Mission accomplished...
Sehr geehrte Damen und Herren,
was war das eine Reise, sie ging von Bernard Dietz bis zu Heribert Macherey, sie hatte immer mit dem Dicken und großartigen Zeiten zu tun, und jede kleine Episode zeigte einem, dass dieser Verein dann doch in vielen Köpfen eine größere Rolle einnimmt, als man allgemein annimmt. Nun denn, wir haben Michael Tönnies das Album übergeben, aber dazu kommen wir gleich. Denn vorher gilt es sich bei all jenen zu bedanken, die vor vier Monaten gesagt haben: „Alles klar, wir sind dabei...“, und die dafür Sorge getragen haben, dass wir die Nummer hier angemessen über die Bühne bringen konnten. Es ist absolut klar, dass man etwas, welches nach und nach diese Größenordnung erlangt, nicht alleine stemmen kann, und während ich hier den Informationsheini gab, über den Verlauf der Aktion berichtete und mich um solche Dinge kümmerte, bastelten im Hintergrund ein paar emsige Leute an der Aktion. Wir hatten uns als Zeitfenster vier Wochen gesetzt, mittlerweile sind vier Monate draus geworden, und das lag vornehmlich daran, dass sich von jetzt auf gleich ein paar Leute ins Boot gesetzt haben, die der ganzen Geschichte einen ganz eigenen Drive gaben. Und diesen Leuten gehört zuallererst einmal der Teppich ausgerollt... Also, let´s go... das sind die Helden....
Einen Tag nach dem Start der Aktion bekam ich einen Anruf von einer ziemlich aufgekratzten Dame, die ich bis dato noch nicht kannte. Dieses Wesen erzählte mir etwas von: „Wir müssen jetzt noch den Kader von damals zusammentrommeln...“ bis hin zu „Ich kenn den Schmidt, ich ruf da mal an“. Als Nicki sich mit ins Boot gesetzt hat, kannte die Nummer keine Grenzen mehr, einmal pro Tag haben wir telefoniert, und jedesmal kamen neue Dinge zum Vorschein. Irgendwann stand ich vor dem Turm der Stadtwerke, mitten im Puffgelände und traf mit Nicki auf Heribert Macherey, meinem Torwartidol, der uns mit Fotos und einem handgeschriebenen Brief versorgte. Nicki hat einen Großteil der Kontakte hergestellt, sie hat sich die Finger wund telefoniert und alles, sich selbst wie ihr Auto wie ihr Telefon in Bewegung gesetzt, um Fotos, Zeitungsartikel und Briefe von den Weggefährten des Dicken einzusammeln. Ohne die Kleine hätte der Scheiß in dieser Dimension nicht funktioniert.
Es dauerte keine sechs Stunden, bis wir Don Zebro im Boot sitzen hatten, und trotzdessen, dass der Kerl R.E.M. hört und damit eindringlich seinen Mangel an Geschmack kundgetan hatte, ist zumindest seine Freundin ästhetisch gut unterwegs. Natascha hat unentgeltlich das Album gestaltet, die beiden sind nach Meiderich gekommen, hatten Spritkosten und Stress, mussten mit uns Termine vereinbaren, Übergaben regeln, das Album bestellen, sie mussten Rechnung nachordern, die ich verbummelt hatte, und, und, und. Das Ergebnis sieht man oben, ich denke, es spricht für sich. Wer einmal, und das in aller Dezenz, seine Heirat oder sonstige Anlässe fotographiert haben möchte; Natascha ist selbstständige Fotographin, man kann ihre Arbeit unter
www.nataschaweyers.de einsehen. Lady, das ist das mindeste, was ich für dich tun kann, und ich bewundere euer beider Engagement. Man sieht in jedem Bild, das ihr gestaltet habt, mit wie viel Herzblut ihr dabei ward.
Der User Schwicheldt stand irgendwann vor meiner Tür und übergab bei einem Besuch in der Heimat sein Geschenk an Tönnies. Als er bei unserem ersten Treffen sagte, dass er Roland Kaiser und Oliver Kahn anhauen würde, glaubte ich nicht daran, dass man so etwas hinkriegen könnte, aber ich wurde ziemlich schnell eines besseren belehrt. Ein paar Wochen später trudelten ein Genesungswunsch Roland Kaisers und ein signiertes Buch von Oliver Kahn bei mir ein. Der Biss, den der Kerl gezeigt hat, hat mich schwer beeindruckt, es war eine Freude etwaige E-Mails als Blindkopie zu erhalten und den Weg verfolgen zu dürfen, den der Kerl auf sich nahm, um die Dinge aufzutreiben.
Als ich Andreas Kraitzek kennenlernte, dachte ich, ich sei auf einen Irren getroffen. Der Kerl liebt den Karneval, er ist mit einer Handpuppe unterwegs, alles Indikatoren, die dafür sprechen, dass der Kerl sie nicht mehr alle auf dem Zaun hat. Aber der Junge hat Herz. Er hat den Kontakt zu Tönnies hergestellt, er hat eine siebentägige Reise für Tönnies mitsamt persönlichem Chaffeur in die Schweiz als Spende eingestielt. Für mich so mit der unfassbarste Part dieser Aktion, ich hätte mit allem gerechnet, aber nicht damit.
Die ganze Nummer wäre ohne Organisation und Verwaltung nicht gelaufen, und ich war sehr froh, als sich das Fanprojekt mitsamt Andi ins Boot setzte, E-Mails einsammelte und korrigierte, sowie ihre Kontaktdaten zur Verfügung gaben, damit auch dort Genesungswünsche eintrudeln konnten. Die WAZ, Radio DU, Tina Halberschmidt, Kees Jaratz und Ferenc Schmidt haben im Internet und via Presse für die Aktion geworben, es fiel einiges an Arbeit an und all diese Leute haben innerhalb kürzester Zeit ihren Job gemacht und alles geregelt. Sie haben der Aktion den professionellen Anstrich verliehen und dafür gesorgt, dass wir überall auf offene Ohren trafen. Das ganze Ding wurde von vielen Schultern getragen.
Die Band Fahnder feat. The Lord hat einen Song für Tönnies aufgenommen. Auch hier glaubte ich, dass ich es mit einem verwirrten Lagerfeuerromantiker zu tun hätte, die feuchtfröhliche Übergabe der CD im Jedermann belehrte mich aber eines besseren. Vielleicht ist die Nummer nicht jedermanns Sache, aber ich hab sowohl das Lied als auch den Gedanken hinter diesem Engagement, sehr zu schätzen gewusst.
Der aktuelle Kader sowie die alten Herren sowie die Weggefährten Tönnies haben uns ihre Genesungswünsche übergeben, Günter Preuß war federführend, als es darum ging, eine Karte für Herrn Tönnies von allen alten Recken unterschreiben zu lassen. Ich danke jedem ehemaligen Aktiven, der sich an dieser Aktion beteiligt hat, und ich glaube, dass dieser Verein nur funktionieren kann, wenn alle zusammenhalten und eng beieinander stehen, zumindest, wenn die richtigen Leute es tun und wir uns wieder an unsere Legenden erinnern. Diese Jungs haben nicht nur einen fantastischen Fußball gespielt, sondern scheinen auch mit dem Herzen gut dabei, und davor kann man sich nur verneigen.
Das Album musste finanziert werden, und es dauerte exakt zwei Mails, bis die Zebraherde uns einen Betrag zur Verfügung gestellt hat, der ausreichte, um das Ding angemessen und kiloschwer herstellen lassen zu können. Derart unbürokratisch habe ich noch nie Geld von einer offiziellen Stelle erhalten, und ich hoffe, dass wir gut und übersichtlich mit dem Geld eurer Mitglieder umgegangen sind. Aber die Selbstverständlichkeit, mit der ihr euch an der Nummer beteiligt habt, zeigt, so hoffe ich zumindest, dass wir uns auch in eurem Sinne auf die Reise begaben.
Es wollten sich noch viele andere mit ins Boot setzen, wir wurden überschwemmt mit Hilfeangeboten, von Schmattes bis Thomas und zig anderen Leuten. Die Gespräche mit euch, wo ihr mir Hinweise gabt, mich auf Sachen hingewiesen und mir Tipps verraten habt, wie man dies oder jenes regeln könnte, waren Teil dieser Aktion, und jede dieser kurzen Minuten war wichtig.
Wir haben insgesamt 200 Zuschriften von Fans bekommen, zusammen mit den Bildern, den persönlichen Briefen ehemaliger Spieler und den Presseberichten geben sie nicht nur eine Huldigung sondern auch ein Zeitgefühl wieder. Ich bin glücklich, dass alle sich an dieser Reise in die Vergangenheit beteiligt und dem Dicken gezeigt haben, welchen Stellenwert er für die Fans des MSV Duisburg besitzt. Jede Zeile war wichtig, und wir hoffen, dass wir anständig mit euren teilweise sehr persönlichen Worten. umgegangen sind.
Euch allen gebührt Respekt. Ihr habt diese Aktion mit eurem Herzen und eurem Engagement über die Ziellinie getragen, ihr habt euch gerade gemacht, gearbeitet und engagiert. Mehr als ihr kann man nicht leisten, und ich bin froh, euch alle auf diese Art und Weise kennengelernt zu haben. Ganz tiefes Danke aus ganz tiefem Herzen. Ihr seid Helden. Punkt. Ende. Aus. Einfach Helden...
Für das, was ab 14:00 Uhr in Essen passierte, lassen sich kaum Worte finden, also werden wir es auf die nüchterne, knappe Art und Weise schildern, bevor mich hier gleich die Emotionen überrollen und ich noch mehr pathetisches Zeug schreibe. Um 14:05 bekam Michael Tönnies von den Fans des MSV Duisburg das Album, die persönlichen Grußkarten und Briefe, sowie CD´s und Bücher überreicht. Wir saßen in einer Eckkneipe in Essen, im Hintergrund daddelten die Spielautomaten und vor uns saß der Dicke mit Pisse in den Augen, weil er es nicht fassen konnte, „dass noch so viele Leute an mich denken“. Uwe Kober und Lothar Woelk stießen zu der Runde, Journalisten waren auch da, aber das wichtigste war, dass wir dem Kerl ein ziemlich fettes Grinsen auf die Wangen gezaubert haben, und ich will nicht wissen, wer von uns allen dort zitternd stand und sich dachte: „Das ist jetzt nicht echt, oder?“.
Michael Tönnies ist allen dankbar, die sich an der Aktion, auf welche Art und Weise auch immer beteiligt haben, er schien zutiefst gerührt, er hat mehrfach mit den Worten und den Tränen gerungen. Und wenn mich einer fragt, was mein Eindruck dieser Person war, dann kann ich nur das wiederholen, was auch schon während seiner Karriere durchschien. Michael Tönnies ist hochgradig ehrlich, vor allem zu sich selbst, er ist dermaßen geerdet, dass man nicht glauben kann, dass diese Person einstmals Oliver Kahn vernascht hat. Wir landeten irgendwann mit alle Mann an der Theke und ließen uns Anekdoten erzählen, wir sprachen mit ihm über seine Krankheit, den Verlauf und seine Karriere. Er nahm sich unfassbar viel Zeit für jeden von uns, er beantwortete jede Frage. Dicken, ich werde diese sechs Stunden nie im Leben vergessen, das schwör ich dir, und es war uns allen eine Ehre, dir im Namen der Fans des MSV Duisburg unsere Wertschätzung, unseren Respekt und unsere Genesungswünsche entgegenzubringen.
Wir haben es geschafft. Und wenn es nur das Herz des Dicken erwärmt hat, wenn es nur andere Leute dazu animiert hat, andere Aktionen zu starten, und wenn es vielleicht nur dem MSV Duisburg gezeigt hat, dass man seine Legenden nicht fallenzulassen hat, dann haben wir eine Menge erreicht. Einer für alle für einen... selten enthielt dieser Gesang für mich soviel Wahrheit wie gestern um 14 Uhr. Und wenn ihr heute abend euer erstes Bier zu euch nehmt, dann denkt vielleicht mal für einen kurzen Moment daran, dass wir im Endeffekt der coolste Haufen der Welt sind.
Gruß aus Neudorf
Micha