Für mich war Koch neben Sukalo alles in allem, und trotz einiger Durchhänger, die in dem Alter vermutlich nicht ausbleiben können, bei uns der stärkste Mittelfeldspieler der abgelaufenen Saison. Die früheren, unbekümmerten und spritzigen Antritte fehlten weitgehend, aber er spielte, zudem im permanenten Abstiegskampf, auf einer taktischen Schlüsselposition, und bekam also nicht mehr die Freiheiten, die er unter Sasic so stürmisch zu nutzen gewusst hatte.
Insgesamt fand ich ihn auf der Sechserposition aber stärker als Hoffmann, und alle Bänder, Knochen und Muskelbündel haben am Ende auch durchgehalten. Wenn erste Liga, dann will man den Jule da sehen, wo man ihn auch sehen kann, da sind die Chancen bei Mainz nicht mal schlecht. Dass es das nach "menschlichem Ermessen" mit der heissen Zebra-Affäre würde gewesen sein, schien ja nach den ungeschriebenen "Gesetzen der Branche" schon vorher so gut wie sicher.
Vielleicht gab es mal so eine Zeit, wo so ein Kerl bei uns fünfzehn Jahre geblieben und durch alle Ligen mitgegangen wäre. Für mich ist er einer der wenigen, die zumindest noch das Gefühl vermitteln, dass diese Zeiten nicht gerade die schlechtesten waren, was "Fussballkultur" betrifft. Ist halt alles nicht mehr, und fertig. Kann der Junge auch nix für. Wie das war, als er zum ersten Mal wieder auf dem Platz auftauchte, mit seinen leuchtend hellen Haaren und seinen charakteristischen, immer extra lässig wirkenden Bewegungsabläufen, darin war eben am Ende alles zusammengefasst, was uns Meidericher Zebras ausmacht: die Hoffnung auf bessere Zeiten, die einen niemals aufgeben lässt, die Solidarität untereinander, die du brauchst, weil es nicht jedes Jahr fette Finalsiege geben wird, aber auch die Energieleistung und die verrückte Euphorie jener Kellerkinder, die aus dem Stegreif den Pokal gerockt haben.
Auch dass wir, Stichtag heute, vor der Frage stehen, ob uns der Einzug ins Pokalfinale am Ende mehr geschadet als genützt haben könnte, dafür kann Jule Koch nichts. Der hat seinen Job gemacht. Andere haben das nicht, obwohl er wesentlich dazu beitrug, optimale Voraussetzungen zu schaffen. "Hat nich sollen sein" reicht da nicht. Für mich ist insbesondere mit diesem Spieler auch viel "Politik" verbunden. Seine Geschichte hier bei uns verweist auf das, was gegangen wäre, auch in heutigen Zeiten, aber eben doch nicht ging, weil es nichts, keine einzige Stelle, keinen klitzekleinen weissen Flecken auf der Landkarte mehr gibt, der nicht den Vermarktern gehört.
Schade, dass es jetzt, hier, unter diesen Umständen enden muss. Gerade Jule Koch hat Lebensfreude, Willensstärke und Feuer verkörpert, wie zu seiner Zeit hier kein Zweiter. So geht es dahin.
Trotzdem, mach es gut, Mann. Und werde ein ganz Grosser! Wir begleiten dich dabei, von ganzem Herzen, auch wenn es nur noch durch die Glotze ist!