Der MSV hat in den letzten 10 Minuten (aber auch schon davor) gehörig an der Zeitschraube gedreht. Die Nettospielzeit betrug alleine in diesem Zeitraum von mir handgestoppte 3:55 Minuten, was "theoretisch" schon sechs Minuten Nachspielzeit rechtfertigen würde. Die anderen 35 Minuten der zweiten Halbzeit noch nicht mal berücksichtigt...
Ich weiss Deine Beiträge in aller Regel als Bereicherung des MSV-Portals zu schätzen, halte aber Dein obiges Zahlenspiel trotz zu vergegebener Fleißpunkte für wenig aussagekräftig. Soweit man die knapp vier Minuten Nettospielzeit nicht in Relation zu Durchschnittswerten stellen kann, fehlt es an objektiver Belegbarkeit und Aussagekraft. Insbesondere wird nicht deutlich, inwieweit die nicht gespielten sechs Minuten tatsächlich auf ein Zeitspiel unserer Mannschaft zurückzuführen sind. Zwingend nachzuspielen ist beispielsweise das langsame Verlassen des Platzes durch den ausgewechselten Spieler. Gerade hier war aber nicht erkennbar, dass sich unsere Ausgewechselten aussergewöhnlich viel Zeit gelassen hätten. Auch die Zeit, die sich Wiedwald bei Abschlägen gelassen hat, war noch im Rahmen und hätte vielleicht einen Zuschlag von einer Minute gerechtfertigt.
Wenn man wie Du die Nettospielzeit per Hand stoppen und eine entsprechende Nachspielzeit berechnen würde, wären Nachspielzeiten von 10 oder 15 Minuten die Regel und wir hätten eine andere Sportart.
Wenn ich die letzten Jahre Fußball Revue passieren lasse, sind vier Minuten Nachspielzeit in einem Ligaspiel schon happig und werden nach gängiger Praxis nur dann "verhängt", wenn es zu Szenen wie langen Verletzungspausen, Spielunterbrechungen durch äußere Einwirkungen oder längere Diskussionen mit Spielern und Verantwortlichen gekommen ist. Gerade diese Szenen haben gestern gefehlt.
Im Ergebnis bleibe ich dabei, dass nicht das gestrige "Zeitspiel" der Zebras, sondern die Nachspielzeit die üblichen Maßeinheiten einer aus der Bundesliga bekannten Ermessensausübung überschritten hat.
Es ist weniger "unsere" Sicht durch die Vereinsbrille als Dein übersteigerter Wunsch nach ehrenhafter Objektivität, der hier -ausnahmsweise mal- die Sinne vernebelt.
Auch ist die Kartenvergabe ein sehr subtiles Mittel. Dass Gelbe Karten für Schlüsselspieler auf Dauer zerstörerischer als so mancher unberechtigter Elfmeterpfiff wirken können, haben wir in Bochum im Fall Bomheuer gesehen. Allein auf Grund seiner -man muss sagen- berechtigten Gelben Karte und der erforderlichen Auswechslung ist das Spiel gekippt. Wenn also unsere Achsen Sukalo, Bajic, Koch und Co, die allesamt sehr körperlich spielen, bereits in der ersten Halbzeit vorbelastet sind, ist das eine hohe Hypothek. Das Kartenspiel war unausgewogen -wie Du selbst einräumst.
Hätte der junge Schiedsrichter keinen Gegenwind der endlich aufwachenden Ränge und der tobenden Seitenauslinie gespürt, hätte er uns mit seiner Kartenpolitik in Grund und Boden gepfiffen. Aber die Zuschauer standen kurz davor, wirklich auf die Barrikaden und vielleicht sogar darüber zu gehen. Der Schiedsrichter hat sich in Halbzeit 2 einigermaßen gefangen und umgedenkt.
Aber grundsätzlich scheinen sich die Schiris kein eigenes Bild von dem Auftreten unserer Spieler zu machen, sondern mit einer vorgefertigten Meinung über eine angeblich "schwierige Mannschaft" in das Spiel zu gehen. Da kann sie sich ruhig so tadellos wie gestern verhalten. Es gibt nichts Schlimmeres als mit Vorurteilen beladene Schiedsrichter.