Eine Tatsache ist, dass wir, wenn wir wenigstens das vielgeschmähte Stadion nicht hätten, bezüglich von Sponsoren tatsächlich völlig auf dem Hund wären. Dass sich das Engagement im Bereich zweite Liga für Grosssponsoren, sprich dicke Fische, eher nicht lohnt, ist auch schon ausführlich diskutiert worden. Hier bieten wir wenigstens eine Kulisse, die allerdings, wenn wir absteigen müssten, mit vielleicht zwei- bis achttausend Zuschauern, zu einem Ort des Grauens werden könnte. Hellmich-Marketing hatte eben den Vorteil, dass der Alte vom Chef viel rumkam und in ganz Deutschland was baute, das hat für Sponsoren einen gewissen Anreiz, weil es zahlreiche tragfähige Vernetzungsmöglichkeiten verspricht.
Niemand wirbt bei uns, damit die Zuschauer im Stadion die Produkte kaufen, die sie an den Banden annonciert sehen. Interessant wird diese Form der Werbung erst bei entsprechender Verbreitung durch das Fernsehen. Hier ist die Liga zwei in einer absoluten Nischensituation, was aber für alle anderen Teilnehmer ebenfalls gilt. In einer sich rasant entwickelnden Stadt wie Düsseldorf fällt eben genug über den Zaun, um einen Fussballclub schon ab Liga Drei wieder attraktiv zu machen. Leider denken im Gegensatz dazu bei Duisburg irgendwelche Niedersachsen weiterhin nur das Wort Loveparade. Ist die alte Leier bei uns.
Was der Fortuna aber eindeutig gelungen ist: sie haben sich im weiteren Umfeld ein Image geschaffen, welches trotz Rasenklau und Aufstieg vor dem DFB-Gericht positiv daherkommt. Wahrscheinlich noch nicht mal so sehr bei Fussballinteressierten, aber bei diesen ganzen Eventies, die man ja auch in Massen abfeiernd im Stadion antrifft. Wenn man sich die gähnende Leere der Ränge zu Vierte-Liga-Zeiten dort in Erinnerung ruft, wird einem dieser Wandel sehr bewusst. Parallel sind ja auch die Toten Hosen mittlerweile eine Truppe, die alle möglichen Leute hören, nur keine Punks mehr. Beide sind jetzt Mainstream und Kult, wer mit denen wirbt, der kann auch was verkaufen.
Für mich ist das eine Münze mit zwei Seiten. Nicht jeder in Düsseldorf ist restlos glücklich mit dem Hype in diesem Club, und es ist lange noch nicht raus, wohin das führt. Eine Enttäuschung auf Basis von derart hochgepowerten Erwartungen kann doppelt schwer wiegen und am Ende mehr wieder vertreiben, als dazu gekommen sind. Zudem haben potente Sponsoren bestimmte Erwartungen für das Image, welches transportiert werden soll, und es werden Abhängigkeiten generiert, wie wir ja auch am eigenen Leib erfahren haben. Beziehungskisten mit Serienqualität wie "Hellmich und die Zebras" sind keine Ausnahmen, sondern der Normalfall im Profifussball, solange es sich nicht um Bayern oder Barca handelt.
Ich persönlich sehe den Weg da, wie es auch schon aufgezeigt wurde, am vielversprechendsten, wo es um die lokale Wiederauferstehung des MSV in den Köpfen der Menschen dieser Region geht. In dieser Hinsicht ist Köln für mich der Massstab. Ich arbeite da, und du kannst da jede Frau an der Fleischtheke vom Supermarkt nach dem FC fragen, die haben spezielle Kenntnisse zu Spielern und Spielbetrieb, wie hier bei uns nur absolut eingefleischte Fussballsachverständige. Da gehört der Verein zur Stadt wie Dom und Karneval, fast egal, was die längst für einen Mist auf dem Rasen abliefern. Man mag über die ersten Gehversuche bei uns in dieser Richtung lästern oder schmunzeln, aber das muss ins Rollen kommen, dann klappt es auch wieder mit der ersten Liga, irgendwann. Und diesmal dauerhaft!