So fühlt sich also ein Sieg an. So kann man empfinden, wenn man mal zu den Siegern gehört.
Ich habe mich heute mehr pflichtbewusst als freudig entgegenfiebernd auf meinen Platz gesetzt. War ganz schön windig da oben in der fast letzten Reihe der Nord. Tief eingemummelt ignorierte ich die Aufforderung zum stehenden Absingen der Hymne. Als die Mannschaft einlief wunderte ich mich nur kurz über das späte Abspielen des Zebratwists wedelte dreimal müde mit dem Schal und brüllte einmal MSV.
Und dann habe ich mich wieder hingesetzt und versuchte mich auf das Geschehen zu konzentrieren. Ich wurde allerdings immer wieder abgelenkt durch so wichtige Dinge, wie die Suche nach einem verschwundenen Ball, die damit endete, dass ein Balljunge unter die Werbebande kriechen musste. Ich dachte schon, das wäre das Highlight der ersten Halbzeit bis kurz darauf dieser Volleyknaller von dem Zuschauer auf der Haupttribüne zurück aufs Spielfeld geballert wurde. Guter Schuss, klasse Technik, dachte ich.
Und dann kam die Hochzeit des Schiris .. er verteilte die gelben Karten als wäre irgendwo Ausverkauf. Und so langsam kamen die Emotionen zurück. Das donnernde Schieber, Schieber erinnerte mich an früher. Und als ich merkte, dass der Schiri Wirkung zeigte, war ich erstmal zufrieden. Wenn schon kein guter Fussball geboten wird, dann ist es immer gut, ein Feindbild zu haben. Auf jeden Fall war ich schon mal gut drauf.
Und dann irgendwann in der zweiten Halbzeit war alles wie früher. Fremde Menschen lagen sich in den Armen, alles gröhlte bis zur Heiserkeit. Und als Exlager dann die 100% knapp neben das Tor setzte, dann war kein Halten mehr. Ich rüttelte an meinem Sitz bis das Nummernschild abfiel. Fluchte und schimpfte, stampfte und brüllte wie früher. Emotionen durch und durch, vollkommen unkontrolliert.
Die Minuten verrannen relativ schnell, Braunschweig recht harmlos. Großes Pfeifkonzert als die vier Minuten Nachspielzeit angezeigt wurden. Ein wenig Gezitter, aber irgendwie war ich mir sicher, dass das nicht in die Hose geht. Dafür hatten unsere Jungs den Braunschweigern den Schneid abgekauft. Die Gelben hatten richtig Angst, wenn einer unserer Jungs angerannt kamen. Ball um Ball wurde vom Tabellenzweiten sinnlos weggepölt. Harmlos.
Und dann der Schlusspfiff. Endlich. Wir sind deutscher Meister - mindestens!

Fäusteballen, brüllen, klatschen, jubeln alles eins und alles ohne zu denken. Aus dem Stadion wildes Gesinge, auf der Autobahn unmotivierierte Gehupe und wieder Fäusteballen und Jubelschreie.
So fühlt sich also ein Sieg an ... fühlt sich gut an.
Mehr davon, MSV!
Ach ja ... wahrscheinlich sind diese Holländer schuld, die schon gegen Regensburg da waren
