An dieser Stelle habe ich das Gefühl, dass es Zeit für mein erstes Posting wird.
Wenn's um wirtschaftliche Angelegenheiten, halte ich mich nicht für kompetent genug und bei den Spielethreads finde ich das, was ich schreiben würde, schon in anderen Postings, so dass mir dann ein "Danke" hier und da reicht. Das Thema hier brennt mir aber unter den Nägeln und aus aktuellem Anlass möchte ich hier mal meinen Senf dazugeben.
Vorab: Ich bin erst seit der Saison 04/05 Fan, darum kann ich nichts darüber sagen, wie's in den 80ern oder vielleicht auch 90ern war.
Wie aber schon im Halle-Thread der eine oder andere geschrieben hat, kann es doch nicht sein, dass man durch diesen Vergleich aktuelle Vorkommnisse, die es definitiv gibt, relativiert bzw. herunterspielt.
Was die Zeit angeht, über die ich aus persönlicher Erfahrung sprechen kann, kann ich nur sagen, dass ich Vorfälle wie in Halle bisher weder selbst beobachten konnte, noch wurde mir von anderen (Medien inklusive) Ähnliches berichtet. So naiv das jetzt klingen mag: für mich ein völlig neues Phänomen!
Und ich finde es wichtig, dass man darüber spricht. Ich persönlich möchte nicht, dass sich so was wiederholt oder gar zur Regel wird.
Das kann eine Forumsdiskussion alleine natürlich nicht leisten. Aber so schafft man zumindest ein Bewusstsein für die Problematik. Und an dieser Stelle ist es müßig, darüber zu streiten, ob man von einer Problematik sprechen kann oder nicht. Jede Parole, jeder Hitlergruß ist einer zu viel. Und der Austausch darüber ermutigt vielleicht auch den einen oder anderen, etwas zu unternehmen, wenn er Zeuge solcher Handlungen wird, weil er merkt, dass er nicht der einzige ist, dem es nicht egal ist, wenn der Block zur Bühne für rechte Propaganda wird.
So war es auch bei mir, womit ich zum o.g. aktuellem Anlass komme. Eine Geschichte vom Ingolstadt-Spiel, die ich nicht erzähle, um möglichst viele "Danke"s zu erhalten, sondern, weil sie eben 2 Dinge zeigt:
1. Dass es Fakt ist, dass Leute aktiv versuchen, die Kurve zur Verbreitung ihres braunen Gedankenguts zu nutzen.
2. Wie wichtig es ist, diese Diskussion zu führen.
Wir standen wie immer ziemlich weit unten links in Block I. Schon beim Reingehen fielen mir 2 Aufkleber vom Nationalen Widerstand am Zaun auf. Der eine, wenn ich mich recht erinnere, lediglich mit dem Schriftzug und der blau eingefärbten Duisburger Skyline (den gleichen habe ich vor ein paar Wochen bereits aus der Bahn an der Haltestelle "Sonnenstr" in Walsum entdeckt und aufgrund seiner Farbe zunächst für einen MSV-Aufkleber gehalten - Zufall?), der andere einer etwas ausführlicheren Aufschrift: "Antifaschistisches Pack zerschlagen! Komm zum nationalen Widerstand!"
Das ließ mir die ganze zeit keine Ruhe, bis ich so um die 15. Minute rum nen Kollegen drauf angesprochen hatte. Daraufhin sind wir runter und haben die Aufkleber entfernt bzw. unerkenntlich gemacht. Dabei habe ich von hinten nur irgendjemanden rufen hören: "Hey, lasst die dran!", was uns aber nicht davon abgehalten hat. Wir also nach getaner Arbeit wieder hoch, da lief einer von unten rechts zu der Stelle und klebte einen neuen Aufkleber dort hin. Wieder "Antifaschistisches Pack zer..." usw. Auf dem Weg in die Halbzeit wieder mit dem Schlüssel zerkratzt und auf dem Rückweg das Ganze noch mal.
In der zweiten Halbzeit kamen dann aber keine neuen Aufkleber und der Anbringer war auch nicht mehr zu sehn (ob das jetzt unser Verdienst war, sei mal dahingestellt).
Ich glaube nicht, dass ich so gehandelt hätte, wäre hier nicht so lang und breit über Halle diskutiert worden.
Was will ich damit sagen?
1. Augen und Ohren immer offen halten! Auch wenn es immer wieder heißt, der MSV hat kein Nazi-Problem - jeder Nazi ist ein Problem!
2. Man muss sich nicht immer in Lebensgefahr begeben, um etwas zu tun. Natürlich sollte man stets das Risiko abwägen. In meiner Situation war ich halt zum einen nicht alleine und zum anderen dachte ich mir, dass es keine gute Werbung für den nationalen Widerstand wäre, wenn man mich jetzt für das Entfernen der Aufkleber mitten im Block zusammenschlägt.
3. Diskussionen wie diese sind wichtig!
Abschließend will ich noch loswerden, dass es mir fernliegt, eine Gesinnungskontrolle am Eingang zum Stadion zu fordern. Wenn ich ins Stadion gehe, dann um Fußball zu gucken. Da will ich weder mit rechter noch linker Propaganda belästigt werden. Meinetwegen kann auch jedes Antiantifa-Mitglied, dass am Freitag da war, beim nächsten mal wiederkommen. Wir leben ja in nem freien Land. Aber bitte: Lasst eure Aufkleber zuhause!
Außerdem betrachte ich diese Diskussion völlig losgelöst von irgendwelchen Fangruppierungen. Schwarze Schafe kann es überall geben. Dass sich aber ein ganzer Fanclub ausdrücklich rechts positioniert, glaube ich nicht. Ich denke, davon hätte man im Laufe der Jahre gehört.