Ach komm, die verarschen mich doch...
Sehr geehrte Damen und Herren,
die Wundertüte knallt durch. Möge man es sich noch einmal kurz vor Augen führen, daß der MSV in Bremen, Hamburg und München gepunktet hat, immer dabei bedenkend: Cottbus, Hannover, Rostock... jaja, und täglich grüßt das Murmeltier, ich kann die ganzen Depressions-Schwadroneure nicht mehr ertragen. Aber natürlich nachvollziehbar, klar, wer will am Mittwoch schon wieder aus der Arena gehen, enttäuscht, kaputt, hängender Kopf, anderthalb Wochen Selbstmordgedanken.
Ich, für meinen Teil, will es nicht. Und das Einzige, was ich dafür leisten kann, daß es diesmal, dieses eine Mal anders wird, ist mir die Seele aus dem Leib zu schreien, mitzuzittern, als Fan zu kämpfen, soweit die Kräfte und der körperliche Zustand es zulassen.
Über das Spiel in Hamburg bleibt festzuhalten: Der MSV kann ein paar Sachen und ein paar Sachen kann er nicht. Er kann, und das mittlerweile exquisit, eine starke Mannschaft in Schach halten, Kreativspieler aus dem Spiel nehmen, und den Gegner, der im Kampf um die oberen Ränge punkten muss, ziemlich entnerven. Er kann auf eine Dreier-Sechs umschalten, einen Kettenhund namens Bodzek von der Leine lassen und ihn auf die Jagd schicken. Er kann reagieren, nicht agieren, alles bekannt. Wollen wir auch dieses Mal die einzelnen Mannschaftsteile unter die Lupe nehmen, die unter diesen Umständen fantastisch zusammengespielt haben:
Torwart= Starke kam heute nicht in die Bredouille durch den Strafraum irren zu müssen. Er hatte ein paar Kumpane vor sich, die ziemlich schnörkellos wegräumten, was es wegzuräumen gab, so daß er sich voll und ganz auszeichnen konnte. Auf der Linie bärenstark, war er in den entscheidenden Situationen präsent, hellwach und auf den Punkt konzentriert. Das gilt es, bei aller Kritik, auch mal festzuhalten.
Abwehr= Sie haben es schnörkellos gespielt, und vor allem: Sie haben gespielt. Der Verbund hat es mittlerweile drauf eine Situation durch Kurzpassspiel aufzulösen, eine Fähigkeit, die ihnen eigentlich abgeht. Dass das in den letzten zwanzig Minuten nicht immer geklappt hat, naja: Shit happens. Sie wollten irgendwann nur noch den Sieg irgendwie festhalten. Dass steht ihnen zu, weil es geklappt hat. Filipescu war bis zu seiner Auswechslung der beste Mann auf dem Platz, man traut es sich kaum zu sagen. Ich hatte den Eindruck, er hätte bei seiner Auswechslung eine Erektion gehabt. Es wäre seinem Spiel sehr angemessen gewesen. Avalos, Willi und Lamey haben bei allen Mängeln ihr Kämpferherz bewiesen. Sie haben die Kopfballduelle verloren, aber Hamburg hat da ein paar ganz große Granaten. Vorwurf? Nee, heute nicht...
Mittelfeld= Die Dreier-Sechs funktioniert in Partien wie diesen. Sie steht nah an der Abwehrreihe, so daß das Zusammenspiel der beiden Mannschaftsteile flüssiger wird. Anspielstationen sind gegeben, sie können verschieben, das alles geht in solchen Partien. Aber es war Hamburg, eine Mannschaft, die sich nicht die Blöße geben durfte, gegen uns Punkte liegen zu lassen, eine Mannschaft, welche die Räume offen gehalten hat, weil sie Druck aufbauen wollte. Piotr Trochowski hat jetzt noch nen Hals, und wird mit Sicherheit heute Nacht einige Gedanken an seine Gegenspieler verschwenden. Tararache schoß wieder seltsame Bälle und Pässe, war aber jederzeit da, wenn sie ihn brauchten. Maicon kann einen Ball am Fuß halten, verliert ihn nicht schnell, und kann seine Mitspieler einsetzen. Einzig und allein das Spiel in die Spitze hat nicht funktioniert. Kollege Tiffert wird wohl in seinem Leben kein Tor mehr schießen, aber wenigstens hatte der MSV mit ihm wieder eine Außenbahn im Spiel. Über Ivo Grlic werde ich kein Wort mehr verlieren. Der Mann spricht für sich. Du geile, abgezockte Sau.
Sturm= Nicht vorhanden. Ob man Niculescu einen Vorwurf machen kann? Kann ich nicht sagen.
Fazit: Natürlich habe ich Angst vor dem Karlsruhe Spiel, natürlich will ich nicht wieder diese Arena verlassen und wie ein Vollidiot dastehen. Ich will mir nicht wieder Hoffnungen machen, die dann schamlos von dieser Truppe zerschmettert werden. Mit weiß-blauer Brille stehe ich hier und sage, daß es ab jetzt einfacher wird, weil dem MSV kein Abwehrbollwerk mehr gegenüberstehen wird. Weil sie gegen gute Mannschaften spielen und so weiter, und weiß doch, daß alles wieder kaputt gemacht werden kann. Aber eins ist sicher: Wenn diese Mannschaft mir beweist, und das hat sie getan, das sie gewillt ist, das Ding umzubiegen, dann bin ich der erste, der mitzieht. Und deswegen bleibt das Credo dasselbe, wie vor dem Cottbus-Spiel:
90 Minuten, 12 Mann, ganz breite Brust, jeden Zentimeter des Platzes beackern. Vollgas geben, alle zusammen.
Auf gehts, Jungs, wir haben immer noch eine Mission zu erfüllen.
Gruß aus Essen
Micha