@luetteyeah
Du übersiehst einfach, finde ich, dass es sich hier in Wahrheit um ein politisches Rückzugsgefecht handelt, bei welchem bestimmte Tatbestände verwischt werden sollen. Denn, wie Rüttgers in einem Nachbarthread ausführlicher darlegte, sind die Umstände bereits so oder so eingetreten, dass es für die öffentliche Hand richtig teuer werden wird, sofern wir abschmieren. Die Politiker erwecken nun den Eindruck, als hätten sie weder aktuell noch in der Vergangenheit viel mit dem Verein zu tun gehabt, und vielleicht gelingt ihnen sogar mit Hilfe bestimmter Presseverlautbarungen eine Verschleierung. Für mich ist der einzige sinnhafte Zusammenhang, dass sie nach dem Aachen-Debakel nicht noch so eine Baustelle am Hacken haben wollen.
Fakt ist doch: geht die öffentliche Hand eine Bürgschaft für ein Projekt dieser Grössenordnung ein, wie bei uns vor etwa zehn Jahren geschehen, dann bedeutet dies gleichzeitig eine Art von Expertise, ganz wie zum Beispiel bei Griechenland. In diese Richtung geht auch die Art, wie das Gelände durch die Stadt Duisburg dem Bauherren überlassen wurde. Erst hierdurch wurde das Investment und damit der Bau der Arena möglich gemacht. Hätten Stadt und Land nicht Ausfallbürgschaften übernommen, gäbe es keine Arena. So ein Projekt läuft, das kann man nur hoffen, aber nicht wie der Kleinkredit, den der Enkel braucht, und für den die Oma mit dem Sparbuch bürgt. Experten aus den Finanzverwaltungen werden umfangreiche Risikoexpertisen vorgelegt haben, welche die Grundlage für die Entscheidungsfindung darstellten.
Daher geht es nicht um die Subventionierung eines Fussballvereines. Im Grunde könnten die Betroffenen auch Mieter eines Wohnungsprojektes sein. Es geht darum, dass die Stadt und das Land zu Vereinbarungen stehen, an welchen sie sich beteiligt haben, und die Leute, die sich damals darauf verlassen haben, dass sie nicht leichtfertig Bürgschaften raushauen, wie andere Geschenkgutscheine verteilen, nicht hängen lassen. Auch damals ging es ja wohl nicht darum, dass Ministerpräsident und Oberbürgermeister gerne Fussball gucken, sondern um die Entwicklung und damit Aufwertung der Region. Die damit verbundenen Menschen, die sich zufällig aus Fussballinteressierten, Spielern und Servicepersonal zusammensetzen, hatten wenig bis keinen Einfluss auf den Deal, der mit Hellmich gemacht wurde, und dem Stadt und Land durch ihre finanzielle Förderung und Bereitstellung von Sicherheiten ein Gütesiegel aufprägten.
Fazit:
1) Ohne öffentliche Hand kein Bauprojekt und keine Fehlkalkulation durch Hellmich. Die entscheidende politische Mitverantwortung an der Misere ist so oder so gegeben. Hierzu muss man stehen.
2) Die Insolvenz wird das Land einen Betrag in hohem zweistelligen Millionenbereich kosten, der komplett sinnfrei weg ist. Steinbrück wird sich das bis zur Wahl täglich anzuhören haben. Danach wird diese Fackel an Hannelore Kraft weitergereicht. Und noch ist der MSV ein klingender Name.
3) Mehrere Millionen jährliche Folgekosten für die Stadt sind sicher, wiederum Geldausgaben ohne irgendeinen Nutzen, aber mit garantiertem fortgesetztem Imageschaden, denn die Arena wird wahrscheinlich ebensowenig im Boden versinken wie das gelbe Stadion in Aachen.
4) Eine alternative Nutzung ist wahrscheinlich so kostenaufwendig, dass man den MSV dafür noch hundert Jahre am Leben erhalten könnte. Ein Verein, der wieder atmen kann, wird aber, diese Möglichkeit hat sich in der abgelaufenden Saison als keinesfalls illusionär dargestellt, im Zusammenwirken mit einer gelungenen Konsolidierung hinsichtlich der gewünschten Aussenwirkung, als Werbebotschafter der Stadt Duisburg funktionieren können, selbst wenn er nicht aufsteigt, aber erst recht, wenn doch. Und sofern das Letztere geschieht, wäre die Politik unmittelbarer Teil dieser Erfolgsgeschichte.