Ich habe mir die Kieler heute auch mal etwas genauer angeschaut. Ich finde, Neitzel hat gute Arbeit gemacht und mit individuell nicht überragenden Typen eine homogene Mannschaft geformt. Sie sind spielstärker als ihr Ruf und unseren Jungs mit ihrer hohen Offensivpräsenz im Zehnerraum und der aggressiven und kollektiven Arbeit gegen den Ball nicht ganz unähnlich. Auf jeden Fall keine Truppe die nur über Kampf, Schauspielerei und Standards kommt.
Durch`s Zentrum finde ich sie im flachen Spielaufbau etwas schwächer, sowohl im Sechserraum als auch in höheren Zonen. Kann natürlich auch am starken Gegner Bielefeld gelegen haben. Viel Interesse über die Sechs aufzubauen hatten sie aber nicht. Entweder ging`s die Flügel rauf oder es folgte ein halbhoher Flugball auf die Offensivreihe, die sich auch passend positionierte, um Chancen auf die zweiten Bälle zu haben. Der zweite Sechser schob immer gut nach, die Außen zog es in die Mitte.
Einen Freigeist wie Janjic im Zehnerraum haben die nicht. Die Stürmer lassen sich mal für kurze Ablagen fallen, was aber gruppentaktisch nicht sonderlich aufregend eingebunden ist, sondern eher improvisiert angewendet wird. Dafür haben sie die Flügel aber ganz gut beackert. Beide Tore über Dicks linke Seite, wobei sie sich manchmal auch auf den Außen festspielten. Bielefeld hat aber auch immer gut zugeschoben und die Verbindungen gekappt. Sollte ein Vorbild für uns sein. Das erste Tor hingegen sollte Warnung sein. Da hat Bielefeld im Zentrum einfach gepennt. Kiel hat durch einen einfachen, nachstoßenden Lauf des ballfernen Flügelspielers Überzahl geschaffen und die Zuordnungen durcheinander gebracht.
Gegen den Ball fand ich die Störche auch ziemlich gut, wobei ich mich schwer getan habe, die genaue Systematik zu durchschauen. Ich vermute, die spielen mit klaren Mannorientierungen, wobei die Gegenspieler auf Kosten der mannschaftlichen Ordnung auch bei weiten Wegen verfolgt werden. Deswegen war die Formation manchmal schwer zu erkennen (ich habe zeitweise sogar eine Dreierkette hinten gesehen

). Die Mannorientierungen erschwerem dem Gegner natürlich den konstruktiven Spielaufbau, weil immer Gegnerdruck herrscht, jede Ungenauigkeit im Passpiel und der Ballverarbeitung zu Ballverlusten führen kann. Zudem wird damit ein Aufdrehen, also Gesicht Richtung Tor, erschwert. Könnte in der Anfangsphase im Spiel gegen uns ein Geduldsspiel werden, je nachdem wer die Initiative ergreifen muss.
Aber die Mannorientierungen können auch genutzt werden. Man kann durch gut abgestimmte Bewegungen Gegenspieler mit- und Räume freiziehen. Janjic ist hier einer, der das ziemlich gut bespielen könnte. Dafür müssten sich einer seiner Mitspieler mal unorthodox/gegenläufig bewegen, den Gegenspieler rausziehen und Janjic dann in den freien Raum starten und den Ball dorthin bekommen. Als Beispiel: Bohl kommt die Linie mit Ball hoch, Klotz lässt sich diagonal fallen und zieht den Gegenspieler mit, Janjic startet in seinem Rücken, der Ball wird in den freien Raum gelegt und von Janjic angenommen. Ein IV muss dann rausrücken und aushelfen. Im Zentrum ergeben sich Lücken. Onuegbu bindet den zweiten IV. Dausch kommt im Rückraum angedauscht...äh....angerauscht und verwandelt zum 1:0...oder so ungefähr...


