Zu früh aufgegeben?
Dieser Ansatz ist m.E. nicht falsch.
Ich habe angesichts der schwierigen Situation, welche uns im Falle eines Nichtaufstiegs droht, im Thema "Alles vor dem Spiel gegen Koblenz" versucht, zu einer Trotzreaktion beizutragen. Schließlich hat man sich in St. Pauli nicht selbst um die Punkte gebracht, sondern ist vielmehr um die Punkte gebracht worden. Also eigentlich kein Grund für Resignation. Vielmehr hätte man hier erwarten können, dass Fans und Spieler sagen:"Wir lassen uns nicht kaputt machen! Jetzt erst recht".
Doch wie ich gleichzeitig befürchtete, blieb diese Reaktion aus. Zu dieser Vorahnung musste man kommen. Die Moral in der Mannschaft schien schwer angeschlagen, wie man aus Interviews mit Spielern und Trainer herauslesen konnte. Gleichzeitig hatten die Fans auch kaum noch die Motivation zu kämpfen. Auf Grund des neuerlichen Abstiegs aus der Bundesliga hat sich dort ein gefährlicher Glaube breit gemacht, dass man -wenn es Spitz auf Knopf steht- am Ende doch wieder mit leeren Händen dastehen wird. Das sei ein Gesetz des MSV. Ein Gesetz, an das ich nicht glaube und welches gerade im Aufstiegskampf durch die Vergangenheit des MSV oft widerlegt wurde.
Ferner zeichnete sich über das Online-Ticketing (so viel kann man hieraus eben doch lesen) ein sehr schwacher Besuch gegen Koblenz ab. Die Stimmen im MSV-Portal waren eher von Resignation geprägt. Das Forum spiegelt die Stimmung bei den Treuesten wieder, denn nur diese sind so positiv verrückt, sich fernab des Stadionbesuchs minuten- oder stundenlang mit dem MSV zu befassen, indem sie die Tasten drücken.
Als ich dann am Sonntag zum Stadion kam, war ich trotz der Vorahnung maßlos über die lediglich herantröpfelnden Zuschauermengen enttäuscht. Und hierüber werde ich auch immer enttäuscht sein, denn ich habe auch Zeiten erlebt, in denen wir mit Lienen abgeschlagen auf Platz 18 standen und noch die Massen mit absoluter Nibelungentreue vor den Kassen standen. Und auch in der vergangenen Saison haben sich die MSV-Fans trotz Negativserien gegen ihr vermeintliches Schicksal aufgebäumt. Denkt mal an das legendäre Bochum-Spiel, aber auch in den Heimspielen rutschte man fast nie unter 20.000. Diesmal war es anders.
Der Wille war auf Platz und Rängen gebrochen oder besser gesagt schienen die Kräfte erschöpft, weil das Feuer erloschen war. Eigentlich unfassbar -all dies wegen eines einzigen Fehlpfiffs, eines Eingriffs von Aussen. Weniger eines Fehlers der Mannschaft. Man stelle sich vor: Wir hätten in St. Pauli gewonnen. Jeder, der unter den 3.000 MSV-Fans in Pauli stand, weiß, was dann auf Platz und Rängen gegen Koblenz losgewesen wäre. So aber dieser Absturz, der sich nach dem 2-2 in den Gesichtern vieler Fans und Spielern abzeichnete.
Der Fehler liegt dennoch nicht nur in dieser Fehlentscheidung. Damit muss man leben können und damit konnten wir auch 2006/07 leben. Damals gab es reihenweise schwere Fehlentscheidungen zu Lasten des MSV, reihenweise Nackenschläge auf der Saisonzielgeraden, doch man rappelte sich auf. Diesmal waren wir alle dazu nicht der Lage.
Die Spieler haben es nicht verstanden, Pauli abzuhaken. Neururer hat es nicht verstanden, Pauli aus ihren Köpfen zu kriegen und in der Mannschaft den nötigen Kampfeswillen für die letzte Chance zu wecken.
Die treuen Fans, die den Weg gegen Koblenz fanden und daher eigentlich außerhalb jeder Kritik stehen, wirkten aber auch wie eingelullt, weshalb ich nach dem Spiel geschrieben habe, dass sie den Sieg gegen Koblenz auch nicht verdient gehabt hätten. Wo war denn der aufweckende Oberrang in der 70ten und 75ten Minute? Wo der Unterrang? Wo war die Gegen- und Haupttribüne muss ich ja wohl nicht fragen, denn das einzige, was in Duisburg die Zeiten überdauert, ist die immer recht volle Fankurve. Wo waren Sonntag überhaupt die 7.000, die an einem Freitag um 18h gegen Mainz 05 mehr gekommen sind? Alles treulose Fahnenflüchtige! Beim ersten Gegenwind wird die Flinte ins Korn geschmissen. In der letzten Saison sah das noch anders aus.
Hier im Forum kam bei einigen die Idee auf, aus Trotz Plakate mit Hinweis auf die Schiedsrichterentscheidungen anzufertigen. Frei nach dem Motto "Jetzt erst recht". Nichts wurde umgesetzt. Das Stadion sowie die Spieler hätten nach dem Fehlpfiff von St. Pauli brennen müssen. Doch lediglich nach dem 2-1 war ein leises Aufflackern zu sehen. Die Spieler wandten sich nach dem Torerfolg im Kollektiv der Kurve mit auffordernden Gesten zu. Wer kann sich daran noch erinnern? Sie schienen uns zuzurufen:"Wacht endlich auf und feuert uns an!" In anderen Phasen des Spiels waren es die Fans, die in Richtung Spieler skandierten:"Schießt ein Tor für uns". Alle forderten ohne wirklich etwas zu geben! Jeder wartete auf die Initialzündung des anderen. Doch diese blieb aus.
Jetzt, aber erst jetzt nach dem Koblenz-Spiel kann man die letzten Chancen-Gläubigen als ewige Optimisten abtun. Jetzt ist das Kind wirklich in den Brunnen gefallen, weil wir es nicht besser konnten.
Wir haben als Duisburg gegen Koblenz komplett versagt. Vom einfachen Fan in der Kurve, über jeden einzelnen Spieler bis hin zum Trainer, den ich trotzdem gerne noch in Duisburg sehen würde. Aber wir wären nicht mehr Duisburg, wenn wir nicht wieder aufstehen würden!
Jetzt ist die Chance vertan, aber das Leben geht weiter. Dieses Kollektivversagen gegen Koblenz war eben nicht typisch MSV. Typisch für den MSV wäre eher, dieses Kollektivversagen als typisch zu betrachten.

Aber ich weiß, wir können es besser. Und schon bald werden wir es wieder zeigen! Wir sind und bleiben Duisburg! Für einen wahrhaften Duisburger wird es im ganzen Leben niemals eine Alternative geben! Und wenn es noch 1, 2 Klassen tiefer geht. Man ist hier geboren oder hat von Kindheitsbeinen sein Herz an den MSV verloren. Das sollte eben so sein. Das ist Schicksal. Leicht war es nie. Und das wird so bleiben, egal was Hellmich, Hübner, Makiadi und Neururer machen. Die echten Konstanten im Verein wird man weiterhin auf den Rängen finden.