Personals. Der Gegner sei früh in Unterzahl geraten. Ja, der moderne Fußballer ist nervenschwächer als ein Stadtneurotiker. Die Dinge laufen gut, da kommt er böse ins Grübeln. Sportdirektor Benno Hübner hatte schon vor dem Spiel vermutet, dass die Mannschaft den Glauben an sich verloren habe. Nur mal so: Mutmachen und Motivieren gilt allgemein als Chefsache.
Dann ließ Rudi Bommer wissen, in der Pause habe man diese vom Publikum ausgelöste negative Grundstimmung korrigieren könne. Vielleicht brauchen die Spieler aber auch gellende Pfiffe als Weckruf. Dem Coach war das vor dem Spiel jedenfalls nicht gelungen. Schon gegen Stuttgart riss erst die tobende Masse das Personal aus dem Tiefschlaf. Wie wir darauf kommen: In Berlin fehlte solche Hilfestellung von den Rängen, schon verdöste die Truppe auch die zweite Halbzeit. Gegengingen Löwen zur Pause in die Kabine und Hasen kamen wieder raus. Gegen Rostock missachtete das Zebra des Trainers Anweisung „Gras zu fressen“.
Offenbar kommt die Spielschar in Weiß und Blau erst in Wallung, wenn die Menge pfeift. Und noch besser: Sie kann sogar Fußball spielen. Gegen Stuttgart war das so, gegen Hannover ebenfalls. Als Letztes: Oft heißt es entschuldigend: Der Trainer kann die Tore nicht selbst schießen. Die Fans vermögen das noch viel weniger. Wer immer nach Sündenböcken sucht, hier ein Tipp: Auf den Tribünen weiden sie nicht.
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