Gelinde gesagt eine Katastrophe zum Rückrundenauftakt. Nachdem es mit Gruev bisher bezüglich Ballsicherheit und strukturiertem Spielaufbau aufwärts zu gehen schien, scheint uns das Leipzig-Spiel in dieser Hinsicht wieder um Lichtjahre zurückgeworfen zu haben. Alle Fehler, die sich in der Äera Lettieri eingefressen haben, scheinen reaktiviert zu sein, und hinzu kommt nun auch noch, dass Gruev offenbar entweder zu null Prozent in der Lage oder zu null Prozent dazu bereit ist, an seiner taktischen Grundausrichtung irgendwann im Verlauf eines Spieles mal etwas zu ändern, oder aber Auswechslungen wie Lettieri mit Umstellungen so zu verbinden, dass der abgekämpfte Gegner spät im Spiel nicht nur mit anderen Spielern, sondern auch mit einer geänderten Konzeption umgehen muss. Hier versuchten zwei Mannschaften, gar keinen Fussball zu spielen, Lautern genügte eine einzige präzise Aktion in dem ganzen Spiel, um diese sehr wichtige Partie für sich zu entscheiden.
Selbst eingedenk dessen, dass die bärenstark verteidigten und uns überzeugend hoch anliefen und unseren Spielaufbau behinderten, ohne dass sie sich hinten entscheidende Blössen gaben, und auch wenn man in Rechnung stellt, dass Bajic mit seiner Erfahrung da doch gefehlt haben könnte, wirft dieses Spiel Fragen auf. Für mich in erster Linie in Richtung Ilia Gruev, ehrlich gesagt, den ich bisher rückhaltlos unterstützt habe, obwohl ich das Aus für Lettieri unverändert bedaure. Klar, kann man lange darauf setzen, dass man gegen die grossen Lauterer vielleicht irgendwas mit Kopfballübermacht erreicht, aber nach dem wir auf diese Weise gar nichts erreichten, nicht mal halbwegs gefährliche Torchancen heraussprangen, war es fatal, dem wendigen Strafraumdribbler Chanturia in der Situation nicht doch noch seine Chance zu geben.
Dass demonstrativ Klotz für ihn ran durfte, war mich vor allem psychologisch gesehen ein schwerer Fehler, darüber kann man für mich kaum geteilter Meinung sein. Das ist für mich zunächst nur als ein pseudopädagogisches Mätzchen des Trainers zu erklären, etwas, was sich Gruev in unserer Situation, wo es wirklich auf jeden ankommt der irgendetwas Kreatives beitragen kann, nicht leisten darf. Und zwar weder im Bezug auf Chanturia selbst, noch im Bezug auf die Spieler insgesamt. Jetzt ist der Eindruck entstanden, dass Gruev selbst in unserer Notlage persönliche Animositäten höher ansetzt, als die dringend einzufahrenden Punkte, zumal der arme Klotz leider völlig wirkungslos geblieben ist, und er jetzt als Lückenbüsser, der aber versagt hat, ziemlich dumm dasteht.
Ich hoffe nur, es wird sich noch eine andere Erklärung bieten, vielleicht eine Verletzung Chanturias beim Warmmachen. Wenn nicht, ist dies fatal
Lange nicht mehr so einen eindimensionalen, ausrechenbaren Mist gesehen, eigentlich von beiden Mannschaften. Lautern reichen solche Grottenkicks aber, um damit halbwegs stabil im Mittelfeld weiter herumzuturnen. Wir werden gegen einen solchen Gegner in einer solchen günstigen Ausgangslage nicht noch mal eine Gelegenheit erhalten, entscheidenden Boden gut zu machen.
Für mich seit Brauschweig der gravierendste Tiefpunkt, mit dem Unterschied, dass es aktuell weniger Anlass zur Hoffnung gibt, als jemals zuvor. Wenn wir es heute nicht hochreissen konnten, wann denn dann noch?