Der Schwarzmarkt blüht
LÄNDERSPIEL-TICKETS.
In den Internet-Auktionshäusern sind überteuerte Karten erhältlich. Der DFB droht mit Konsequenzen.Der Buchholzer Frank Meißburger traute seinen Augen nicht, als er am späten Montagabend im Internet auf die Seite des Auktionshauses "Ebay" schaute. Der Pfarrer hatte sich zuvor stundenlang vergeblich um Tickets für das Fußball-Länderspiel zwischen Deutschland und Dänemark in der
MSV-Arena am 28. März bemüht. Bei Ebay blüht nun der Schwarzmarkt. Ein Anbieter aus Dresden, der als " Ticket-Online-Shop" auftritt, bot gestern 88 Tickets zum Kauf an. Darunter zum Beispiel Eintrittskarten, die 35 Euro kosteten, zum Festpreis von 69 Euro.
Im Netz gibt´s Tickets als Massenware, obwohl der Verkauf in Internet-Portalen verboten ist. "Wir können die Käufer von Sitzplatzkarten ermitteln. Wenn wir feststellen, dass die Karten im Internet zum Verkauf stehen, schließen wir die Käufer für künftige Spiele aus", erklärte gestern Klaus Koltzenburg, Mitarbeiter der Pressestelle des Deutschen Fußball-Bundes.
Für die Fahnder ist es allerdings eine Sisyphusarbeit. Die Verkäufer besorgen sich die Tickets in der Regel nicht persönlich, sie schicken Strohmänner in den Vorverkauf. Sanktionen durch den DFB können sie so leicht verkraften.
MSV kämpft gegen Ebay-Händler
Da der DFB Ausrichter des Länderspiels ist, hat der
MSV mit den juristischen Konsequenzen des Schwarzmarkthandels nichts zu tun. Allerdings gehört der Ärger mit Internetverkäufern bei den Zebras trotzdem zum Tagesgeschäft. "Ein Rechtsanwalt ist für uns tätig, ein Mitarbeiter durchforstet ständig das Internet, zurzeit sind rund 100 Gerichtsverfahren anhängig", sagt
MSV-Ticketing-Leiter Tom Pospischil. Vor allem in der letzten Saison, als die Zebras noch in der Bundesliga kickten, blühte der Schwarzmarkt im Internet. Aber selbst in der 2. Liga wittern Internet-Händler ihr Geschäft. Heimspiele gegen Köln und Essen dürften in der zweiten Serie im Fokus der Händler stehen. Je nach sportlicher Situation könnte das Stadion an der Wedau ausverkauft sein.
Wie die Schwarzhändler an ihre Länderspiel-Tickets gelangten, kann Pospischil nur mutmaßen. "Sicher standen einige auch bei uns in der Schlange, andere werden sich Karten über Online-Vorverkaufstellen besorgt haben", so der
MSV-Mitarbeiter. DFB-Sprecher Klaus Koltzenburg weiß, dass auch Eintrittskarten aus dem Kontingent des "Fanclubs Nationalmannschaft" im Netz zum Verkauf stehen. Wer dem Fanclub angehört, hat ein Vorkaufsrecht. "Hier droht ein Ausschluss aus dem Fanclub", so Koltzenburg.
Den klassischen Schwarzhändler vor den Stadiontoren gibt es übrigens, so Pospischil, auch noch.
16.01.2007
DIRK RETZLAFF
Quelle